Bis zum Hades wirst du hinabgestoßen werden Mt.11,23
Die kirchliche Tradition hat mit dem Begriff „Hölle“ einen sehr unguten Begriff kreiert, der heute vielseitig verwendet wird. Auch die Welt benutzt ihn, um furchtbarste Szenarien zu beschreiben. Der Reformator Luther hat in seiner Übersetzung der Bibel ebenso mit „Hölle“ und „höllisch“ gearbeitet, wie etwa die römisch-katholische Kirche in ihrer theologischen Dogmatik. Doch stimmt dieses Wort überhaupt? Und wenn es eine „Hölle“ gibt, wo befindet sie sich? Denkende Menschen stellen sich solche Fragen. Im gesamten Wort Gottes finden wir eine größere Anzahl an Hinweisen. Die wesentlichsten werden in der Folge in kompakter Form näher beleuchtet.
Im Neuen Testament lässt sich rein der Begriff rasch klären, wenn man den griechischen Grundtext studiert. Dort werden letztlich nur vier Worte verwendet, um diese finsteren und zerstörenden Bereiche irgendwo in den „unteren Teilen der Erde“ oder im (sichtbaren oder unsichtbaren) Universum zu bezeichnen.
1. hadês (von a idês)
2. Geenna
3. tartaros
4. abussos
Alle vier Worte werden in deutschen Bibelübersetzungen meistens mit „Hölle“, „höllisch“, oder „Totenreich“ und „Tod“ wiedergegeben. Bevor wir uns mit dem wichtigsten Wort (hadês) beschäftigen, wollen wir kurz die drei anderen Begriffe klären.
Das griechische Wort Geenna wird übersetzt mit Gehenna. Es kommt aus dem Hebräischen und bedeutet die Schlucht von Hinnom. Es ist die Schlucht unmittelbar unterhalb Jerusalems, wo der Abraum der Stadt verbrannt wurde. Das Wort erscheint 12 Mal im Neuen Testament und wird von Luther durchs Band als „Hölle“ oder „höllisch“ übersetzt. Es erscheint z. B. in Mt.5,29-30, in Mt.18,9 etc. Wir finden dort den Gedanken, dass es besser ist, dass ein Glied umkommt, als dass der ganze Körper in die „Gehenna“ geworfen wird. In Mt.10,28 sollten wir den fürchten, der Seele und Körper in der „Gehenna“ umbringen kann. Oder in Mt.23,33 sagt der Herr Jesus Christus den Pharisäern und Schriftgelehrten: Wie wollt ihr dem Gericht der Gehenna entfliehen? Wer einem Menschen „Tor“ sagt, verfällt der Gehenna des Feuers (Mt.5,22), usw.
Was der Heilige Geist mit dem Begriff „Gehenna“ sagen will: Es existiert ein Ort, wie die Schlucht außerhalb von Jerusalem, wo mit Feuer gerichtet wird. Es geht also um einen Vergleich, nicht um eine Ortsbezeichnung. Wer nicht in den Wegen des HERRN geht, muss damit rechnen, wie der Abraum in der Schlucht Hinnom gerichtet und verbrannt zu werden. Wo genau dies sein wird, definiert das Wort Gottes nicht. Die Bedeutung ist: Jeder Mensch wird für sein verkehrtes und gottloses Tun zur Verantwortung gezogen werden − es sei denn, er wurde durch das Blut von Jesus Christus gereinigt und befindet sich in Christus. Doch der Bezug zum Begriff „Hölle“ ist frei erfunden.
Das Wort tartaros (von tartaroō) erscheint nur in 2.Pt.2,4 und bezeichnet den Aufenthaltsort der Engel, die gesündigt haben. Dort werden sie zur Bestrafung verwahrt, bis das Gericht stattfindet. Wo sich der Tartaros befindet, sagt das Wort Gottes nicht explizit.
Schließlich wird noch das Wort abussos verwendet, das mit Abgrund übersetzt wird. Es hat v. a. einen Bezug zu den Dämonen und zu Satan. In Lk.8,31 baten die Dämonen den Herrn Jesus Christus, dass Er sie nicht in den Abgrund treibe. In Offb.9,1 wird ein Schlüssel zum Abgrund erwähnt und in Offb.9,2+11 ein Brunnen und Engel des Abgrundes mit Namen Abaddon oder Apollyon. In Offb.11,7 und 17,8 kommt das Tier aus dem Abgrund, und in Offb.20,3 wird Satan in den Abgrund geworfen und dort 1000 Jahre eingesperrt. Wir finden im Wort Gottes ebenfalls keinen geographischen oder physikalischen Hinweis, wo genau sich der Abgrund befindet.
Nun zum entscheidenden Wort hadês, das fast alle Übersetzer mit „Hölle“ übersetzen, einzelne auch wörtlich mit Hades (Elberfelder). Der eine oder andere wird sich fragen, ob das so wichtig sei, oder was daran so falsch ist. Es scheint einfach festzustehen, dass es einen schlimmen Ort gibt, wo verstorbene Menschen hinkommen werden und dort Qualen leiden, bis sie zum jüngsten Gericht geholt werden (Lk.16,23). Es besteht aber ein elementarer Unterschied zur Gehenna, die einen Eigennamen darstellt. Das Wort hadês ist nämlich ein zusammengesetztes griechisches Wort und muss wörtlich übersetzt werden mit Ungewahrtes oder unwahrnehmbar (a idês). Es handelt sich also um einen effektiven, realen Aufenthaltsort, den wir Menschen aber mit unseren Sinnen und unseren wissenschaftlichen Methoden nicht gewahren oder wahrnehmen können. So befindet sich der reiche Mann in Lk.16,23 an diesem Ort. Die Ortschaft Kapernaum wird an diesen Ort hinabgestoßen (Mt.11,23); die Pforten des Hades können die Gemeinde nicht überwältigen (Mt.16,18); der Herr Jesus Christus hat den Schlüssel des Todes und des Hades (Offb.1,18). In Offb.20,13 gibt der Hades die Toten her, die in ihm sind. Und in Offb.20,14 wird der Tod und der Hades in den See des Feuers geworfen. Als das 4. Siegel geöffnet wird, erscheint ein fahles Pferd; der darauf Sitzende heißt Tod und der Hades folgt ihm (Offb.6,8).
Das ergibt folgende Schlüsse:
1. Der Hades ist ein real existierender Ort. Er entspricht vermutlich dem im Alten Testament erwähnten Scheol. Im Hades befinden sich alle verstorbenen Menschen, die nicht mit dem Herrn Jesus Christus verbunden waren, also nicht gerettet und deshalb nicht in Christus und im Buch des Lebens eingeschrieben sind (Offb.20,15).
2. Die Menschen im Hades sind bei vollem Bewusstsein, empfinden Qual und Hitze, besitzen Erinnerung, Intelligenz und Verstandesleistung. Dies alles kann der Geschichte vom armen Lazarus und dem reichen Mann in Lk.16,19-31 entnommen werden. Dabei handelt es sich ausdrücklich um einen realen Vorfall und nicht etwa um ein Gleichnis, denn der Arme besitzt einen Eigennamen (Lazarus). Der Reiche dagegen wird nicht namentlich erwähnt, vermutlich weil sein Name nicht im Buch des Lebens steht.
3. Die große Kluft zum „Himmel“, wo sich beispielsweise Abraham und der verstorbene Lazarus befinden (Lk.16,26), ist unüberwindbar. Ein Standortwechsel ist definitiv nicht mehr möglich (Es gibt keine Allversöhnung!).
4. Die nicht geretteten und ungläubigen Menschen bleiben im Hades bis zum jüngsten Gericht, d. h. bis zum Gericht vor dem großen weißen Thron nach Ablauf des 1000 jährigen Reiches (Offb.20,11-15). Dies ist gleichzeitig die „zweite“ Auferstehung, also die Auferstehung zum Gericht (Dan.12,2; Joh.5,29; Offb.20,12).
5. Wie der „Himmel“ ist auch der „Hades“ mit menschlichen Sinnen und physikalischen Methoden nicht nachweisbar oder auffindbar. Beide existieren real, sind aber für sterbliche Menschen und mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht wahrnehmbar oder fassbar. Wir könnten sagen, die Himmel und der Hades befinden sich in einer Art anderen Dimension, die für Menschen unzugänglich ist. Der Hades existiert aber real und kann deshalb überall sein − in nächster Nähe, in irgendwelchen Bereichen der unteren Teile der Erde oder irgendwo im Universum und darüber hinaus. Der Hades, weil nicht wahrnehmbar, kann also unter der Erde, auf der Erde oder außerhalb von ihr sein. Er muss gigantisch bevölkert sein von Milliarden von menschlichen Wesen, die bisher lebten und verloren gegangen sind.
6. Die Körper der Verstorbenen befinden sich physikalisch in Gräbern, im Meer oder wurden zerstört (durch Feuerwirkung verschiedenster Art, z. B. Kremation). Seele und Geist, die „entkörpert“ sind, sind entweder im Paradies (Lk.23,43; 2.Kor.12,4; Offb.2,7), oder im Hades in Warteposition. Die Gläubigen „schlafen“ in der Gegenwart Gottes (Mt.27,52; Joh,11,11; 1.Thess.4,13-15) (Lazarus äußert sich nicht in der Geschichte von Lk.16). Die Ungläubigen dagegen leiden Qual und Pein bei vollem Bewusstsein (Lk.16,23-25). Es existieren zwei Auferstehungen: Eine zum ewigem Leben und eine zum Gericht (Joh.5,29). Die zweite Gruppe befindet sich definitiv und endgültig im Hades. Zum makabren Märchen des „Fegefeuers“, wie zum Beispiel in der römisch-katholischen Kirche gelehrt, fehlt jeglicher biblische Bezug. Bis zur Auferstehung des Herrn Jesus Christus kamen alle Verstorbenen in den Scheol. Nach seiner Auferstehung wechselten die Heiligen den Standort (Mt.27,52-53). Jesus Christus konnte vom Hades nicht festgehalten werden und sah auch die Verwesung nicht (Apg.2,27; 31; Ps.16,10). Zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung predigte der HERR den „Geistern im Gefängnis“, den Menschen der vorsintflutlichen Zivilisation (1.Pt.3,19-20).
7. Weitere Erwähnungen im Wort Gottes, die einen Bezug zu diesem Thema haben oder haben könnten: In Eph.4,9 erwähnt Paulus, dass Jesus Christus zuvor in die Niederungen der Erde hinabgestiegen ist (genau). Elberfelder übersetzt: in die unteren Teile der Erde. In Mt.12,40 erwähnt der Herr Jesus Christus, dass Er sich drei Tage und Nächte im Herzen der Erde aufhalten würde, so wie einst Jona im Fisch. Den Menschen in Kapernaum sagte Er ausdrücklich, dass Kapernaum in den Hades hinabgestoßen wird (Mt.11,23). Soweit einige Hinweise im Neuen Testament.
Im Alten Testament finden wir die anspruchsvolle Stelle, wo Samuel via eine Totenbeschwörerin aus dem Scheol geholt wird (1.Sam.28,7-20). Dabei fallen bestimmte Worte auf: Die Frau fragt den König Saul, wen sie heraufholen soll (V.11). In V. 12 sieht sie Samuel und erwähnt in V. 13, dass sie einen Geist (oder Gott, Götterwesen) aus der Erde heraufsteigen sieht. In V. 14 steigt ein alter Mann herauf, nämlich Samuel. Dieser beklagt sich in V. 15, warum seine Ruhe gestört wird und warum ihn Saul heraufkommen lässt. Schließlich lässt Samuel verlauten, dass Saul mit seinen Söhnen am nächsten Tag ebenfalls bei Samuel im Scheol sein wird (V. 19). In Jes.14,9 wird erwähnt, dass der Scheol wegen dem König von Babel drunten in Bewegung ist, oder dass er in den Scheol hinabgestürzt wird (V. 11), in die tiefste Grube (V. 15). In Hes.31,14+16 ist die Rede vom Land der Tiefe und vom Hinabfahren in die Grube. Schließlich wird der Pharao in das Land der Tiefen (in die Tiefen unter der Erde) hinabgestürzt (Hes.32,18) oder ist er dorthin hinabgefahren (V. 21).

Fazit: Es existieren definitiv zwei verschiedene Aufenthaltsorte für die Seelen der Verstorbenen. Der Zustand der (meist bei Beerdigungen erwähnten) „Ruhe in Frieden“ trifft nur für Menschen in Christus zu, die im Buch des Lebens eingeschrieben sind. Sie existieren bis zur ersten Auferstehung in der Gegenwart Gottes in einer Art Schlafzustand. Der Rest befindet sich mit allen seelischen (und körperlichen!) Empfindungen und intellektuellen Fähigkeiten im Hades, also an einem für lebende Menschen nicht wahrnehmbaren Ort. Dieser kann sich irgendwo befinden. Mögliche geographische Orte sind reine Spekulationen. Doch der Begriff „Hölle“ ist mit Sicherheit eine freie Erfindung, der nur Verwirrung schafft und sich höchstens für religiöse Manipulationen missbrauchen lässt.

In aller Ernsthaftigkeit wird aber klar, dass kein Mensch seine reale Existenz mit dem körperlichen Tod abschließt noch abschließen kann. Jeder existiert weiter und wird an seinem logischen Ort enden: Entweder in Gottes Herrlichkeit, in der himmlischen Berufung (Hebr.3,1) und in Gottes ewigen Plänen mit den Menschen (im „Himmel“) − oder nach dem erhaltenen gerechten Gericht Gottes in einem zeitlich und geographisch nicht näher definierten Ort der Qual − im „Feuersee“ - Offb.20,15. Wo sich dieser befindet, was er konkret bedeutet, wie lange dieses Gericht geht etc. – dazu macht das Wort Gottes keine expliziten Angaben. Letztlich macht die Tatsache der Auferstehung Jesu Christi sämtliche Aussagen des Wortes Gottes rund um den Tod und die Weiterexistenz des Menschen authentisch. Es existieren also definitiv „Himmel“ und ein entsprechender Gegenpol mit der vorerst festgelegten Bezeichnung Hades, gefolgt vom Feuersee. Wohl Ihnen, wenn Sie in Christus sind und in Ihm erfunden werden (Phil.3,9)!


(Dieses Thema können Sie sich auch in einem ausführlichen Vortrag als MP3 anhören oder herunterladen)

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