Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander – 1.Joh.1,7
Der Apostel Johannes verwendet in seinem Evangelium und seinen Briefen eine einfache Logik, deren Folgen aber äußerst tiefgreifend sind. So auch rund um den Begriff „Gemeinschaft“. „Gemeinschaft“ ist in der „Christenheit“ allgegenwärtig, denn letztlich begründet sich ihre Identität und Existenzberechtigung in ausgelebter „Gemeinschaft“. Wir nennen das im deutschsprachigen Umfeld „Kirche“, „Gemeinde“, „Versammlung“ etc. Diese Bezeichnungen bringen zum Ausdruck, dass die „Christen“ innerhalb ihrer Institutionen und Gebäudemauern „Gemeinschaft“ haben. Doch ist diese „Gemeinschaft“ tatsächlich die von Gott gemeinte und gewollte?
Johannes war derjenige Jünger, der dem Herrn Jesus Christus am Nächsten stand. Wollten die anderen Jünger etwas Wichtiges herausfinden, wandten sie sich anscheinend gelegentlich an Johannes (Joh.13,23-26). Offensichtlich stand Johannes in nächster Gemeinschaft mit dem HERRN. Das ergibt bereits eine eindrückliche Vorgabe, was „Gemeinschaft“ wirklich ist: die unmittelbare Nähe zum HERRN … was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus (1.Joh.1,3).
Damit ist das Grundgefüge neutestamentlicher Gemeinschaft bereits definiert: die unmittelbare Gegenwart des himmlischen Vaters und des Herrn Jesus Christus in unserem Leben. Johannes erlebte sie äußerlich während des irdischen Dienstes von Jesus Christus. Doch diese physische Gegenwart von Jesus Christus sollte einer permanenten geistlichen Anwesenheit von Jesus Christus weichen, die noch weit tiefer gehen sollte. Es ist Inhalt des Geheimnisses des Christus, wonach Christus in uns leben will – die zentrale Essenz der Paulusbriefe. Also setzt Gemeinschaft in erster Linie eine innige Vereinigung mit dem Herrn Jesus Christus voraus. Ist dies nicht der Fall, wird jede äußere „christliche“ Gemeinschaft über kurz oder lang scheitern und zum rein institutionellen Prozedere und Begriff verkommen.
„Gemeinschaft“ setzt also das Innewohnen oder die lebendige Anwesenheit von Jesus Christus in jenen Menschen voraus, die nun geistliche Gemeinschaft miteinander pflegen wollen. Darauf begründet sich u. a. auch die herrliche Gebetsverheißung von Mt.18,19-20: Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden, irgendeine Sache zu erbitten, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte. „In meinem Namen“ heißt nicht, dass sich „christliche“ Menschen zum Gebet zusammenfinden. Vielmehr basiert diese totale Gebetsverheißung auf der Tatsache, dass mindestens 2-3 Menschen mit den Namen (also der Person) von Jesus Christus vereinigt sind, also tatsächlich in Christus sind. Wahre Gemeinschaft mit Jesus Christus zu haben, bedeutet in Christus zu sein. Sind mehrere Menschen in Christus, besitzen sie unbegrenzte Gebetsverheißungen – und sind sie ihrerseits ein lebendiger Ausdruck des Christus, d. h. des Leibes oder der Gemeinde Christi – ohne sich in einem „christlichen“ Gebäude oder Raum aufhalten zu müssen. Ihre gesamte Identität gründet auf der Einheit mit Jesus Christus.
Doch diese Einheit bedingt eine absolute Voraussetzung: den Wandel im Licht. Wenn immer der Apostel Johannes Begriffe wie „Licht“, „Liebe“, „Wahrheit“, „Freude“ etc. verwendet, meint er in letzter Konsequenz immer Jesus Christus. Jesus Christus ist die wahre Substanz, der wahre Inhalt oder die letzte Begründung für diese zentralen geistlichen Werte: Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist (1.Joh.1,5). Ist Gott Licht, dann ist es auch Sein Sohn: Ich bin als Licht in die Welt gekommen, auf dass jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe (Joh.12,46) ( Joh.8,12; 9,5).
Ohne Zweifel werden wir diese Tatsache akzeptieren. Doch die massive Konsequenz davon ist: … und gar keine Finsternis ist in ihm (1.Joh.1,5). Selbstverständlich werden wir auch dies glauben – denn das ist für viele letztlich eine unverbindliche Behauptung. Damit sie aber für uns selber verbindlich wird, schreibt Johannes in seiner genialen Logik eine höchst provozierende Folgerung: Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, lügen wir und tun nicht die Wahrheit (1.Joh.1,6). Auf diese Weise wird die Sache natürlich äußerst eng und delikat. Dadurch erhalten wir u. a. auch eine wesentliche Antwort darauf, warum nahezu alle „christlichen Gemeinschaften“ in einem solch desolaten geistlichen Zustand sind.
Was bedeutet „Wandel in der Finsternis“? Die Beantwortung dieser Frage ist für aufrichtige Menschen in Christus sehr einfach. Gemeint ist jede Handlung (und jeder Gedanke!), die im Widerspruch zur gesamten Ordnung Gottes steht, wie sie in seinem Wort vermittelt wird. Johannes bleibt diesbezüglich nichts schuldig und beschreibt im weiteren Verlauf seines Briefes mehrere konkrete Varianten, wie sich ein „Wandel in der Finsternis“ und damit religiöse Illusion äußert – und wie in der Konsequenz geistliche Gemeinschaft verunmöglicht wird! Ein Beispiel: Wer sagt, dass er im Licht sei, und hasst seinen Bruder, ist in der Finsternis bis jetzt. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht, und nichts Anstößiges ist in ihm. Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet hat (1.Joh.2,9-11). Also verraten unsere praktischen menschlichen Beziehungen im Alltag sofort, ob wir im Licht oder in der Finsternis wandeln – und ob wir für eine geistliche Gemeinschaft qualifiziert sind!
Wandel im Licht setzt damit nicht nur eine innige und ungetrübte Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus (und damit mit dem Vater und dem Heiligen Geist) voraus, sondern ebenso ein völlig bereinigtes Leben (1.Joh.1,7b-10). Der erste Schritt, nachdem wir den Herrn Jesus Christus erkannt und angenommen haben, ist die konsequente Bereinigung unserer gesamten Vorgeschichte, soweit wir noch Erinnerung besitzen. Das Wort Gottes nennt diesen Vorgang Busse“ (Apg.2,38), z. B. von den toten Werken (Hebr.6,1). Was immer der Heilige Geist „straft“, muss radikal bekannt, gebrochen und ausgefegt werden – und zwar so lange, bis uns nichts mehr anklagt. Ansonsten sind wir Freiwild für den Ankläger (Offb.12,10-11), und auch der göttliche Fürsprecher beim Vater (Jesus Christus) kann uns nicht helfen (Röm.8,34; Hebr.7,25; 1.Joh.2,1).
Ins Licht kommen, ist unsere Verantwortung. Jede Verästelung der Finsternis aufzuzeigen, ist hingegen die Verantwortung des Heiligen Geistes (Joh.16,8). Anschließend alles radikal zu klären, ist dann wieder unser Teil – ebenso, wie die Verantwortung, hinfort im Licht zu bleiben, also als Kinder des Lichtes zu leben (Eph.5,8-14).
Also sind wir durch den Glauben mit dem Licht (= Jesus Christus) verbunden und werden dann durch das Licht gestraft, damit wir alle Werke der Finsternis erkennen und klären können. Was noch nicht bewusst ist, wird im Rahmen der Heiligung kontinuierlich offenbart und muss dann ebenso konsequent geklärt werden. Wer dies vernachlässigt, verstrickt sich neu mit der Finsternis und gleicht einem Hund, der wieder zu seinem eigenen Gespei umkehrt (2.Pt.2,22). Und dies disqualifiziert ihn auch für jede wahre geistliche Gemeinschaft.
Die Rahmenbedingungen für geistgewirkte Gemeinschaft sind damit definiert: Völlig mit dem Licht = mit Jesus Christus vereinigt sein und mit einen völlig bereinigten Leben im Licht = in Christus wandeln. Das Produkt ist sowohl Gemeinschaft mit Jesus Christus und dem Vater, als auch mit Menschen, die ebenfalls in Christus sind. Sind sie zusammen, erfahren sie ein Stück Realität des „Himmels“ – und dies außerhalb jedes religiösen Rahmens und Gebäudes. Und wie dies praktisch abläuft, davon redet die Apostelgeschichte ab Kapitel 2 (z. B. 2,42-47). Diese Kapitel werden dann sowohl zur Perspektive als auch zum Prüfmittel, ob wir tatsächlich im Licht wandeln, wie Gott im Licht ist. Und damit ist im Grunde genommen alles gesagt und definiert. So einfach ist die Sprache von Johannes und sind die Pläne Gottes für diejenigen, die Ihn wirklich lieben!

(Dieses Thema können Sie sich auch in einem ausführlichen Vortrag als MP3 anhören oder herunterladen)
Wir verwenden Cookies um Ihnen eine nutzerfreundliche Webseite zur Verfügung zu stellen.
Näheres finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.