Sie geben vor, Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen sie ihn – Tit.1, 16

Der Apostel Paulus spricht in diesem Vers mindestens zwei fatale Fehlhaltungen von uns „Gläubigen“ an: Religiöse Illusion und Unglaubwürdigkeit im praktischen Wandel.

Der größte Teil der Menschheit glaubt an irgendeinen Gott (Jona 1, 5). Rund ein Drittel gibt vor, an den Gott der Christen zu glauben und damit faktisch Jesus Christus zu kennen. Doch leider sind religiöse Proklamationen – und wenn sie noch so „christlich“ tönen mögen – wenig bis gar nichts wert. Im Gegenteil: Unter dem Titel des „Christentums“ wurden in den letzten zwanzig Jahrhunderten z. T. gräuliche Werke vollzogen, die Millionen Menschleben kosteten (Tit.1, 16b). Andere Religionen stehen dem Christentum in ihren z. T. fatalen Auswirkungen in nichts nach.

Glaubensbekenntnisse – vom welchem religiösen Hintergrund auch immer – scheinen ein riesiges Illusionspotential zu besitzen. Verbale Äußerungen, Meinungen, Ansichten, religiöse Dogmen und Traditionen sind anscheinend kein Garant dafür, wirklich ewige Wahrheiten zu vertreten, die dem lebendigen Gott wohlgefällig sind. Tatsächlich sucht der HERR etwas völlig anderes, nämlich Werke oder Früchte! Er beurteilt die Auswirkungen des (vermeintlichen) Glaubens, denn diese liefern klare Indizien über den wahren Urheber der Werke.

So sagte einst der Herr Jesus Christus, dass ein guter Baum keine schlechten Früchte abwerfen kann (Mt.7, 18). Oder ein falscher Prophet wird an seinen Früchten (Werken) erkannt (Mt.7, 15-16). Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über (Mt.12, 34 Luther). Oder: Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind: Hurerei, Unreinigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, Neid, Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen … (Gal.5, 19-21). Diese Aufzählung ließe sich beliebig verlängern. Nicht Bekenntnisse verraten die wahre Natur des Urhebers, sondern die im Alltag vollzogenen Werke – also unser praktisches Leben mitten in den natürlichen Herausforderungen unserer modernen Gesellschaft.

Der Begriff „Werke“ (griechisch ergon) ist im Wort Gottes mehrfach belegt. Es gibt die Werke Gottes, die Werke Christi, gute und böse Werke, Gesetzeswerke, Werke aus dem Glauben usw. So oder so lassen sie immer Rückschlüsse auf den wahren Urheber und dessen tatsächlichen Motive zu. Werke verraten also letztlich immer die Wahrheit. Ein jeder Baum wird eben an seiner Frucht erkannt (Mt.7, 16-18). Deshalb wird der Mensch auch anhand seiner Werke gerichtet (Röm.2, 6; 2.Kor. 5, 10; Offb.20, 12-13) und nicht anhand seiner „gläubigen“ Gefühle, Ansichten und Bekenntnisse.

Paulus bringt in Tit.1, 16 zum Ausdruck, dass religiöse Proklamationen und die praktischen Werke (Auswirkungen) im Alltag nicht deckungsgleich sein können. In Wahrheit sind sie es nur selten – nicht bös gemeint oder beabsichtigt. Weil der Mensch von Natur aus blind gegenüber sich selber ist (Mt.23, 16-26) und normalerweise immer nur der Splitter beim andern sieht, statt den überdimensional großen, eigenen Balken (Mt.7, 3-5), ist damit der Ursprung jeder religiösen (christlichen) Illusion bereits eingekreist. Tatsächlich entsprechen die konkreten Auswirkungen (Werke) unseres Glaubens oder aus unserem Glauben der wahren, geistlichen Realität. So sieht uns der HERR – und so sehen uns auch die („ungläubigen“) Mitmenschen. Entsprechen die im Alltag produzierten Werke nicht den geforderten Werken Christi, verleugnen wir dann eben den HERRN – und leben in einer gigantischen Illusion. Wir bilden uns alles Mögliche auf unsere religiösen Erkenntnisse und Aktivitäten ein – und landen damit am Ende dort, wo das Weinen und Zähneknirschen ist (Mt.8, 12; 13, 42; 13, 50 etc.). Denn der Glaube ohne (die richtigen) Werke ist tot (Jak.2, 17; 20; 26)!

Folglich sollte ein wahrhaft glaubender Mensch in Christus jede Sehnsucht besitzen, die richtigen Werke zu wirken, resp. den wahren Gehalt seiner bisher gewirkten Werke zu kennen. Nur das gäbe ihm die Gelegenheit, sich von jeder religiösen Illusion zu verabschieden und glaubwürdig zu leben. Denn immerhin gewinnt z. B. eine gläubige Schwester ihren „ungläubigen“ Ehemann nicht durch religiöse Bekenntnisse und Vorträge, sondern durch ihren Wandel (1.Pt.3, 1)!

Damit stellen sich zwei Fragen: Wie kann ich mich so erkennen, wie der HERR mich erkennt? Und wie kann ich sicherstellen, dass ich anhaltend jene Werke (Christi oder Gottes) wirke, die Gott nicht verleugnen?

Gefragt ist in erster Linie ein aufrichtiges, gedemütigtes und zerbrochenes Herz (Ps.119, 67; 71; Jes.57, 15), das unbedingt die schonungslose Wahrheit kennen will. Dazu sind eine Entscheidung und die volle Wirksamkeit des Heiligen Geistes gefragt. Wer unverblümt die Wahrheit kennen will, wird sie erkennen, und sie wird ihn frei machen (Joh.8, 32). Dazu spiegelt man sich mit Unterstützung des Heiligen Geistes im gesamten Wort Gottes. Weil wir ja die Werke Christi wirken sollten (Joh.14, 12), studieren wir z. B. anhand der vier Evangelien sorgfältig die Auswirkungen (die Werke) des Lebens Jesu und vergleichen diese dann mit unseren Werken. Sind sie deckungsgleich, werden wir Gott bestimmt nicht verleugnen. Stimmen sie nicht überein, haben wir einen akuten Handlungsbedarf. Er führt über eine radikale Busse zur Umkehr und völligen Neuausrichtung auf den Herrn Jesus Christus.

Doch wie kann sichergestellt werden, dass wir hinfort tatsächlich die Werke Christi oder Gottes wirken. Ursprung jedes falschen oder bösen Werkes ist letztlich immer unser Herz. „Herz“ meint unsere alte Natur, unser gefallenes und verdorbenes, adamitisches Wesen, das wir von Geburt an alle besitzen. Folglich ist unser „Herz“ der Ursprung jeder Illusion, Lüge, Verdrehung, Blindheit etc. Deshalb muss es ausgetauscht werden. Wir benötigen das „Herz“ von Jesus Christus, dem neuen Menschen (Eph.2, 15; 4, 24), dem zweiten Menschen (1.Kor.15, 47) oder dem letzten Adam (1.Kor.15, 45). Dieser Herzens- oder Lebensaustausch nennt sich die Neuzeugung aus Wasser und Geist (Joh.3, 3-8; Hes.36, 25-27).

Oder anders ausgedrückt: Der Herr Jesus Christus muss uns real eingesetzt werden. Er muss unser Leben (= Herz) sein (Phil.1, 21; Kol.3, 4) und durch den Glauben in unserem Herzen wohnen (Eph.3, 17). Durch das ausgetauschte Leben erhalten wir einen völlig anderen Antrieb: Christus in uns (Röm.8, 10; Gal.4, 19; Kol.1, 27). Ist unser Herz gereinigt und geheiligt und bleiben wir anhaltend in Christus, dann bewirkt Er konstant seine guten Werke. Das heißt praktisch, an Jesus Christus glauben (Joh.14, 12). Die fortlaufend gewirkten, guten Werke sind dann der Garant dafür, dass Jesus Christus wirklich in uns lebt (2.Kor.13, 5) und wir daher tatsächlich gerettet sind – und niemals mehr Gott durch unsere Werke verleugnen! Auf diesem Weg erhält dann auch der HERR alle Ehre, denn wir wandeln in jenen guten Werken, zu denen wir in Jesus Christus zuvor bereitet worden sind (Eph.2, 8-10).

Tit.1, 16 eignet sich für einen wahrhaft aufrichtigen Menschen ausgezeichnet, um eine tiefgreifende, geistliche Erweckung zu erfahren und sich hinfort von jeder religiösen („christlichen“) Illusion zu verabschieden. In der Folge werden ständig jene Werke und Früchte gewirkt, die den Vater verherrlichen (Joh.15, 8) und unser „ungläubiges“ Umfeld für den HERRN und sein Reich gewinnt!


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