Sie haben meinen HERRN weggenommen – der Problemkreis der menschlichen Fehleinschätzung – Joh.20,13

Der Mensch hat schöpfungsbedingt eine wesentliche Einschränkung. Er ist weitgehend unfähig, Prozesse in seinem Leben in einem höheren Kontext außerhalb von Raum und Zeit richtig einzuordnen. Während der HERR aus seiner Warte den völligen Überblick über unser Leben schon vor unserer Zeugung und Geburt hat (Ps.139), sind wir eingeschränkt auf unsere zeitliche Beurteilung all unserer Lebensprozesse. Maßgebend dafür sind unsere menschlichen Sinne und bisherigen Erfahrungen. In der Konsequenz können anscheinend schlimme Abläufe in unserem Leben aus Gottes Sicht perfekte Führungen und wunderbare Zubereitungen für unsere ewige Existenz sein. Folgerichtig täuschen wir uns permanent, wenn es um die richtige Einschätzung unserer aktuellen Umstände geht.

Im Wort Gottes finden wir dazu eine Fülle von Hinweisen, wie sich biblische Figuren oft völlig täuschten und deshalb die eingeplanten Wunder Gottes nicht sehen und z.T. erleben konnten.

Beispiel 1: Maria Magdalena vor dem leeren Grab - Joh.20,11-18. Während sie jammert und weint und überzeugt ist, dass irgendjemand den Körper von Jesus Christus weggenommen hat, steht der HERR lebend vor ihr, vorerst nicht erkennbar. Dies bedeutet, dass der HERR ständig präsent ist und uns wohl ständig begegnet – nur können wir Ihn nicht erkennen – es sei denn, Er öffnet uns die inneren Augen. Was Maria übersah: Der Herr Jesus Christus hatte vor seinem Ableben dreimal darauf hingewiesen, dass Er nach seiner Kreuzigung auferstehen würde. Sie glaubte folglich dem HERRN nicht.

Beispiel 2: Die Emmaus-Jünger - Lk.24,13-35. Wie Maria jammern sie mit depressiven Anwandlungen in der Anwesenheit des Herrn Jesus Christus über dessen Ableben und den Zusammenbruch all ihrer Hoffnungen. Erneut wurden, wie im Fall der Maria, ihre Augen gehalten (V. 16), so dass sie den HERRN vorerst nicht erkennen konnten. Sie schätzten die gesamte Lage völlig falsch ein, weil sie sie anhand der Umstände verstandesmäßig beurteilten. Der HERR verpasst ihnen in der Folge eine deftige Rüge: Oh ihr Unverständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben! (V. 25). Grund der Falschbeurteilung: Erneut Unglaube in Bezug auf die Aussagen des HERRN.

Beispiel 3: Jesus auf dem Wasser – Mt.14,22-33. Als der Herr Jesus Christus bei dem gewaltigen Sturm auf dem Wasser wandelte, war dies gemäß damaligem Glauben ein Hinweis auf den baldigen Untergang des Schiffes. Während die Jünger ein Gespenst vermuteten, war es in Wahrheit der Herr Jesus Christus selbst. Die Jünger hatten sich völlig getäuscht und gefühlsmäßig komplett falsch reagiert. Tatsächlich endete der Vorfall mit zwei massiven Wundern (Wandel von Petrus auf dem Wasser und Sturmstillung in kurzer Zeit).

Beispiel 4: Speisung der 5000 – Joh.6,1-15. Gemäß Mt.14,16 gibt der Herr Jesus Christus seinen Jüngern den Auftrag, die große Volksmenge zu versorgen. Die Reaktion war begreiflicherweise eine völlige Überforderung. Während die Jünger sich und ihre Möglichkeiten sahen, kannte der HERR die göttlichen Quellen. Eindrücklich ist dabei die Blickrichtung: Während die Jünger auf sich und die Volksmenge sahen, war der HERR im direkten Blickkontakt mit dem Himmel und dessen Möglichkeiten. Die Ausrichtung macht demzufolge den ganzen Unterschied aus.

Beispiel 5: Die Spaltung des Meers – 2.Mo.14. Ganz Israel und am Ende auch Mose sahen mit ihren natürlichen Augen und Sinnen die hoffnungslose Situation durch die Einkesselung vor dem Meer. Aus der Perspektive Gottes lagen die Fakten jedoch frontal anders. Es war eine perfekte göttliche Strategie, um gleich mehreres zu bewirken: Das göttliche Wunder der Spaltung des Meers, das Gericht über den Pharao und die Götter Ägyptens, die Bestätigung der Führerfunktion von Mose, ein eindrücklicher Typus für das spätere Kreuzeswerk Christi und vieles mehr.

Beispiel 6: Die Versorgung mit Fleisch – 4.Mo.11,4 ff. Während der Wüstenwanderung murrte das Volk zum wiederholten Mal – in einem Fall, weil sie genug vom „elenden Manna“ hatten und stattdessen Fleisch forderten. Der HERR kündigte daraufhin eine göttliche Versorgung mit Fleisch für einen ganzen Monat an, was selbst bei Mose Zweifel weckte. Die Antwort Gottes hieß: Und der HERR sprach zu Mose: Ist die Hand des HERRN zu kurz? Jetzt sollst du sehen, ob mein Wort dir eintrifft oder nicht (V.23).

Und so ließen sich beliebig viele weitere Befunde aus dem Wort Gottes heranziehen. Das Prinzip ist stets das gleiche: Wer auf das Sichtbare sieht, kollabiert im Glauben. Wer auf das Unsichtbare sieht, erkennt Gottes unbegrenzte Möglichkeiten und wunderbare Kraftwirkungen – am Ende eigentlich in jedem nur denkbaren Lebensbereich (2.Kor.4,17-18; Hebr.11,1). Weil das Wesen Gottes definitiv komplett anders aufgebaut ist als die menschliche Natur und Intelligenz, sind seine Möglichkeiten unbegrenzt und menschlich nicht fassbar. Damit stellt sich schlicht die Frage, wen wir vor Augen haben.

Der Herr Jesus Christus lebte im Geist ständig im „Himmel“, innig vereinigt mit seinem Vater und dessen Möglichkeiten. Parallel dazu kannte Er den gesamten Ratschluss Gottes und sämtliche Verheißungsgüter des Wortes Gottes. Diverse Male zitierte Er konsequent das Wort Gottes. Und weil Er zudem durch die Taufe in den Heiligen Geist völlig mit dem Heiligen Geist vereinigt war, wusste Er um die göttlichen Kraftquellen und unbegrenzten himmlischen Ressourcen. Folglich brauchte Er nur noch das gezielte Reden Seines Vaters, um gemäß den göttlichen Möglichkeiten im Glauben zu handeln. Das Ergebnis war in jedem Fall immer ein sog. „Wunder“. Alle vier Evangelien geben davon ein eindrückliches Zeugnis. Weil Er den wahrhaft Glaubenden die Verheißung weitergab, dass sie die gleichen Werke wirken sollten wie Er – ja sogar noch größere – wird schnell ersichtlich, welchen Lebensstil der HERR von uns erwartet (Joh.14,12).

Im praktischen Alltag des 21. Jahrhundert stehen wir Sekunde um Sekunde vor Entscheidungen. Über uns wacht der ewige Gott und Vater, der für uns nur das Beste will und sämtliche Lebensumstände so führen will, damit wir am Ende alle göttlichen Ziele für unser Leben erreichen. Zu diesem Zweck befinden wir uns in einer permanenten Ausbildung, die sowohl die Umwandlung in das Bild des Herrn Jesus Christus bezweckt als auch das autorisierte Dienen in seinem Weinberg. Weil nur Er den Überblick hat, werden viele Prozesse in unserem Leben nach menschlichem Ermessen unverständlich und chaotisch erscheinen. Nun gilt es, jede menschliche Einschätzung abzulegen und basierend auf dem Wort Gottes und der Führung des Heiligen Geistes stets die göttlichen Möglichkeiten und Kraftwirkungen vor Augen zu haben. Dann werden wir selbst Bestandteil der laufenden Wunder Gottes, wie es einst die Männer und Frauen der „Bibel“ erlebten (s. Hebr.11, etwa V.32-34).

Die Wahl liegt vor uns – jeden neuen Tag. Wo wollen wir leben? Im „Himmel“ mit all den wunderbaren Möglichkeiten des HERRN (Eph.2,6) – oder auf der Erde mit einem armseligen religiösen Leben, völlig eingegrenzt durch menschliche Einschätzungen, Begrenzungen, völlig subjektive Gefühle und einem eingeschränkten Verstand? Auf dich wartet nichts weniger als das Leben des Herrn Jesus Christus – mit den analogen Wirkungen. Immerhin hat Er es so verheißen (Joh.10,10; 7,38)!


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