Denn sowohl der Heiligende wie auch die geheiligt werden, stammen alle von einem – Hebr.2, 11

Der Begriff „heilig“ führt bei vielen zu unguten Assoziationen. Man denke nur an den „Heiligenkult“ in der katholischen Kirche, an Begriffe wie „Heiligenschein“, „Heiligsprechungen“ durch die Päpste etc. Auch viele Nachfolger des HERRN sind oft recht hilflos bei der Interpretation von Begriffen wie „Heiligung“, „Heiligkeit“ und „heiligen“. Den griechischen Wortstamm, der in allen erwähnten Worten verwendet wird (hagaion), könnte mit absondern“ übersetzt werden. Doch von was oder wem sollte ein Mensch „abgesondert“ werden? Wer die Erlösung in Jesus Christus tatsächlich begriffen hat, kennt die Antwort: Von der Sünde, von Satan mit all seinen zerstörenden Einflüssen, von allen verderbenden Beeinflussungen der Welt, von den Lüsten und Begierden, die in unseren Gliedern streiten – um nur die wichtigsten zu erwähnen.

Wir wissen, dass Gottes Wesen pure Heiligkeit ist: ... sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr im ganzen Wandel heilig; denn es steht geschrieben: `Seid heilig, denn ich bin heilig (1.Pt.1, 15-16). Rede zu der ganzen Gemeinde der Söhne Israel und sage zu ihnen: Ihr sollt heilig sein; denn ich, der HERR, euer Gott, bin heilig (3.Mo.19, 2). Gottes Wesen ist Licht, und keine Finsternis ist in Ihm (1.Joh.1, 5). Entsprechend ist das „Klima im Himmel“ absolute Heiligkeit. Viele Typusinformationen im Alten Testament belegen diese Tatsache in Anweisungen über das Gesetz, die Opferdienste, die Bestandteile der „Stiftshütte“, das Verhalten der Priester usw.

Mit anderen Worten heißt dies im Klartext: Wer in den „Himmel“ kommen will, muss göttliche Heiligkeit besitzen und vorweisen. Sonst hält uns weder Gott aus, noch halten wir Sein heiliges Wesen aus – wir würden vergehen. Der „Himmel“ würde uns konsequenterweise verschlossen bleiben. Deshalb finden wir im Neuen Testament Anweisungen wie:  Jagt dem Frieden mit allen nach und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird (Hebr.12, 14), oder: Da wir nun diese Verheißung haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes (2.Kor.7, 1). Doch damit stellt sich natürlich die Kardinalfrage: Wie kann ein Mensch überhaupt so heilig werden und sein, wie der HERR? Für viele aufrichtige Nachfolger des HERRN ist dies ein scheinbar unlösbares Rätsel. Viele Bibelausleger weisen die „Christen“ in jener Weise an, dass dies eben einmal im „Himmel“ nach unserer Auferstehung oder Entrückung erfolgen würde. Ein frommes und fatales Märchen, denn unheilige Menschen kommen erst gar nicht in den „Himmel“!

Die göttliche Antwort ist genial und herrlich. Jesus Christus wird als der Heilige Gottes bezeichnet: Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus, Nazarener? Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich kenne dich, wer du bist: der Heilige Gottes (Mk.1, 24). – Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden (Lk.1, 35). Jesus Christus ist und bleibt damit der einzig wahre, heilige und vollkommene Mensch, den die Welt je gesehen hat. Und nur Menschen, die die Heiligkeit von Jesus Christus in sich tragen, werden in den „Himmel“ zugelassen. Der himmlische Vater erkennt nur Menschen, die die Heiligkeit Seines Sohnes besitzen. Und die Heiligkeit Christi kann nur ein Mensch vorweisen, der wahrhaft in Christus ist: Aus ihm aber [kommt es, dass] ihr in Christus Jesus seid, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung (1.Kor.1, 30). Ist ein Mensch in Christus, dann folglich auch in der Heiligkeit Christi. Das ist die herrliche Konsequenz!

Wenn Sie sich fragen, wie dies praktisch ablaufen soll, dann heißt die Antwort: Durch die völlige Vereinigung mit Jesus Christus. Damit befinden wir uns im Zentrum des tatsächlichen Evangeliums des  Christus, wie es dem Apostel Paulus enthüllt wurde. Gottes Werk am Kreuz von Golgatha hat den Menschen völlig unverdient und aus reiner Gnade in Christus eingesetzt. Man spricht von einer „objektiven Tatsache“. Das ist Gottes Blickwinkel, unabhängig davon, was der Mensch daraus macht. Gott hat den Menschen Seinen Sohn Jesus Christus übertragen – oder eben in Christus eingesetzt. Alles, was im Sohn ist, befindet sich aus Gottes Sicht seit Golgatha im Menschen – z. B. die Heiligkeit Christi. Nimmt nun ein Mensch Jesus Christus als sein Leben an, dann wird ihm durch die Kraft des Heiligen Geistes effektiv und real Jesus Christus eingesetzt. Der Vater zeugt durch den Heiligen Geist Seinen Sohn, den „Heiligen Gottes“, in einen kindlich glaubenden Menschen hinein (das ist die so genannte „Wiedergeburt“ – oder besser: die Neuwerdung aus Wasser und Geist – Joh.3, 1ff.). In der Folge ist dieser Mensch tatsächlich in Christus und trägt damit auch die Heiligkeit Christi in sich – allein durch den Glauben!

Jetzt verstehen wir den eingangs zitierten Titelvers: Denn sowohl der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle von einem; aus diesem Grund schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen (Hebr.2, 11). Der „Heiligende“ ist der Heilige Geist – also der ewige Geist Gottes. „Die geheiligt werden“ sind alle Menschen, die in Wahrheit in Christus, dem „Heiligen Gottes“, sind und bleiben. Sie stammen alle von einem: Von Gott durch Jesus Christus. Christus ist alles und in allen (Kol.3, 11). Wer aus Jesus Christus besteht, ist auch aus Gott (1.Joh.4, 4). Und wer aus Gott ist, trägt durch die Vereinigung mit Jesus Christus und dem Heiligen Geist die Heiligkeit Gottes in sich. Er ist nun Gott angenehm in dem Geliebten (Eph.1, 6) – für alle Ewigkeit!

In Christus, dem Heiligen Gottes, hat ein Mensch jederzeit ungehinderten Zugang zum heiligen Gott – ob jetzt im Geist – oder dann später in der realen Anwesenheit in der Gegenwart Gottes, wo wir Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen werden: ... denn wir werden ihn sehen, wie er ist (1.Joh.3, 2)

Objektiv gesehen ist ein Mensch so heilig wie Gott, sobald er die Vereinigung mit Jesus Christus durch den Glauben erfahren hat, was gleichzeitig auch der Erfahrung der „Mitkreuzigung“ entspricht. Doch, um dieses Werk abzuschließen, muss nun im Alltag in diesem Leben die subjektive Heiligung ablaufen. Sie geschieht durch die Wirkungen des Heiligen Geistes. Praktisch heißt dies, dass uns der Heilige Geist Tag für Tag sorgfältig und auf wunderbare Weise aufzeigt, was in unserem Leben geklärt werden muss – was eben „unheilig“ ist. Ständig werden Aspekte und Elemente unseres Wesens und Charakters sowie verkehrte Dinge aus unserer Vorgeschichte aufgezeigt, die der Reinigung durch das Blut von Jesus Christus bedürfen. Zu diesem Zweck führt uns der Heilige Geist durch viele, oft unverständliche und mühsame Schulen. Sie alle führen dorthin, dass alles Verdrehte und Verkehrte unseres Lebens ans Licht kommt. Wer dann fortlaufend alles sorgfältig klärt, bereinigt, in Ordnung bringt etc., lebt in der praktischen Heiligung, bis sie vollendet ist: Da wir nun diese Verheißung haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes (2.Kor.7, 1). Dies alles verfolgt unter der perfekten Regie des Heiligen Geistes.

Doch dadurch verdienen wir uns weder den „Himmel“ noch die Heiligkeit Gottes. Ausgehend von unserem heiligen Stand in Christus vollziehen wir unter der Führung des Heiligen Geistes unsere praktische Heiligung – aus Liebe zum HERRN! Und so werden wir in Sein Bild umgestaltet, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit: Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden [so] verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie [es] vom Herrn, dem Geist, [geschieht] (2.Kor.3, 18) – bis wir Ihm schließlich gleich sein werden (1.Joh.3, 2).

Alles aber stammt aus einem: dem gnädigen und sich erbarmenden Gott durch Jesus Christus. Und auf diese Weise bekommt dann der Herr Jesus Christus seine heiligen Brüder und führt sie zu Seinem Vater: Denn es geziemte ihm, um dessentwillen alle Dinge und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit führte, den Urheber ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen (Hebr.2, 10)!


Dieses Thema können Sie sich in einem ausführlichen Vortrag als MP3-Audio anhören oder herunterladen: Denn sowohl der Heiligende wie auch die geheiligt werden, stammen alle von einem - Hebr.2,11 (MP3-Audio)

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