Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr! wird in das Königreich der Himmel eingehen – Mt.7,21

Das Wort „Herr“ in Bezug auf den ewigen Gott und seinen Sohn Jesus Christus (griechisch: kurios) wird im Neuen Testament wohl am meisten verwendet. Es ist in den vier Evangelien, in der Apostelgeschichte, den Lehrbriefen und der Offenbarung allgegenwärtig. Entsprechend häufig verwenden deshalb auch die Christen den Begriff „Herr“ – aus unterschiedlichsten Motiven und oft sicher besten Absichten. Doch der Herr Jesus Christus macht klar, dass offensichtlich aus göttlicher Perspektive rund um das Wort „Herr“ große Missbräuche und religiöse Illusionen bestehen. Den ewigen Gott und seinen Sohn Jesus Christus mit „Herr“ anzusprechen, ist anscheinend in keiner Weise eine Versicherung, die ewigen Ziele zu erreichen. Der Herr Jesus Christus definiert das Ziel präzise: in das Königreich der Himmel eingehen (Mt.7,21). Es ist die ewige Berufung und Bestimmung der Auserwählten Gottes (Hebr.3,1; 2.Pt.1,10).

Gemäß Mt.7,21-23 sucht der ewige HERR und Gott nicht verbale Kundgebungen von göttlichen Namen und Begriffen, sondern das Tun des Willens des himmlischen Vaters. Folglich scheinen den HERRN nicht religiöse Bekenntnisse und Proklamationen zu interessieren, sondere unsere Taten und Werke, die exakt dem Willen des Vaters entsprechen.

Doch was genau ist der Wille des himmlischen Vaters? Denn in Mt.7,22 haben die Menschen zweifellos „christliche“ Werke vollzogen, die außerordentlich und durchaus biblisch abgedeckt sind. Sie prophezeiten (1.Kor.14,1 ff.), trieben Dämonen aus (Mk.16,17; Apg.16,18) und taten viele Machttaten (Mk.16,20; Apg.14,3; Hebr.2,4) – wohlgemerkt alles im Namen des HERRN! Doch zu unserer Verwunderung – oder vielleicht auch schockierend – qualifizierte dies die „christlichen“ Aktivisten in keiner Weise für den „Himmel“. Noch schlimmer: Sie sind im Himmel gar nicht bekannt und werden als Gesetzlose resolut abgewiesen (Mt.7,23). Worin liegt die Begründung dafür – denn sie taten doch jene Werke, die das Neue Testament für Gläubige vorsieht (Mk.16,17-18)?

Nach den Worten des Herrn Jesus Christus kommt nur in den „Himmel“, wer den Willen seines Vaters getan hat (Mt.7,21). Diese Anweisung besteht aus zwei Fragmenten: dem Willen des himmlischen Vaters – und dem Tun dieses Willens. Wir wollen uns beides näher ansehen.

Der „Wille Gottes“ ist vom Hintergrund des gesamten Wortes Gottes natürlich ein sehr dehnbarer Begriff, der zudem noch mehrfach belegt ist. Es lassen sich buchstäblich Hunderte Textstellen rund um den Willen Gottes zitieren. Dabei entspricht beispielsweise das gesamte Wort Gottes dem Willen Gottes. Es definiert Gesetze, Gebote, Verbote, Satzungen, Weisungen etc. Deshalb ist das Wort Gottes der absolute Maßstab für jeden Menschen – ob es nun das Verhalten im Alltag oder die ewige Beurteilung eines Menschenlebens betrifft. Hat sich der HERR in seinem Wort zu irgendeiner Frage des Alltags, des Lebens, der Moral und Ethik, der ewigen Bestimmung des Menschen etc. festgelegt, dann kennen wir prinzipiell die Wahrheit und damit Gottes Wille (Joh.17,17). Dieser wird niemals vom HERRN übersprungen. Hier finden wir deshalb bereits eine Begründung dafür, weshalb die „dynamisch Handelnden“ in Mt.7,22 durchgefallen sind: Als „Gesetzlose“ (Mt.7,23) lebten sie im Alltag offensichtlich im Widerspruch zu den göttlichen Gesetzen – „dynamische Taten“ hin oder her. Diese scheinen für den HERRN nicht maßgebend zu sein. Dynamische Taten im Namen des HERRN allein bringen somit keinen in den Himmel!

Doch der Wille Gottes besteht nicht nur aus moralischen und ethischen Anforderungen an den Menschen. Er beinhaltet ebenso seine ewigen Pläne und Ratschlüsse mit der Schöpfung und v. a. mit dem Menschen. Paulus bezeichnet dies als das Geheimnis seines Willens (Eph.1,9), und dieses weist in direkter Linie auf das Geheimnis oder das Evangelium des Christus hin. Da dieses nur dem Apostel Paulus enthüllt wurde (Gal.1,11-12), finden wir deshalb in seinen Briefen eine große Anzahl von offensichtlichen oder verdeckten bis verschlüsselten Hinweisen auf den Willen Gottes (in Christus). So ist z. B. unsere Heiligung (Heiligkeit) Gottes Wille (1.Thess.4,3), die Danksagung in allem (1.Thess.5,18), den Körper als lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer darzustellen – denn nur so finden beispielsweise wahre Umgestaltung, Erneuerung und das Erkennen des Willens Gottes statt (Röm.12,1-2).

Wenn wir den letzten Willen Gottes herausfinden wollen, müssen wir wissen, wer genau der Herr Jesus Christus in den Augen seines himmlischen Vaters ist. Wir müssen den Herrn Jesus Christus exakt „erkennen“ (Joh.17,3; Eph.3,18-19; Phil.3,10; Kol.1,9; 2,2-3). Sämtliche Informationen liefern uns v. a. die Paulusbriefe. Wir kommen nicht darum herum, diese unter der Inspiration und Führung des Heiligen Geistes exakt zu studieren. Auf diese Weise wird das Geheimnis des Christus entschlüsselt und parallel dazu das Geheimnis seines Willens (Eph.1,9).

Anders gesagt: Wir müssen genau wissen, zu was uns der ewige Gott und Vater seinen Sohn Jesus Christus gemacht hat (1.Kor.1,30), wer wir sind in Christus (Eph.1,3-7) und was die ewigen Pläne Gottes für den Menschen in Christus sind (Eph.1,17-18). Komprimiert gesagt muss ein Mensch ganz in Christus hineinkommen und in der Folge sein Leben lang in Christus sein und bleiben. Das ist der absolute und oberste Wille des himmlischen Vaters! Das Liebste des Vaters im Himmel ist sein Sohn Jesus Christus. Nur dieser ist ihm wohlgefällig (Mt.3,17; 17,5) – plus alle, die wirklich in Christus sind. Die gesamte Wirksamkeit des Heiligen Geistes läuft deshalb daraufhin, dass Gottes Auserwählte ganz in Christus hineinkommen und dann in Christus in die Ewigkeit und damit in das Königreich der Himmel eingehen (Mt.7,21; Joh.14,6). Wir ehren den Vater, wenn wir seinen Sohn ehren – und das bedeutet, exakt im Werk Christi zu sein und zu leben. Das ist der einzige Weg in das Königreich der Himmel – „dynamische Taten“ hin oder her.

Die abgewiesenen Menschen in Mt.7,23 waren nicht in Christus – sie taten nur in seinem Namen Werke für Gott (und für sich!). Das geht an sich problemlos, wenn man kühn und dynamisch genug ist. Der HERR wird sein Wort immer bestätigen und seinen Namen auch durch Gefäße zur Unehre verherrlichen, die gesetzlos leben (Röm.9,21; 2.Tim.2,20). Offensichtlich aber sucht der „Himmel“ nicht unsere gewaltigen Werke in Namen Jesus Christus, sondern den Herrn Jesus Christus selber in uns! Und Menschen, die wirklich in Christus sind, können weder gesetzlos sein und leben, noch in der irrigen Vorstellung sein, sie könnten sich den „Himmel“ durch ihre religiösen Höchstleistungen verdienen.

Damit wäre der „Wille des himmlischen Vaters“ von Mt.7,21 stark gekürzt abgehandelt. Jetzt beschäftigen wir uns noch mit dem „Tun“ des göttlichen Willens. Es betrifft das Spannungsfeld zwischen Hören und Wissen einerseits – und dem konsequenten, gehorsamen Handeln andererseits. Im Gleichnis vom „Hausbau“ spricht der Herr Jesus Christus direkt diese Problematik an (Mt.7,24-27). Auch der Apostel Jakobus kreist das Thema mit markanten Worten ein (Jak.1,22-25). Es geht um die Not, dass „Gläubige“ alles Mögliche (und Unmögliche!) hören, wissen, kennen, verkünden, schreiben usw. Aber nur eine kleine Minderheit tut es im Alltag tatsächlich. Der „Himmel“ sucht offensichtlich aber nicht die Hörer, sondern die Täter seines Willens – und das ist definitiv viel, viel schwerer.

Nur wer den Willen des himmlischen Vaters tut (Mt.7,21), kommt tatsächlich ans Ende, zerbricht, wird gedemütigt, leidet und erlebt die Mitkreuzigung seines alten Menschen (Röm.6,6). Erst anschließend erfährt er die echte Neuheit des Lebens in Christus (Röm.6,4), die Auferstehungskraft Christi (Phil.3,10), die mächtige Kraft Gottes in der Schwachheit (2.Kor.12,9), die Anwesenheit Christi im sterbenden Fleisch (2.Kor.4,10-11), die wahre Macht des Namens Jesus Christus (Mk.16,17-18) und vieles mehr. Solche Menschen sind total von Jesus Christus abhängig, können getrennt von Ihm überhaupt nichts mehr tun (Joh.15,5) und leben nicht mehr selber, sondern Christus lebt in ihnen(Gal.2,20). Genauso wird sichergestellt, dass Christus wirklich ihr Leben ist (2.Kor.13,5) – das alleinige Kriterium, um in das Königreich der Himmel einzugehen! Selbstverständlich werden wir dann je nach Begabung auch göttliche Machttaten wirken. Doch diese Zeichen folgen uns nach(Mk.16,17; Joh.14,12; Eph.2,10) – sie sind aber niemals die Legitimation für den Eintritt ins Himmelreich.

Folglich kommen nur Täter des Willens Gottes ganz in Christus und damit in das Königreich der Himmel hinein. Das bewahrt sie vor der allgegenwärtigen, religiösen Illusion all jener, die eifrig im Namen Jesus reden, predigen, prophezeien, Dämonen austreiben und Herr! Herr! sagen. Tatsächlich waren sie niemals in Christus und sind deshalb konsequenterweise trotz aller „Christlichkeit“ in Gottes heiligen Augen „Gesetzlose“ geblieben. Denn nur in Christus ist das Gesetz erfüllt (Mt.5,17; Röm.10,4) und haben wir keinen Bezug mehr zur Gesetzlosigkeit (Röm.8,1-2), die bekanntlich in unseren Tagen immer mehr zunimmt (Mt.24,12; 2.Thess.2,7).


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