Wie man die Fülle Christi oder das verheißene Land verpasst – Hebr.3

Die ganze Sendung des ewigen Sohnes Gottes Jesus Christus bezweckt letztlich nur eines: Dass die Auserwählten Gottes oder die zukünftigen Söhne Gottes ihre himmlische Berufung und Bestimmung erreichen. Dafür gibt es verschiedene Begriffe, die stets das Gleiche aussagen. Wir könnten es das Eingehen in die Sabbatruhe Gottes nennen, oder das Eingehen in das verheißene Land, oder das Einnehmen des verheißenen Landes und das Wohnen in ihm, oder das Sich-aneignen der Fülle Christi usw. In Hebr.3,1 werden heilige Brüder des Christus erwähnt, die Mitteilhaber der himmlischen Berufung sein sollen. Nähere Informationen zu den Brüdern Christi werden u. a. in Hebr.2,11-18 festgehalten.

Der Herr Jesus Christus hat den äußersten Preis bezahlt, um sich ein Eigentumsvolk aus der Menschheit zu erwerben. Es entspricht z. B. dem im Acker verborgenen Schatz (Mt.13,44), oder der einen, sehr kostbaren Perle (Mt.13,45-46). Dieses Volk mit den wahren Brüdern des HERRN erhält eine überaus kostbare und erhabene Berufung in der Himmelswelt, nämlich das All zu verwalten – also jene Aufgabe zu übernehmen, die die ersten Menschen durch den Sündenfall verloren haben (1.Mo.1,28; 3,1 ff.). Dabei haben sie ihre Autorität letztlich an Satan und alle Mächte der Finsternis verloren, die in der Folge alles in Sklaverei führten – sowohl den Menschen als auch die gesamte Schöpfung (Röm.8,20-22).

Israel ist ein Vorbild (ein Typus) für die Gemeinde Jesu Christi. Israel sollte ein Volk von Königen und Priestern werden und alle Nationen verwalten (2.Mo.19,6). Deshalb wurde es durch den gewaltigen Arm Gottes aus Ägypten befreit (ein Typus auf Satan, die Welt, die Sünde, Lüste und Begierden), durch das Rote Meer geführt (ein Typus auf die Taufe in den Namen Jesus Christus), von der Wolke in Richtung verheißenes Land geleitet (ein Typus auf die Taufe in Heiligem Geist), durch große Prüfungen in der Wüste geläutert und zubereitet (ein Typus auf die Funktionen und Wirkungen der Welt), göttlich versorgt (Christus, das göttliche Manna) und schließlich vor die Tore des verheißenen Landes geführt. Doch dort versagten sie total und verloren im Prinzip alles: die Erlösung, die Berufung, das Leben, die Fülle, den Reichtum – im übertragenen Sinn: den Christus und sein himmlisches Erbe für den Menschen.

In Hebr.3,7-19 greift der Schreiber (vermutlich Paulus) einzelne Punkte auf, die für Israel zum totalen Verlust führten. Und um es vorwegzunehmen: Es wird den meisten „Christen“ ebenso ergehen. Auf dem Testfeld, nämlich der Wüste (= alle Herausforderungen der modernen Welt), werden sie kläglich versagen und eine schlimme Ernte einfahren. Im Prinzip verlieren sie praktisch alles, was Jesus Christus am Kreuz erworben hat. Seine Gnade (sein Gnadenwerk) konnte für sie nicht wirksam werden.

In Christus wären wir bestimmt, sein Haus zu werden und zu sein (Hebr.3,6; Eph.2,19-22). Wir sollten also nicht religiöse Tempel und Bauwerke erstellen, sondern selber lebendige Steine des Christus sein (1.Pt.2,4-6). Doch um dieses Ziel und die himmlischen Funktionen zu erreichen, werden zwei Bedingungen formuliert: Standhaft festhalten am Freimut und am Ruhm der Hoffnung bis zur Vollendung, also bis ans Lebensende (Hebr.3,6).

In der Folge werden verschiedene Elemente des Versagens von Israel aufgelistet. Sie lassen sich, wie erwähnt, vollständig auf die „Christenheit“ übertragen:

1.   Herz nicht verhärten beim Hören der Stimme Gottes (Hebr.3,7-8). Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes, dem Reden und den Wirkungen des Heiligen Geistes blockieren sowohl geistliches Wachstum, als auch die Zubereitung zum Dienst und den Weg zur Vollendung in Christus. Der HERR oder der Heilige Geist redet auf diversen Wegen: Durch das Wort Gottes, durch Instrumente und Dienstträger Gottes (Eph.4,11), durch Offenbarungen des Geistes (1.Kor.12,7), durch Menschen im Alltag, durch Umstände und Widerstände, durch Versagen und Zusammenbrüche etc. Ungehorsam gegenüber Gottes Reden bewirkt immer ein verhärtetes Herz. Dann ist die geistliche Befehlszentrale blockiert – es kommt quasi zum „Infarkt“: Man trifft falsche Entscheidungen, hört auf die Stimme Satans, der Sünde und der Welt.

2.   Gott auf die Probe stellen oderversuchen (Hebr.3,8-9). Gemäß 4.Mo.14,22 hatte Israel den HERRN, der sie so wunderbar befreite, erlöste, führte und versorgte, zehnmal versucht. Dies geschah immer dann, wenn Gott sie auf die Probe stellte – meistens mit der existenziellen Versorgung. Es waren stets schwierige Umstände und scheinbare Unmöglichkeiten, bei denen Israel das Vertrauen, den Glauben oder den Glaubensgehorsam verweigerte. Stattdessen rebellierten und murrten sie, griffen Mose und damit Gott an und wollten lieber wieder zurück nach Ägypten (also faktisch unter die Herrschaft Satans, der Sünde und der Welt). Sie weigerten sich, Glaubensschritte zu tun. Dabei sahen sie täglich Gottes Werke (Wunder), z. B. seine perfekte Lebenserhaltung mit Wasser und Manna, seinen Schutz, seine Führung, seine Anwesenheit (in der Wolke, in der Stiftshütte) etc. Die Reaktion Gottes war verheerend: Ekel, Zorn, kein Eingehen in sein Feiern (in die Sabbatruhe = die Fülle Christi) und damit ins verheißene Land (Hebr.3,10-11).

3.   Böses Herz des Unglaubens (Hebr.3,12). Der Unglaube kommt faktisch dem Abfall vom lebendigen Gott gleich. Das Wesen des Unglaubens ist das Verweigern des Glaubensgehorsams in allen Herausforderungen des Lebens. Es geht dabei also nicht um gläubige, religiöse Emotionen – um die „christliche“ Etikette. Die meisten Menschen sind an irgendeinen Gott gläubig. Doch Unglaube meint das Gegenteil von vertrauensvollem Handeln und Ausharren auf der Basis des Wortes Gottes, und zwar in jeder Lebens- und Notlage. An dieser Stelle wäre der Dienst der Ermahnung (der Ermutigung) aller Glieder der Gemeinde gefragt (Hebr.3,13; 10,24-25). Doch dieser kennt zwei Parteien: Gemeindeglieder, die ihn ausführen und jene, die ihn beachten!

4.   Verhärtung durch Verführung der Sünde (Hebr.3,13). Die Sünde und dessen Urheber (Satan) lauern ständig vor unserer Herzenstüre – und je konsequenter wir den Weg gehen, desto gemeiner werden die Strategien Satans. Wer nicht durch konsequenten Glaubensgehorsam und durch fortlaufende Heiligung in Christus ruht, wird verführt, erhält ein verhärtetes Herz, fällt ab und geht für Gottes ewige Pläne verloren. Er hat die Berufung und Auserwählung nicht festgemacht (2.Pt.1,10) und stirbt in der geistlichen Wüste dieser Welt.

5.   Festhalten bis zur Vollendung (Hebr.3,14). In Gottes Gnadenwerk am Kreuz wurden wir als Mitteilhaber des Christus eingesetzt – oder als Erben Gottes und Miterben Christi (Röm.8,17). Dies entspricht aber nur einer objektiven Stellung oder Gottes vorgreifendem Gnadenwirken, also seinen vollendeten Werken. Doch dann ist der Einzelne gefordert, der sich durch Glaubensgehorsam alle himmlischen Segnungen in Christus (Eph.1,3), d. h. den Christus selber, aneignet. Das ist ein lebenslanger Prozess, d. h. wir sollen daran festhalten bis zur Vollendung, also bis zur vollen Reife (Vollkommenheit) in Christus. Wer in der Heiligung und Reinigung seines Lebens nachlässig wird und dem Heiligen Geist nicht aufs Wort gehorcht, bleibt hängen und kann jederzeit aus Christus fallen (= der Abfall – 1.Tim.4,1), vom Weinstock abgeschnitten werden und verdorren (Joh.15,6).

6.   Widerspenstigkeit und Unglauben (Hebr.3,16-19).Verkehrtes Verhalten erbittert den HERRN und bewirkt seine Ekelgefühle gegenüber widerspenstigen und ungläubigen Menschen. Die Auswirkung ist, dass diese Menschen u. a. niemals in Gottes Sabbatruhe eingehen können und werden. Weil der Sabbat ein klarer Typus auf das Leben und die Fülle des Christus (das verheißene Land) ist, sind solche Menschen am Ende totale Verlierer. Gott hatte ihnen in seiner Liebe und Gnade in seinem Sohn alles bereitgestellt und dabei nur etwas verlangt: den Glaubensgehorsam. Und selbst diesen hätte Er ihnen in Christus bereits im Voraus geschenkt, nämlich seinen Glauben (Mk.11,22 – genau; Jak.2,1) und seinen Gehorsam. Doch wer das verweigert, muss zwingend alles verlieren – denn die göttliche Gnade ist kein Freipass zum Sündigen!

Damit ist Israel die große Warnung für die Gemeinde Jesu Christi (1.Kor.10,1-13). Traurige Tatsache wird schließlich sein, dass die Gemeinde Jesu Christi nichts von Israel gelernt und sämtliche Fehler Israels wiederholt hat. Trotzdem wird ein Volk übrigbleiben, das das Ziel der himmlischen Berufung erreichen wird (Hebr.3,1). Wenn wir es fassen können: Es ist das „männliche Kind“ (Offb.12,5)  – oder es sind die „144‘000“ (Offb.14,1-5)  – oder die „Überwinder über das Tier“ (Offb.15,2) – oder das Neue Jerusalem (Offb.21)!


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