Dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind – 2.Kor.5,14

Wir beschäftigen uns mit einer sehr tiefen und geheimnisvollen Aussage des Apostels Paulus. Zwar ist dieser Vers dem üblichen Bibelleser vermutlich bekannt; doch die wahre Aussage des Heiligen Geistes hat kaum einer begriffen. Zudem ist die Schlüsselaussage für einen denkenden Leser mehr als unverständlich, denn er spricht von einer zurückliegenden Todeserfahrung, was für einen jetzt lebenden Menschen widersinnig erscheint.

Bevor wir den tiefen geistlichen Sinn sorgfältig erforschen und dann auf unser praktisches Leben übertragen, wollen wir noch eine Parallelstelle aus dem Kolosserbrief anführen, die ebenfalls von einer vergangenen Sterbeerfahrung spricht und an aktuell noch lebende Nachfolger des HERRN gerichtet ist: Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott (Kol.3,3). Warum spricht Paulus auch in diesem Vers lebende Menschen als bereits Gestorbene an? Ist das nicht unsinnig?

Sehen wir uns zunächst einen typischen „Christen“ an, der gerne Gott wohlgefällig leben und schließlich in den „Himmel“ kommen möchte. Sein „Glaubensweg“ ist gespickt mit göttlichen Auflagen, die er zu erfüllen hat. Ohne „christliche“ Leistung wird er erfahrungsgemäß nichts empfangen. Und so beginnt seine Laufbahn mit der Bekehrung – denn wenn er sich nicht bekehrt, endet er in der „Hölle“. Seine erste religiöse Leistung ist damit vorgegeben: die Bekehrung. Nun folgen die „christlichen“ Verpflichtungen (Bibel lesen, Gottesdienst besuchen, „Zehnten“ geben, Gebet, Anbetung und vieles mehr), gefolgt von den „christlichen“ Tugenden, die er hervorbringen sollte. Nicht zu vergessen natürlich das Halten der unzähligen Gebote im Alten und Neuen Testament. Denn hält er diese nicht, bekommt er ein schlechtes Gewissen, gerät unter Verdammungsgedanken und könnte am Ende noch den „Himmel“ verpassen. Will er was vom „Himmel“, dann muss er diesen schon überzeugen – denn ohne ringendes Gebet erhält man nichts von Gott. Sieg über die Sünde und gar über Satan zu haben, bleibt unerfülltes Wunschdenken – und schließlich erleben es die meisten „Christen“ ohnehin nicht – von einem heiligen und vollkommenen Wandel im Alltag ganz zu schweigen.

Es mag sich vielleicht ironisch lesen – ist aber leider bittere Realität nahezu aller ernstmeinender Nachfolger des HERRN. Doch lügt der HERR, wenn Er uns Sieg über die Sünde, über Satan, die Welt, die Lüste und Begierden verheißt? Wo liegt das Problem? Die meisten „Christen“ haben weder Jesus Christus noch das wahre „Evangelium des Christus“ erkannt. Deshalb sind sie letztlich nichts anderes, als „christlich“ schuftende Menschen, die dem „Himmel“ irgendeine Segnung abringen wollen. Faktisch sind sie noch gesetzliche Menschen. Und die Stimme des Gesetzes lautet: Denn Mose beschreibt die Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz ist: `Der Mensch, der diese Dinge getan hat, wird durch sie leben (Röm.10,5). Doch das ist die Sprache des Alten Bundes. Sie lautet: Lohn für (religiöse) Leistung – wie in der modernen Leistungsgesellschaft.

Im Neuen Bund hat sich Gott aber festgelegt, dass der Gerechte nur durch Glauben lebt – und nicht durch eigene, gesetzliche, religiöse Leistung. Doch damit der Glaube eine Basis hat, müssen zuvor göttliche Tatsachen geschaffen werden, auf die er sich dann stützen kann.

Und damit sind wir beim Kreuzeswerk von Jesus Christus angekommen. Weil kein Mensch die heiligen Maßstäbe Gottes erfüllen könnte, sandte Gott Seinen Sohn Jesus Christus, der sie erfüllte! Jesus Christus ist der heilige, gerechte und vollkommene Mensch Gottes. Er wurde bezeichnet als der Heilige Gottes, an dem Gott Wohlgefallen gefunden hat. Und mit diesen Eigenschaften war Jesus Christus ein vollkommenes Opfer, das Gott für die Sünden aller Menschen annahm und das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt (Joh.1,29).

Doch damit dieser Opfertod für alle Menschen greift, identifizierte der ewige Gott jeden Menschen mit dem gesamten Werk Seines Sohnes. Was Jesus Christus tat, tat Er für jeden Menschen. Was Er erwarb, erwarb Er für jeden Menschen – zum Beispiel den Sieg über die Sünde, Satan und die Welt. Gott setzte zu diesem Zweck im Prinzip jeden Menschen in Seinen Sohn Jesus Christus ein und handelte dadurch in und durch Jesus Christus an jedem Menschen. Man spricht vom objektiven Blickwinkel Gottes, d. h. so sieht Gott jeden Menschen, unabhängig von seinem Zustand, seiner Leistung usw.

Folglich, als Jesus Christus starb (stellvertretend für alle Menschen), sind aus Gottes Sicht ebenfalls alle Menschen mit gestorben – sie haben also geistlich gesehen den gleichen Tod erlebt. Und wer gestorben ist, ist konsequenterweise auch gegenüber der Sünde und ihrem ganzen Wirkungskreis tot. Also kann (oder könnte) er sie nicht mehr vollziehen – er hat Sieg über die Sünde: Jeder, der aus Gott gezeugt ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott gezeugt ist (1.Joh.3,9). Doch zuvor ist aus Gottes Sicht noch etwas anderes geschehen. Dem Kreuzestod von Jesus Christus ging ja die Kreuzigung voraus. Folglich sind gemäß dem Evangelium des Christus alle alten Menschen mit gekreuzigt worden: Da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch mit gekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen (Röm.6,6). Und nach dem Tod des Herrn Jesus Christus kam Seine Auferweckung aus den Toten. Also ist (wäre) jeder Mensch mit Christus auferweckt zur Neuheit des Lebens: damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. Denn wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch mit der [seiner] Auferstehung sein (Röm.6,4-5).

Gott sieht den Menschen als mit Jesus Christus gekreuzigt, als mit Jesus Christus gestorben und als mit Jesus Christus auferweckt. Doch das ist nur Gottes Blickwinkel, Sein einseitiges Handeln in und durch Seinen Sohn Jesus Christus am Kreuz von Golgatha. Das war Sein Gnadenwirken, Sein Liebesgeschenk an jeden Menschen – damit es hinfort durch Glauben gehe, und nicht durch (religiöse, „christliche“) Werke. Alles, was der Mensch noch tun kann, ist Gottes Blickwinkel zu übernehmen. Er muss die Sache so sehen, wie Gott. Und das nennt sich, Jesus Christus zu erkennen! Ich muss erkennen, was mir in und durch Jesus Christus aus Gnaden geschenkt wurde – und dann muss ich mir alles im Glauben aneignen, was mir Gott in Seinem Sohn prinzipiell bereits übertragen hat.

Also ist es herrliche Wahrheit: Mein alter, völlig verdorbener Mensch, der völlig in Sünde und aus Sünde ist, ist am Kreuz abgetan worden. Das ist eine göttliche Tatsache, die ich nun glauben und dann abholen kann und muss. Ein anderer Weg existiert nicht mehr. Weil Jesus Christus gestorben ist, ist auch mein alter Mensch mit gestorben. Das nehme ich in Anspruch, hole es im Glauben ab, danke Gott dafür – und bin ein neuer Mensch in Christus, eine neue Schöpfung (2.Kor.5,17). Ich halte mich auch dafür, dass ich der Sünde abgestorben bin (Röm.6,11). So sieht es Gott in Christus seit Golgatha. Sieg über die Sünde, Satan, die Welt etc. gibt es nur durch den Glauben: Denn alles, was aus Gott gezeugt ist, überwindet die Welt; und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube (1.Joh.5,4). Und so hole ich jede weitere geistliche Tatsache, die Jesus Christus am Kreuz geschaffen hat, im Glauben ab und halte dafür, dass sie mir in Christus gehört.

Das ist das wahre Evangelium des Christus  - in Christus ist uns alles geschenkt (Röm.8,32). Also enthüllt unser Vers aus 2.Kor.5,14 nichts anderes, als ein herrliches Element, das uns Jesus Christus erworben hat. Nur durch den Glauben können wir es uns aneignen. Und so erhält der HERR die alleinige Ehre. Und nur so kommen wir in den „Himmel“!


Dieses Thema können Sie sich in einem ausführlichen Vortrag als MP3-Audio anhören oder herunterladen: Dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind - 2.Kor.5,14 (MP3-Audio)

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