Darum kommt aus ihrer Mitte heraus und sondert euch ab – 2.Kor.6,17
Quer durch das ganze Wort Gottes ergeht stets der Befehl an das wahre Volk Gottes, etwas Verkehrtes zu verlassen. Der Ruf erging einst an Noah ebenso wie an Lot. Später erfolgte er an Abram, dann an das ganze Bundesvolk Israel. Und oft konnte der HERR erst handeln, wenn Sein Volk das Verkehrte verlassen hatte, wie etwa Lot Sodom und Gomorra oder Israel Ägypten. Selbst auf den letzten Seiten der „Bibel“ kommt der göttliche Befehl erneut an sein wahres Volk, Babylon zu verlassen, damit sie nicht der göttlichen Plagen und dem Gericht über Babylon verfallen würden: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt (Offb.18,4). Augenscheinlich holt der HERR Sein Volk, Seine Söhne und Töchter aus verkehrten Umfeldern heraus. Warum sie überhaupt dorthin gerieten, ist ein anderes Thema.
Doch wir wollen uns mit der Frage auseinandersetzen, wohin Gottes Volk eigentlich gehört, nachdem es das Verkehrte verlassen hat. Das erfordert klare Definitionen – etwa: Wer ist tatsächlich Gottes wahres Volk? Oder: Welche Umfelder sind für Gottes Volk richtig oder falsch?
Alle Religionen dieser Welt zeichnen sich meist durch ein starkes Sendungsbewusstsein aus; die „christlichen“ Religionen machen da keinen Unterschied aus, v. a. die weltweit operierenden klassischen Sekten und die fundamentalistischen Bewegungen. Auch alle bekannten „christlichen“ Denominationen rufen stets ihr Umfeld auf, verkehrte Umgebungen zu verlassen und sich ihrer Denomination anzuschließen. Und oft kommt ihr Ruf, eine andere „christliche“ Denomination zu verlassen und ihrer wahren „Kirche“ nachzufolgen. „Christliche“ Denominationen holen „Christen“ aus anderen „christlichen“ Denominationen heraus. Katholiken rufen Protestanten, und Protestanten rufen Katholiken in ihre wahre, von „Gott“ ernannten „Kirche“. Doch damit wird das ganze „christliche“ Bekenntnis absurd, grotesk – um nicht gar zu sagen schizophren. Immer ist die Sekte im anderen Lager. Konsequenterweise wäre dann eigentlich alles Sekte!
Jesus Christus tadelte einst die religiösen Führer: Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr durchzieht das Meer und das trockene [Land], um einen Proselyten zu machen; und wenn er es geworden ist, so macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr (Mt.23,15). Das Prinzip ist stets das gleiche: Die eigene Religion ist die richtige – alle anderen liegen falsch. Deshalb sollten sich alle Menschen von andern Religionen absondern, aus deren Mitte herauskommen und sich der einen wahren Religion, Kirche, Denomination, Lehre usw. anschließen. Und pikanterweise reden zudem alle von „Gott“, unter „Christen“ von „Jesus Christus“ und der „Bibel“. Und natürlich haben viele „Gottes“ Stimme gehört und handeln in „göttlicher“ Legitimation. Und selbstredend besteht die eigene Religion aus „Gläubigen“, während alle anderen die „Ungläubigen“ ausmachen. Fazit: Totale Konfusion – eben die religiöse Illusion – Opium für das Volk.
Alle Religionen und ebenso alle Begründer „christlicher“ Denominationen und Sekten besitzen selbstredend die Wahrheit. Das Anstößige dabei ist nur, dass sich diese angeblichen Wahrheiten z. T. radikal widersprechen. Folglich muss vieles Lüge sein. Doch was ist Wahrheit? Wer definiert absolute Wahrheit? Jesus Christus sagte einst zu Pilatus: Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. Pilatus spricht zu ihm: Was ist Wahrheit? (Joh.18,37-38)
Bei all dem Chaos um Wahrheitsanspruch und Sendungsbewusstsein existiert aber ein einziger zentraler Unterschied. Jesus Christus sagte nicht, dass Er die Wahrheit bringe – Er sagte, dass Er die Wahrheit in Person sei: Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. (Joh.14,6). Und falls dies jemand überprüfen möchte, dann soll er einfach Seine Aussagen tun: Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede (Joh.7,17). Damit ist Wahrheit nicht primär eine korrekte, intellektuelle Information. Wer sie jedoch herausfinden will, muss in eine korrekte Beziehung mit der Wahrheit in Person, Jesus Christus, kommen.
Das bringt uns ins Zentrum des tatsächlichen Evangeliums des Christus hinein. Jesus Christus ruft die Menschen nicht auf, Ihn als Religionsstifter zu verehren und Ihm in dieser Funktion nachzufolgen. Der göttliche Ratschluss ist radikal anders: Die Menschen sollten Jesus Christus als ihr Leben besitzen, und dann haben sie die Wahrheit. Das wahre Evangelium sieht die lebendige Anwesenheit von Jesus Christus, der selber die Wahrheit ist, in unserem sterblichen und ach so unvollkommenen Fleisch vor. Christus in uns ist sowohl die Hoffnung der Herrlichkeit (Kol.1,27) als auch der Besitz der ewigen göttlichen Wahrheiten. Denn in Christus sind verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis (Kol.2,2-3). Wer den Sohn hat, hat das Leben (1.Joh.5,12). Er hat aber auch die Wahrheit – und gehört zu Gottes wahrem Volk, weil er ein Glied am Leibe des Christus ist durch seine Lebensvereinigung mit dem Herrn Jesus Christus und dem Heiligen Geist.
Die absolute Wahrheit ist niemals in einer Religion, einer Kirche oder sonst in einer „christlichen“ Einrichtung zu finden. Denn wo Menschen sind, ist immer Einschränkung, Irrtum, Lüge, Verwirrung – wenn oft auch völlig ungewollt, unbewusst. Haupt der wahren Gemeinde, also des Volkes Gottes, kann nur Jesus Christus allein sein – und niemals ein Mensch, eine Kirche usw. Das alles ist nur menschliches Mach- und Flickwerk – und oft genug Verführung und Betrug.
Der HERR rief vor der Sintflut die Menschen auf, jede gottlose und falsche Umgebung zu verlassen und ganz in die Arche hineinzugehen. Die Arche ist ein klarer Typus auf Jesus Christus und für einen perfekten Bergungsort. Auch die Ausführungen von Paulus in 2.Kor.6,14-18 entsprechen dem gleichen göttlichen Ruf. Es ist nicht der Ruf in eine „christliche“ Kirche, zur richtigen Lehre, zum richtigen Lehrer. Es ist der Ruf ganz in Jesus Christus hinein! Denn nur Er ist der göttliche Bergungsort vor den göttlichen Gerichten – aber auch das ewige Leben und die Wahrheit Gottes in Person zugleich.
Jetzt kommt der Ruf, die unzähligen „christlichen“ Sekten mit all ihren selbst erwählten Wahrheitshütern zu verlassen und ganz in Christus hineinzuwachsen: Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm, gewurzelt und auf erbaut in ihm und befestigt im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, darin überströmend mit Danksagung (Kol.2,6-7). Wir müssen ganz mit dem Herrn Jesus Christus vereinigt und verwachsen werden, denn nur so erreichen wir das Ziel der göttlichen Berufung. Unsere Ansichten und Meinungen über die Wahrheit sind nicht gefragt, weil jedes menschliche Erkennen immer Stückwerk ist (1.Kor.13,9-12). Was immer uns trennt, gilt es zu verlassen. Das Einzige, was uns eint, ist unser Leben ganz in Christus und damit auch im Vater und im Heiligen Geist. Daraus resultiert diese herrliche „siebenfache Einheit“ von Eph.4,4-6: Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist.

Gottes wahres Volk muss noch Babylon verlassen, damit es das Ziel erreicht und in Christus geborgen und verborgen ist (Kol.3,3). Und Babylon steht zweifelsohne für die gesamte „Weltchristenheit“ mit ihren unzähligen Kirchen, Sekten, Lehren – die allesamt beanspruchen, die Wahrheit zu besitzen. Der Heilige Geist ruft die Söhne und Töchter des lebendigen Gottes aus Babylon heraus und führt sie ganz in die Arche hinein. Und die Arche steht für nichts anderes, als die völlige Lebensvereinigung mit Jesus Christus. Und weil Christus in uns die einzige Hoffnung auf Gottes Herrlichkeit ist, sollten wir alles einbüßen, um Jesus Christus zu gewinnen: Aber was auch immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet; ja wirklich, ich achte auch alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde (Phil.3,7-9). So werden wir auch das „himmlische Kleinod“ empfangen (Phil.3,12-14 - Luther).


Dieses Thema können Sie sich auch in einem ausführlichen Vortrag als MP3 anhören oder herunterladen.

 

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