Denn mit einem Opfer hat er die, die sich heiligen lassen, für immer vollkommen gemacht – Hebr. 10, 14

In diesem einen Vers sind für einen geistlichen Menschen in Christus Herrlichkeiten eingepackt. Im ersten Moment liest er sich zwar wie eine trockene, theologische Aussage im ohnehin schon anspruchsvollen Hebräerbrief. Doch wer den Herrn Jesus Christus wirklich liebt und damit auch seinen Vater, der weiß um Gottes ewige Ziele. Eines seiner Ziele heißt: Der HERR will heilige, vollkommene, ausgereifte und vollendete Menschen in seiner ewigen Gegenwart (Mt.5, 48; 1.Pt.1, 15-16; 3.Mo.19, 2).

Wie aber können wir ganz praktisch heilig und vollkommen werden? Das ist eine Fangfrage mit fast unzähligen Irrwegen – denn nun kommen die Religionen dieser Welt aufs Konzept. Alle Religionen – inkl. die „christlichen“ – sind immer Selbsterlösungswege. Der größte Teil der gesetzlichen „Christen“ ist deshalb ebenfalls davon betroffen. Zwar gut und edel gemeint, versucht sich der Mensch durch Selbstveredelungsversuche in den „Himmel“ zu hieven. Durch intensives Halten von Gesetzen etc. meint man, den vermeintlichen „Gott“ zufriedenzustellen, gnädig zu stimmen und für den „Himmel“ zubereitet zu sein. Eine fatale Lüge, beinahe so alt, wie die Menschheit!

Im Alten Bund mussten die gottesfürchtigen Juden eine Unzahl von Gesetzen und Geboten halten und sehr anspruchsvolle Opferdienste beachten. Das konnte zudem ins Geld gehen, denn jede Sünde musste prinzipiell durch getötete Tiere gesühnt werden. Doch waren sie danach von der Sünde befreit und damit heilig? Mitnichten. Die Sünden wurden nur bis zum nächsten Versagen zugedeckt (Ps.32, 1; Hebr.10, 1-4). Dann begann die Prozedur von neuem.

Im Hebräerbrief werden die unzähligen Opfervorschriften, die doch letztlich nichts bewirkten, dem einmaligen Opfer von Jesus Christus gegenübergestellt. Jesus Christus war der Heilige Gottes (Joh.6, 69). Als Er schließlich als heiliges und sündloses Opferlamm am Kreuz starb (Hebr.9, 14; 1.Pt.1, 18-19), geschah praktisch folgendes: Sein Vater „packte“ quasi die ganze Welt in seinen Sohn ein – also auch Sie (Joh.3, 16). Man nennt das das geniale Prinzip der göttlichen Identifikation. Gott verband den Menschen mit seinem Sohn (man spricht exakt von einer „Taufe“). Was immer mit dem Herrn Jesus Christus geschah oder was Er am Kreuz vollbrachte, wurde aus Gottes Blickwinkel jedem Menschen objektiv übertragen oder geschenkt (Röm.8, 32), und zwar aus unverdienter Gnade und reiner, göttlicher Liebe. Folglich sieht der himmlische Vater den Menschen seit Golgatha prinzipiell als in Christus. Davon spricht v. a. der Apostel Paulus fortlaufend in seinen Briefen (z. B. Eph.1, 3-7).

Zweifelsfrei war der Herr Jesus Christus ein heiliger und vollkommener Mensch – genau wie Gott sich den Menschen vorstellt und wie Er ihn bei sich haben will – und zwar in alle Ewigkeit! Das wird wohl keiner, der das Wort Gottes kennt, bestreiten. Doch nun kommt die herrliche Fortsetzung. Am Kreuz hat der ewige Gott und HERR uns völlig unheilige und unvollkommene Menschen in seinen heiligen und vollkommenen Sohn Jesus Christus eingesetzt, quasi eingepfropft (Joh.15, 1-6; Röm.11, 17-24). Was wäre folglich seither jeder Mensch in Christus? Heilig und vollkommen (Joh.17, 19; Kol.1, 28; Hebr.2, 11)! Also hat der Herr Jesus Christus in seinem Erlösungswerk – im Prinzip oder objektiv – bereits jeden Menschen vorgreifend heilig und vollkommen gemacht (Eph.5, 25-27).

Das ist das phänomenale Prinzip der göttlichen Gnade. Sie setzt den Menschen vorgreifend in jede Position, in jeden Wesenszug oder in jeden Lebensbestandteil von Jesus Christus ein, damit ein Mensch hernach allein durch den Glauben effektiv in den Besitz dieser geistlichen Segnungen in der Himmelswelt kommt (Eph.1, 3; Eph.2, 8-10; 3, 17). Sind wir durch die Neuzeugung aus Wasser und Geist (Joh.3, 3 ff.) und die Erfahrung der Mitkreuzigung (Röm.6, 6; Gal.5, 24) tatsächlich in Christus, dann befinden wir uns der Stellung nach durch das eine Opfer für immer in der Heiligkeit und Vollkommenheit Christi.

Aus der Glaubensstellung heraus muss diese herrliche Tatsache nun aber im Alltag praktisch ausgewirkt werden, sonst endet alles in einer sinnlosen, religiösen Schwärmerei. Wir wären dann nichts weiter, als getäuschte, unheilige „Heilige“. Deshalb setzt das äußerst liebevolle und geniale Werk des Heiligen Geistes ein, nämlich die tägliche Heiligung (2.Thes.2, 13; 1.Pt.1, 2). In der Folge gilt es, sich durch das Werk des Heiligen Geistes heiligen zu lassen (Hebr.10, 14) und die Heiligkeit zu vollenden (2.Kor.7, 1). Es ist die ständige Reinigung und Heiligung, die Tag für Tag in unserem Leben abläuft. Der Stellung nach wären wir zwar in Christus augenblicklich so heilig und vollkommen wie Er. Doch nun werden wir durch die fortlaufende Reinigung und Heiligung effektiv in seine Heiligkeit und Vollkommenheit verwandelt – oder in sein Bild umgestaltet (2.Kor.3, 18).

Ausgangsbasis ist das eine Opfer von Jesus Christus am Kreuz. Wer tatsächlich bis an sein Lebensende in Christus ist und bleibt, wird schließlich einmal vor dem heiligen Gott genau so heilig und vollendet erscheinen, wie Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes, es selber ist. Wir werden ihm gleich sein, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist (1.Joh.3, 2). Und das ist pure Herrlichkeit für einen aufrichtigen und treuen Menschen in Christus!


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