Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu wart, wer wird euch das wahrhaftige Gut anvertrauen? (Lk.16, 11)

Das Gleichnis vom reichen Mann und dem ungerechten Verwalter ist anspruchsvoll, u. a. auch durch mangelhafte Übersetzungen. So wird Lk.16, 9 meistens als Befehl wiedergegeben, sich mit dem ungerechten Mammon Freunde zu machen, damit man in den ewigen Zelten aufgenommen wird − was natürlich völliger Unsinn ist. In Wahrheit ist es aber eine Fragestellung, die eine Unmöglichkeit andeutet. Niemand kann sich ewige Privilegien durch den „schnöden Mammon“ erkaufen − denn man kann nicht gleichzeitig Gott und dem Mammon dienen (Lk.16, 13). (Siehe Vortrag Nr. 05281 - Sage ich euch etwa: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon? - Lk.16,9 (MP3-Audio)

Tatsächlich versteckt sich in diesem Gleichnis eine zentrale geistliche Wahrheit, die mit unserer ewigen Berufung und Bestimmung zu tun hat. Und ein entscheidendes Kriterium dafür ist unser (korrekter) Umgang mit dem ungerechten Mammon (Lk.16, 10-12). Ziel der Pläne Gottes ist es offensichtlich, bestimmte Menschen als ewige Verwalter in seinem Reich einzusetzen. Folglich müssen wir herausfinden, was ein treuer Verwalter ist.

Das griechische Wort für „Verwalter“ heißt verdeutscht: Ökonom. Ein Ökonom handelt nach dem ökonomischen Prinzip, d. h. er versucht, mit den gegebenen „Produktionsfaktoren“ das bestmögliche Resultat zu erzielen. Biblisch gesehen hat ein Ökonom einen Bezug zur Verwaltung der Geheimnisse Gottes (1.Kor.4, 1-2), zu einem besonnenen Verwalter, der die rechte Speise zur rechten Zeit verteilt (Lk.12, 42 ff.) und zur Verwaltung der mancherlei Gnade Gottes (1.Pt.4, 10). Er handelt also treu und korrekt mit göttlichen Geheimnissen und Gnadengaben. Doch damit er diesen ewigen Dienst korrekt ausführen kann, muss er den treuen und gerechten Umgang mit dem ungerechten Mammon an den Tag legen − beginnend in den kleinsten, alltäglichen Dingen des Lebens.

Interessant ist, wer im Gleichnis den ungerechten Verwalter (der mit dem ungerechten Mammon nicht treu ist) erwischt: ein Widersacher (Lk.16, 1). Vom griechischen Wortstamm her besteht ein direkter Zusammenhang zum „diabolos“, also zum Teufel oder Satan. Dieser scheint uns genau zu beobachten, wie wir z. B. mit dem „Mammon“ umgehen. Einst war auch er es, der den anscheinend gerechten Hiob durchschaute (Hiob 1,8-12; 2,3-6). Satan fungiert als „Verkläger“ der Brüder (Offb.12, 10; Sach.3, 1) − also als einer, der Schuldige beschuldigt. Das ist definitiv nicht die Rolle des ewigen Gottes − diese Funktion scheint Er an Satan abgetreten zu haben. Im Falle von Hiob bezeichnete ihn der HERR als vollkommen und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend (Hiob 1,8). Studiert man allerdings den Krankheitsverlauf, die Reaktionen und v. a. das Schuldbekenntnis von Hiob in Hiob 42, 6, hatte Satan letztlich Recht mit seiner Anklage. Doch er trieb damit den aufrichtigen Hiob nur in die Arme Gottes und zur richtigen Erkenntnis des HERRN (V.5).

Im Gleichnis ist der Verwalter tatsächlich ungerecht mit dem ungerechten Mammon umgegangen. Sein nach weltlichen Maßstäben genialer Schachzug am Schluss seiner Verwaltung belegt dies in solcher Weise, dass er selbst von seinem Herrn gelobt wird (Lk.16, 8). Aber Tatsache bleibt: Er verlor seine Verwaltung, weil er mit dem „Mammon“ nicht treu und gerecht umgegangen war. Das disqualifizierte ihn für die weitere Verwaltung.

„Mammon“ steht für die Personifikation und Vergötterung des Reichtums, also materieller Besitz oder Geld. Dabei ist aber ein Wortspiel markant: Das Wort „Mammon“ kommt aus dem Hebräischen und bedeutet „treu“! Und im Griechischen wird für „treu“ das gleiche Wort verwendet, wie für „gläubig“ oder „glaubwürdig“ (piston). Obwohl also das Wort „Mammon“ eindeutig einen negativen und anrüchigen Beigeschmack besitzt, besteht aber pikanterweise ein Bezug zu „Treu und Glauben“! Also entscheidet sich am Umgang und Bezug zum Mammon alles − letztlich auch unsere ewige und himmlische Berufung und Verwaltung!

Die Auflösung dieses entscheidenden Spannungsfeldes liegt in Lk.16, 10-12. Wir „Christen“ sind uns gewohnt, religiöse Inhalte meist irreal ins „Himmlische“ oder „Transzendente“ zu verziehen. Man entwickelt unaufhörlich theologische Ansätze bis Dogmen, die meist jeden Bezug zum praktischen Alltag mit seinen ganz normalen und natürlichen Herausforderungen verloren haben. Demzufolge ist z. B. der ein „gläubiger“ Mensch, der alle „christlichen“ Anforderungen und Lehrsätze erfüllt − und zwar möglichst so, dass es alle sehen. Folglich ist ein „guter Christ“ einer, der sich bekehrt hat, getauft und Mitglied einer Kirche oder Gemeinde ist, der regelmäßig betet, die Bibel liest und die wöchentlichen Anlässe besucht. Er gibt auch gehorsam den „Zehnten“ und übt sich in „christlicher Nächstenliebe“. Er erfüllt also alle „christlichen“ Konventionen korrekt und treu.

Erhält er nun deswegen vom ewigen Gott Belohnungen, etwa himmlische Verwaltungsaufgaben? Leider nein, denn dies alles wäre reiner Verdienst und lässt sich auch problemlos aus eigener Kraft erzeugen. Ebenso wenig müsste man etwa die Mitkreuzigung und den Tod des alten Menschen erleben − die entscheidende Erfahrung für neues Leben in Christus. Auch sieht kein Mensch, was im Verborgenen geschieht − ob das Leben wirklich konsequent bereinigt wurde, wie es mit den Beziehungen im Alltag aussieht etc.

Der ewige Gott und HERR sucht sich seine zukünftigen Verwalter nach ganz anderen Kriterien aus − sie sind weder religiös, fromm noch „christlich“ − und schon gar nicht „theologisch“. Deshalb verspotteten übrigens auch die geldgierigen Pharisäer (die Toptheologen) den Herrn Jesus Christus (Lk.16, 14)! Der HERR ist viel praktischer und erzeugt damit in göttlicher Genialität eindeutige Ergebnisse. Der HERR übergibt uns materielle Güter („fremdes Gut“ Lk.16, 12) − den ungerechten Mammon (Lk.16, 11). Er überträgt uns nicht hochgezüchtete, theologische („christliche“) Aufgaben, sondern prüft uns mit dem Geringsten, mit dem Besitz (Lk.16, 10) − ob wir damit treu und „gläubig“ umgehen. Wohlgemerkt nach göttlichen Kriterien und nicht nach menschlichen, kapitalistischen oder wirtschaftswissenschaftlichen!

Damit sind wir definitiv im ganz profanen Alltag mit all seinen „Versuchungen“ angekommen. Und genau dort begegnet uns der HERR − wie wir nämlich Sekunde um Sekunde mit dem anvertrauten „Mammon“ umgehen. Was aber ist im Alltag der Maßstab für Gerechtigkeit, für Treu und Glauben − oder für Ungerechtigkeit, Treulosigkeit, Betrug, Lüge etc.? Dafür gibt es im Neuen Testament keinen allumfassenden und erschöpfenden Kodex mit Rezepten.

Nun gelten ganz andere Voraussetzungen. Zuerst müssen wir einmal wirklich von oben her neu gezeugt sein (Joh.3, 3 ff.), also Menschen mit einem wahrhaft neuen Herzen und Geist (Hes.36, 26). Als neue Menschen in Christus benötigen wir eine radikal andere Gesinnung, als die Menschen der modernen Konsum- und Marktwirtschaft (Röm.12, 2). Wir brauchen im Alltag eine ständige Steuerung unserer Sinne und Gedanken, und das geht nur durch die innige Vereinigung mit dem Heiligen Geist. Er wird uns und will uns bis ins kleinste Detail führen, wie man „im Geringsten“ mit dem „ungerechten Mammon“ treu, gläubig und korrekt umgeht. Er lehrt uns auch, nicht die Welt zu lieben noch was in der Welt ist (1.Joh.2, 15-17). Der HERR leitet uns an, wie man zuerst nach Gottes Reich trachtet (Mt.6, 33), wie man im Licht wandelt (1.Joh.1, 7) und ein Kind des Lichts ist und bleibt (Eph.5, 8) − oder wie man Schätze im Himmel sammelt (Mt.6, 19-20).

Das ist der Weg, der im Geringsten und im Kleinsten beginnt. Es ist auch der Weg des Versagens und des Sterbens am Kreuz. Doch wer wieder aufsteht und dem HERRN und dem Geist prompt gehorcht und folgt, erreicht das Ziel. Je nach Verhalten im Alltag wird uns der HERR das wahrhaftige Gut anvertrauen (Lk.16, 11) und das „Eure geben“ (Lk.16, 12) − oder eben nicht. Wir sind dann die wahren Verwalter seiner Geheimnisse, der Gnade Gottes − wahre Hirten und Lehrer in seinem Volk, die mit den anvertrauten Talenten treu und gut gehandelt haben und umgegangen sind (Mt.25, 14-30). Wir sind quasi die „Treuhänder Gottes“!


Dieses Thema können Sie sich in einem ausführlichen Vortrag als MP3-Audio anhören oder herunterladen:  Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu wart, wer wird euch das wahrhaftige Gut anvertrauen? - Lk.16,11 (MP3-Audio)  

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