Ich kam nicht, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen – Mt.5,17

Kaum hatte der Herr Jesus Christus mit seinem öffentlichen Dienst begonnen, gerieten die jüdischen Gesetzeslehrer, Gesetzeshüter und Anhänger jüdischer Sekten (z. B. die Pharisäer und Sadduzäer) in größte Unruhe und Aufregung. Sie unterstellten ihm ständig, dass Er das Gesetz brechen würde. Beim genauen Studium der vier Evangelien lässt sich das schnell feststellen. Beispielsweise übertrat Jesus Christus ihrer Meinung nach das Sabbatgebot, weil Er mit Vorliebe am Sabbat Menschen heilte (Joh.5,16). Oder die wohl schlimmste Übertretung war der Anspruch von Jesus Christus, Gottes Sohn zu sein. Die religiösen Leiter realisierten sehr wohl, dass Jesus Christus damit auch Gott wäre (Joh.5,18; 10,33). Doch da es für die Juden nur einen Gott gibt, musste Jesus Christus folgerichtig beseitigt werden. Er starb am Holz als Verfluchter (Gal.3,13).

Wo liegt der Knackpunkt? Gott gab seinem auserwählten Bundesvolk Israel eine Vielzahl von Gesetzen, Satzungen, Geboten und Verboten. Sie definieren die Beziehung zwischen Gott und Israel und den Israeliten untereinander. Dadurch unterschied sich Israel von allen anderen Völkern dieser Welt. Gemäß Paulus sind die Gesetze und Gebote Gottes heilig, gerecht und gut (Röm.7,12; 1.Tim.1,8). Doch den Juden fehlten die inneren Voraussetzungen, die Gesetze und Gebote zu halten. Sie versuchten zwar, sie äußerlich zu erfüllen, scheiterten aber bis auf wenige Ausnahmen kläglich. Deshalb verhieß Gott über die Propheten einen Neuen Bund (Jer.31,31-33; Hebr.8,8-12). Und dieser Neue Bund wurde durch Jesus Christus bereitgestellt und in Kraft gesetzt (Mt.26,28; 1.Kor.11,25). Folgerichtig lehrte Paulus, dass das äußere Halten des Gesetzes nicht zum Leben führt, sondern zum Tod (Röm.7,9-10). Oder den Galatern schrieb er, dass das Gesetz ein Zuchtmeister (oder: Geleiter) auf Christus hin ist (Gal.3,24).

Alle Gesetze, Gebote, Opferdienste, Anordnungen über den Tempel, die Priesterdienste etc. weisen in perfekter Art auf Jesus Christus hin. Der innere, geistliche Sinn aller gesetzlichen Anweisungen redet von nichts anderem, als von Jesus Christus (und seiner Gemeinde). Deshalb kommt der Mensch nicht durch das äußere Halten von gesetzlichen Anweisungen zum Leben, zur Gerechtigkeit etc., sondern nur dadurch, dass er ganz mit Jesus Christus vereinigt ist – und das geht nur durch den Glauben (Röm.10,5-11). Wer aber versucht, das äußere Gesetz zu halten, macht Schiffbruch. Durch das Gesetz werden einem aufrichtigen Menschen vielmehr die Augen geöffnet für seine totale Verdorbenheit und Unfähigkeit, Gottes heilige Anforderungen zu erfüllen. In der Folge bricht ein Mensch zusammen – und endet bei Jesus Christus. Also hat ihn das Gesetz zu Jesus Christus ans Kreuz und damit zur Mitkreuzigung des alten Menschen getrieben (Gal.3,24).

Jesus Christus ist die Vollendung des Gesetzes (oder: des Gesetzes Ende) (Röm.10,4). Wer durch den Glauben ganz in Christus ist, lebt folglich ebenfalls in der Erfüllung des Gesetzes, die durch Jesus Christus geschah. Nehmen wir zur Illustration den Sabbat, den Jesus Christus angeblich ständig brach. Der Sabbat redet geistlich vom „Ruhen“ (genau: vom „Feiern“). Weil der Herr Jesus Christus alle göttlichen Werke für uns vollbrachte und damit auch das Gesetz erfüllte, sollen wir nun in seinen vollbrachten Werken ruhen (Eph.2,8-10). Das ist die sog. Sabbatruhe, von der in Hebr.4,1-11 gesprochen wird. In Christus soll der Mensch nicht mehr das äußere Sabbatgebot beachten, sondern den inneren geistlichen Sinn verstehen und im Glauben anwenden. Dann hat er das Sabbatgebot in Christus perfekt erfüllt – und zwar jeden Tag, nicht nur am „Samstag“!

Jedes Gesetz und jede prophetische Anweisung ist in und durch Jesus Christus perfekt erfüllt worden. Sie werden weder aufgelöst noch für ungültig erklärt – sondern sie sind in und durch Jesus Christus vollkommen erfüllt. Von uns wird nun erwartet, dass wir ganz in Christus sind und bleiben und den geistlichen Sinn des Gesetzes und der Prophetenbücher verstehen. Dann wird der Herr Jesus Christus durch uns das Gesetz ständig erfüllen – und zwar in der geistlichen und ewigen Anwendung. In Christus erfüllen wir dadurch jede göttliche Anforderung nach Gerechtigkeit und Heiligkeit – nicht durch das äußere Halten von gesetzlichen Anweisungen, sondern durch das Leben, Ruhen und Bleiben in Christus (1.Kor.1,30).

Die Schriftgelehrten, Pharisäer etc. blieben am Buchstaben des Gesetzes hängen (Röm.7,6; 2.Kor.3,6). Doch den wahren geistlichen Sinn verstanden sie nicht – wie leider auch die Mehrzahl der neuzeitlichen „Christen“, die ebenso in der Falle der äußeren Gesetzlichkeit gefangen sind. Sie haben Jesus Christus nicht erkannt, d. h. ihren wunderbaren Stand in Christus, der alles erfüllt oder zur Vollendung gebracht hat – für uns!

Kein Gesetz wird aufgelöst, sondern alle Gesetze und alle prophetischen Anweisungen sind in und durch Jesus Christus vollendet oder erfüllt. Die Schrift kann nicht aufgelöst werden (Joh.10,35), denn sie enthält Gottes ewige Ratschlüsse, die Er in Christus offenbart hat. Weil Jesus Christus das Wort Gottes selber ist (Joh.1,1; Offb.19,13), haben wir absolut kein Recht, weder das Gesetz noch das Wort Gottes aufzulösen, zu relativieren, als ungültig zu erklären etc. Doch genau das geschieht in unseren Tagen in unzähligen „christlichen“ Bewegungen, weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt (Mt.24,12; 2.Thess.2,7). Aber was sagte der Herr Jesus Christus: Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist (Mt.5,18-19; Lk.16,17).


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