Gott, unser Retter, will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen − 1.Tim.2,4

Dieser wunderbare und tiefe Satz des Apostels Paulus an sein geistliches Kind Timotheus ist anspruchsvoll und heikel zugleich. Auf ihm gründen diverse Irrlehren mit der falschen Verkündigung des Evangeliums. Es begründet z. B. die Lehre der „Allversöhnung“, das katholische Dogma des „Fegefeuers“, die „billige“ Gnade, die „Volkskirchen“, den „breiten“ Weg − um nur die wichtigsten verkehrten Lehransätze zu nennen. Alle Verfechter dieser Lehren und die entsprechenden Denominationen sind überzeugt, dass schließlich alle Menschen gerettet werden − weil angeblich Gott dies will. Und im gleichen Timotheusbrief sehen sich die Anhänger dieser verkehrten Lehren in einem weiteren Vers bestätigt: dass wir uns auf [den] lebendigen Gott verlassen, welcher [der] Retter aller Menschen ist, vor allem [der] Gläubigen (1.Tim.4,10).Schließlich wird als weiterer schlagenden Beleg noch eine Aussage des Propheten Hesekiels herangezogen, die diese Lehransichten belegen soll: Habe ich irgendwie Gefallen an dem Tode des Gesetzlosen, spricht der HERR? Nicht vielmehr daran, dass er von seinen Wegen umkehre und lebe(Hes.18,23)?

Das Problem ist aber, dass diese „allversöhnerisch“ geprägten Lehransichten (vermeintlich) nur auf einigen wenigen Versen  gründen, während wohl Hunderte Kontextaussagen des gesamten Wortes Gottes eine völlig andere Sprache sprechen. Und weil sich das Wort Gottes nie widerspricht, befinden wir uns in einem echten Auslegungskonflikt. Wer aber hat tatsächlich Recht? Oder anders ausgedrückt: Was bedeutet, Gott „will“?

Rein semantisch kann das Verb „wollen“ mehrere Bedeutungen haben. Es kann z. B. der absolute Wille sein, der auf jeden Fall eintreten wird. Es kann aber auch der moralische Wille sein im Sinne eines tiefen Herzenswunsches, etwa im Sinne von „möchte“. Doch was trifft hier zu? Je nach Variante werden z. B. tatsächlich alle von Gott geschaffenen Wesen (inklusive Satan und die gefallenen Engel!), Kreaturen und Menschen gerettet − oder der Großteil von ihnen geht verloren und nur eine kleine Minderheit wird tatsächlich gerettet.

Was „will“ der HERR, der als Retter bezeichnet wird (1.Tim.2,4)? Um die Frage korrekt zu beantworten, müssten wir sowohl das wahre Wesen Gottes erkennen, als auch das wahre Evangelium des Christus richtig kennen und anwenden.

Sehen wir uns zuerst Gottes Wesen an, soweit es im gesamten Wort Gottes dargestellt wird. Gottes Wesen hat zwei elementare Bestandteile: Heiligkeit auf der einen Seite, und Liebe (Barmherzigkeit, Erbarmen, Gnade) auf der anderen Seite. Als Adam und Eva sündigten, wurden sie ohne Erbarmen aus dem Paradies geworfen, weil Gottes heiliges Wesen keine Sünde duldet (und der unheilige Mensch Gottes Heiligkeit gar nicht ertragen würde!). Doch zuvor hatte sie Gott in wunderbarer Liebe geschaffen und in ein vollkommenes Umfeld gesetzt. Wo lag der Knackpunkt? Die Menschen setzten die ihnen von Gott in seiner Liebe geschenkte Willensfreiheit falsch ein. Hatten sie erst einmal gesündigt, war es mit Gottes Liebe vorbei, und die Menschen mussten seine Heiligkeit erfahren. Wollte Gott nicht, dass sie in völliger Harmonie mit Ihm die Schöpfung verwalteten und ständig seine Liebe erlebten (und erwiderten)? Sicher wollte Er das, aber dieser sein Wille war keine Sicherung gegen Ungehorsam, Sünde und den falsch eingesetzten Willen des Menschen.

Oder nehmen wir die „Sintflut“ (1.Mo.7). Zuvor waren die ersten Menschen gefallen (1.Mo.3). Als Nächstes fielen zumindest ein Teil der Söhne Gottes (1.Mo.6,1-4; Jud.6), die ihre Willensfreiheit ebenfalls missbrauchten. Schließlich stürzte die ganze Menschheit in den völligen Ruin (1.Mo.6,5-7). Vor der völligen Selbstzerstörung zog Gott quasi die „Notbremse“. Die große Flut brachte bis auf acht Menschen u. a. alle übrigen Erdenbewohner um. Hatte Gott das „gewollt“? Ganz bestimmt nicht, denn Er will, dass alle Menschen ihre göttliche Berufung erkennen und ausüben. Stellt sich der Mensch aber gegen den Gott der Liebe und des Erbarmens, muss er eben Gottes Heiligkeit erfahren. Augenscheinlich gingen Millionen von Menschen verloren und gerettet wurden nur acht (2.Pt.2,5). Dass die Verlorenen vom Herrn Jesus Christus zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung aufgesucht wurden, heißt in keiner Weise, dass sie dann gerettet wurden (1.Pt.3,19-20). Die Begründung ist eine andere, denn sonst würde ausdrücklich erwähnt, dass sie daraufhin alle gerettet waren.

Als Nächstes sehen wir uns die Hebräer (das Volk Israel) bis zu ihrem Auszug aus Ägypten an. Paulus zieht in 1.Kor.10,6+11 ausdrücklich eine Parallele zwischen den Israeliten und den Gläubigen im Neuen Bund. Ganz offensichtlich wollte Gott, dass alle Hebräer vom Pharao (= Satan, Fürst der Welt) befreit würden, dass alle vollständig das Rote Meer durchqueren sollten (= Taufe in den Namen Jesus Christus und in den Heiligen Geist) und alle unversehrt im verheißenen Land Kanaan eintreffen würden (= die Fülle des Lebens in Christus und das Erreichen der ewigen Bestimmung des Menschen). Gott erbarmte sich über jeden Hebräer und begegnete jedem einzelnen mit der gleichen Liebe und Gnade. Z. B. ernährte Er perfekt ausnahmslos alle in der Wüste und sorgte dafür, dass es keinen Gebrechlichen gab (Ps.105,37 - Luther). Doch wie viele Männer von der Auszugsgeneration erreichten schließlich das verheißene Land (= der Himmel)? Ganze zwei − nämlich Josua und Kaleb. Und Paulus warnt uns Gläubige im Neuen Bund eindringlich, nicht die gleichen Fehler zu machen (1.Kor.10,1 ff.). Wir werden sonst unweigerlich das Gleiche erleben!

Hatte Gott versagt, quasi seine Liebe und Gnade entzogen − seinen Willen geändert? Hatte Er nicht aus reiner Liebe zu seinem geschundenen Volk alle Voraussetzungen geschaffen, dass sie in nur wenigen Tagen hätten unversehrt im Land Kanaan eintreffen können? Der Schwachpunkt war weder Gottes Wille noch seine Liebe. Der Knackpunkt war der Ungehorsam, der Unglaube, das Misstrauen − letztlich der falsch eingesetzte menschliche Wille! Diesen kann, darf und will Gott nicht übergehen, denn wahre Liebe gibt dem Nächsten immer die völlige Willensfreiheit. Hat der Mensch aber gewählt, muss er ernten (Gal.6,7-8). Deshalb folgt der Liebe Gottes bei falscher Willenswahl immer die Heiligkeit Gottes.

Damit kommen wir zum wahren Evangelium des Christus. Gemeint sind nicht die vier Evangelien von Jesus Christus im Neuen Testament (Mt., Mk., Lk. und Joh.). Es handelt sich um jenes Evangelium, wie es der Apostel Paulus erhielt (Gal.1,11-12). Es ist gleichzeitig auch das Geheimnis des Christus (Eph.3,3-9) und die logische Weiterführung der vier Evangelien im Neue Testament. Kerninhalt des Evangeliums des Christus ist, dass der ewige Gott aus reiner Liebe, in großem Erbarmen und vollkommener Gnade durch das Kreuzeswerk jedem Menschen seinen Sohnes Jesus Christus gab (Joh.3,16). Er hat jedem Menschen in Christus alles geschenkt (Röm.8,32). Aus Gottes Sicht wurde der Mensch völlig mit seinem Sohn Jesus Christus identifiziert. Was Jesus Christus durch sein Sterben erwarb, wurde jedem Menschen vollständig übertragen. Er wurde uns gemacht z. B. zur Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung (1.Kor.1,30). Weil es kein Mensch aus eigener Kraft und mit eigenen gesetzlichen Werken schaffen würde, sich diese Eigenschaften anzueignen, hat sie uns der HERR in seinem und durch seinen Sohn Jesus Christus am Kreuz geschenkt − und zwar ausnahmslos allen Menschen − denn Er ist ein Retter aller Menschen und will, dass alle gerettet werden (1.Tim.2,4). Er hat in Christus sämtliche Voraussetzungen dazu perfekt geschaffen.

Doch nun kommt die Verantwortung des Menschen. Gott hat jedem Menschen aus seinem Blickwinkel der Liebe, der Gnade und des Erbarmens zwar alles geschenkt und bereitgestellt. Aber real besitzt kein einziger auch nur ein Prozent des Lebens von Jesus Christus. Denn jetzt muss der Mensch seinen Willen einsetzen und im Glaubensgehorsam (Röm.1,5; 16,26) handeln. Er muss Jesus Christus richtig erkennen, richtig annehmen − und dann in Christus bleiben und sich nach und nach alles aneignen, was ihm der Herr Jesus Christus am Kreuz durch sein Sterben und seine Auferstehung erworben hat. Der Mensch muss Gottes Liebe erwidern (Mt.22,37; 1.Joh.4,16) und im kindlichen Glauben seinen Willen kundtun und einsetzen. Dadurch kommt er in den Einflussbereich der Liebe und Gnade Gottes und muss nicht durch Gottes Heiligkeit bestraft werden und verloren gehen.

Die ganze Sendung von Jesus Christus, sein Kreuzeswerk etc. sind ein einziger, großer Beweis dafür, dass Gott nicht den Tod des Gottlosen will, sondern dass Er will, dass alle gerettet werden und Er der Retter aller Menschen ist. Doch nur die „Gläubigen“ werden die Rettung real erfahren. Der Rest hat die Errettung und damit letztlich den Retter verworfen. Gott wollte, aber der Mensch wollte nicht. Das ist das Risiko der Liebe und Gnade Gottes, die uns völlige Willensfreiheit gibt. Wir sollten unseren Willen richtig einsetzen, und zwar in völliger Übereinstimmung mit dem Evangelium des Christus!


Sie können sich dieses Thema in einem ausführlichen Vortrag als MP3-Audio anhören oder herunterladen: Gott, unser Retter, will, dass alle Menschen gerettet werden - 1.Tim.2,4 (MP3-Audio).

Wir verwenden Cookies um Ihnen eine nutzerfreundliche Webseite zur Verfügung zu stellen.
Näheres finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.