Kennst du Jesus nur vom Hörensagen – oder hast du Ihn gesehen? – Hiob 42, 5

Seit bald 2‘000 Jahren glauben Menschen an Jesus Christus, reden von Ihm, predigen über Ihn, tun z. T. Gewaltiges für Ihn, sterben für Ihn und vieles mehr. Ein globales Religionssystem mit Namen „Christentum“ ist entstanden, dessen Begründer angeblich dieser Jesus Christus sein soll. Dieses System mit vermeintlichem Bezug zu Jesus Christus generiert jährlich unzählige Milliarden Schweizer Franken (Euro, Dollar etc.). Millionen von Menschen profitieren von diesem Religionssystem in irgendeiner Form. Sie alle geben vor, Jesus Christus zu kennen. Doch entspricht dies tatsächlich dem Willen des lebendigen Gottes, wie Er sich u. a. in seinem Sohn Jesus Christus geoffenbart hat?

Es existierte einst ein vorbildlicher, gottesfürchtiger Mann mit Namen Hiob. Keiner auf Erden war besser als er. Er erhielt jedenfalls von Gott die Qualifikation: … vollkommen und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend (Hiob 1, 1; 8). Zweifellos kannte er den allmächtigen Gott und glaubte er auch an Ihn. Solange die äußeren Umstände unproblematisch waren, schien die Beziehung zu seinem Gott ungetrübt und einwandfrei zu sein. Hiob musste deshalb überzeugt gewesen sein, dass er auch bei seinem Ableben optimal in den „Himmel“ kommen würde. Sein ganzes Glaubensgebäude beruhte dabei auf überlieferten Informationen – sei es von der Thora oder den gesetzeskundigen Lehrern seiner Zeit.

Die ganze Situation änderte sich aber schlagartig, als Satan zweimal einen beschränkten Zugriff auf sein Leben erhielt (Hiob 1, 9 ff.; 2, 4-7). Anfänglich waren die Reaktionen Hiobs aus der Kraft seiner Seele noch vorbildlich (Hiob 1, 21-22; 2, 10). Er wehrte sich tapfer gegen die Umstände aufgrund seines Wissens, seiner Logik und Erfahrung. Doch mit zunehmender Dauer der körperlichen und seelischen Qualen brach das aufgebaute „Glaubenshaus“ zusammen (Mt.7, 24-27). Seine bisher gehörten Informationen konnten dem Druck der Umstände nicht mehr standhalten. Immer mehr kamen aus der Tiefe seines Wesens Gedanken und Reaktionen hervor, die schließlich alles andere als „vollkommen“ waren. Selbstgerechtigkeit, Hader, Rebellion, Stolz und vieles mehr äußerten sich. Er kam eben zeit seines Glaubenslebens niemals über das Hörensagen von und über Gott hinaus. Es waren nur angereicherte Informationen, die ihm plötzlich nicht mehr weiterhalfen. Zwar hatte er es immer nur gut gemeint, aber in der Krise reichte dies eben nicht mehr aus. Den wahren Gott und HERRN hatte er bisher nicht kennengelernt.

Schließlich gab sich der lebendige Gott zu erkennen. Er öffnete Hiob die Augen über seinen wahren Zustand. Das Finale von Hiob ist daher von größter Wichtigkeit für jeden aufrichtigen Menschen, auch im Neuen Bund: Hiob 42, 1-6. Hiob erkannte nicht nur sein wahres, völlig ungerechtes Wesen – sondern v. a. den HERRN selber. Er kam geistlich gesehen vom Glauben zum Schauen. Die göttliche Therapie kam zum glücklichen Ende. Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen (Mt.5, 8). Ohne diesen furchtbaren Abstieg und Zusammenbruch hätte Hiob niemals den HERRN gesehen. Und so wäre er auch in die Ewigkeit gegangen – mit gewaltigen Einschränkungen und Illusionen. Unmöglich hätte er es in Gottes heiliger Gegenwart ausgehalten mit all jenen Elementen, die im Laufe der göttlichen Therapie hochgefördert wurden. Doch weil Hiob letztlich durch und durch aufrichtig war, konnte ihn diese Therapie nur heilen – und ihm die Augen öffnen, wer der HERR in Wahrheit ist. Er bekam einen direkten Draht zum „Himmel“!

Im Neuen Bund kennen wir mindestens zwei illustre Personen, die durch ähnliche Prozesse gingen: Paulus und Petrus. Seinen geistlichen Werdegang beschrieb Paulus komprimiert in Phil.3, 5-11. Als Pharisäer war er topinformiert mit allen religiösen Begleiterscheinungen. Doch den lebendigen Gott kannte er in keiner Weise. Dies änderte sich aber schlagartig, als ihm der Herr Jesus Christus vor Damaskus begegnete (Apg.9, 1 ff.). Die Frage: Wer bist du Herr? (V. 5) bringt das ganze Dilemma perfekt zum Ausdruck. Man kann topreligiös sein – doch den Herrn Jesus Christus in keiner Art und Weise kennen. Die Früchte sind dabei allerdings – zumindest auf die Ewigkeit bezogen – meist miserabel. Sie entsprechen einem Querschnitt durch 20 Jahrhunderte christlicher Kirchengeschichte. Für Paulus jedenfalls wurde schließlich klar, dass es der mit Abstand wichtigste und schönste Inhalt und Zustand des Lebens ist, den Herrn Jesus Christus zu erkennen (Phil.3, 10). Sein ganzes, restliches Lebenswerk bestand denn auch darin, den (religiösen) Menschen zur richtigen Erkenntnis von Jesus Christus zu verhelfen. Aufgrund seiner eigenen Biographie wurde ihm klar, dass nicht das (religiös-christliche) Wissen ans Ziel führt, sondern das korrekte Erkennen des Herrn Jesus Christus, d. h. die innige, direkte und persönliche Lebensgemeinschaft mit dem wahren Sohn des lebendigen Gottes.

Petrus war ebenfalls ein aufrichtiger und gestandener Jude in Israel. Allerdings hatte er keine Ahnung über seinen wahren seelischen und geistlichen Zustand. So konnte er u. a. lügen, den Herrn Jesus Christus verleugnen, sich verfluchen, Ohren abhauen, sich über den Herrn Jesus Christus überheben und vieles mehr. Auch er lebte nur vom Hörensagen. Der Herr Jesus Christus musste ihm klar sagen, dass er einst umkehren (Lk.22, 32) und tun würde, was er nicht tun möchte (Joh.21, 18). Nach seinem völligen Versagen bei der Gefangennahme Jesu (Mt.26, 69-75), dem tiefen seelischen Schmerz und Zusammenbruch seines gesamten verdorbenen und gefallenen Wesens (Mt.26, 75) änderte sich seine gesamte Lage am historischen Pfingsten auf einen Schlag. Er trat nach der innigen Verbindung mit dem Heiligen Geist vollständig verändert auf (Apg.2, 14-36). Er hatte den HERRN gesehen!

Und wie steht es mir dir? Jeder von uns, der sich aufgrund unterschiedlicher Motive dem Herrn Jesus Christus zuwendet, lebt anfänglich mit Sicherheit nur vom Hörensagen. Als Informationsquellen dienen das Wort Gottes und all diejenigen Menschen, die uns das Wort Gottes mündlich oder schriftlich vermitteln – mit einer inzwischen immensen Flut! Doch keiner von uns hat anfänglich Einblick in die furchtbaren Abgründe seines (religiösen) Wesens. Dies erfolgt immer erst nach göttlichen Therapien, die stets die gleichen sind: Der alte (christlich-religiöse) Mensch wird durch Umstände „aufgerieben“ (2.Kor.4, 8-16), geschwächt (2.Kor.12, 9-10), getötet (Röm.8, 36), zerbrochen und gedemütigt (Joh.12, 24-25) usw. Dazu setzt der HERR gezielt alle „geistlichen Feinde“ ein (etwa Satan, unsichtbare Finsternismächte, die Welt, das Gesetz, feindselige Menschen, sog. „negative“ Umstände etc.). Sie alle öffnen uns die Augen: Zuerst für uns selber – und dann für den HERRN! Dies führt zur klassischen „Erweckung“. Sie läuft stets gleich ab: Tod dem alten Menschen und völlige Neuwerdung in Christus (Röm.6, 4-6). Die Frucht davon liest sich so: Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir (Gal.2, 20). Oder: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit (Kol.1, 27).Wir beginnen, den HERRN zu sehen – und zwar in allen uns geoffenbarten drei Personen Gottes: dem Vater, Seinem ewigen Sohn Jesus Christus und dem Heiligen Geist.

Menschen, die den HERRN gesehen haben, weisen ein markant anderes Leben auf mit offensichtlich identischen Früchten und Auswirkungen, wie sie z. B. beim Herrn Jesus Christus oder bei den Aposteln Paulus und Petrus unschwer auszumachen sind. Ebenso war Mose nach der Begegnung mit dem HERRN beim brennenden Dornbusch ein anderer Mensch (2.Mo.3, 2 ff.), Jakob nach dem Kampf mit dem Engel am Jabbok (1.Mo.32, 24-32 – v. a. V. 30), oder eben Hiob nach seiner „Leidensgeschichte“. Damit ist das Sehen des HERRN tatsächlich der entscheidendste Vorgang unseres Lebens – quasi unser Schicksal und unsere Bestimmung.

Stellt sich zum Schluss die Frage, ob diese Erfahrung nur einigen, wenigen Privilegierten zusteht. Bei Gott gibt es kein Ansehen der Person (Röm.2, 11), und sein moralischer Wille ist zweifellos, dass alle gerettet werden möchten (im Sinne eines „Wunsches“). Doch der Schwachpunkt liegt bei jedem einzelnen von uns – nämlich in unserer Bereitschaft, tatsächlich durch alle göttlichen Schulen zu gehen, auch wenn sie noch so hart sein mögen. Wer die von Gott auferlegten Sterbensschulen bejaht und dem göttlichen Führer (dem Heiligen Geist) gehorsam und dankbar hinhält, wird über kurz oder lang bestimmt den HERRN sehen. Er wird dabei zwar sein Leben verlieren, doch als Lohn das (ewige) Leben des Herrn Jesus Christus gewinnen (Mt.10, 39; 16, 25). Den Herrn Jesus Christus gewinnen heißt, ganz in Ihm erfunden oder gefunden zu werden (Phil.3, 8) – und das bedeutet dann eben, Ihn von Tag zu Tag immer deutlicher zu sehen, bis wir Ihm von Angesicht zu Angesicht begegnen (1.Joh.3, 2; Kol.3, 4).


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