Das Gleichnis von der Hochzeitsfeier – oder: Trägst du das Hochzeitskleid? – Mt.22,1-14

Der Herr Jesus Christus wählte das Prinzip von Gleichnissen, um einem bestimmten Zielpublikum tiefe, geistliche Informationen und Geheimnisse zu vermitteln. Allen anderen waren und sind diese göttlichen Pläne und Absichten verborgen. In einem gewissen Sinne sind Gleichnisse daher bereits der Ausdruck eines Gerichtes (Mt.13, 10-15; Apg.28, 26-27; Jes.6, 9-10). Um Gleichnisse korrekt auszulegen, sind bestimmte Fragen zu klären und Prinzipien zu beachten:

  • Von was sprach der Herr Jesus Christus unmittelbar vor einem Gleichnis?
  • Mit wem war der Herr Jesus Christus im Gespräch?
  • Was ist die tiefe, geistliche Bedeutung der verwendeten Schlüsselwörter?
  • Wie lautet der letzte Vers? (Er enthält meistens die geistliche Auflösung des Gleichnisses.)
  • Gleichnisse dürfen niemals wortwörtlich ausgelegt werden, sonst entstehen u. a. Irrlehren.
  • Die Ausrüstung mit dem Heiligen Geist ist absolute Voraussetzung zum korrekten Verständnis eines Gleichnisses (Joh.16, 13; 1.Kor.2, 10; 1.Joh.2, 20; 27).

Das Gleichnis von der Einladung zur königlichen Hochzeit (zur Hochzeitsfeier) folgt unmittelbar dem Gleichnis von den bösen Weingärtnern (vom Weinberg) (Mt.21, 33-46). Beide Gleichnisse enthalten eine klare, heilsgeschichtliche Aussage. Nach Gottes ewigen Plänen wurde zuerst Israel (den Juden) das Heil und die völlige Erlösung in Jesus Christus angeboten. Weil sie diese letztlich verweigerten, zogen sie sich einerseits ein furchtbares Gericht zu, das im Prinzip bis heute andauert. Andererseits wurde das Heil und die völlige Erlösung in Jesus Christus daraufhin den Nationen (den Heidenvölkern) angeboten. Dem Apostel Paulus wurde dies in mehreren Erkenntnisschritten geoffenbart (Apg.28, 25-28; Röm.11, 25). Darin eingebaut ist u. a. das Geheimnis der (temporären) Verstockung Israels, bis der „Christus vollständig“ ist (Röm.11, 25). Anschließend folgt vermutlich nochmals eine Heilszeit für Israel und die Nationen, das sog. tausendjährige, messianische Friedensreich (Offb.20, 4; 6). Darin übt Israel voraussichtlich die irdische und der Leib Christi die himmlische Verwaltung des Königreiches Gottes aus.

Im vorliegenden Gleichnis wird vorerst Gottes Liebe, perfekte Fürsorge und Vorsorge für Israel aufgezeigt. Sein sehnsüchtiger Wunsch ist und war, sich mit Israel völlig zu vereinigen (der Typus von der „Hochzeit“). Israel sollte ja zu einem Volk von Königen und Priestern werden (2.Mo.19, 6; 1.Pt.2, 9), das die gesamte Erde mit ihren Nationen verwalten sollte. Dazu stellte der HERR Israel alles in Perfektion vollkommen zur Verfügung – alles war bereit (Mt.22, 4). Seit der HERR Israel als erstgeborenen Sohn aus Ägypten rief (2.Mo.4, 22; Hos.11, 1), lud Er Israel und die Juden über seine Knechte (die Propheten etc.) zur innigen Verbindung mit Ihm selber ein (Hos.2, 21-22). Die letzte Einladung erfolgte dann über seinen Sohn Jesus Christus. Sein ganzer Dienst war eine einzige Einladung an Israel und die Juden. „Hochzeit“ als Typus steht für die innige Vereinigung von zwei Personen oder Parteien. Menschlich meint es die Vereinigung von Bräutigam und Braut (Mann und Frau) – geistlich die völlige Vereinigung eines Menschen mit dem Herrn Jesus Christus (Eph.5, 31-32).

Israel als Ganzes verwarf jedoch den Herrn Jesus Christus und damit die Einladung zur Hochzeitsfeier – also die völlige Vereinigung mit dem lebendigen Gott und die Rückkehr in Gottes ursprüngliche Pläne mit dem Menschen. Das Gericht war und ist furchtbar. Eingeleitet wurde es durch die Zerstörung Jerusalems durch Titus im Jahr 70 n. Chr. Israel und die Juden waren die ersten Berufenen. Weil sie Gottes Einladung abwiesen, verloren sie (temporär) ihre Berufung und damit die Auserwählung (bis auf diejenigen, die seither den Herrn Jesus Christus als Messias erkannten und annahmen (Apg.2, 37 ff.).

Im Gleichnis macht der Herr Jesus Christus klar, dass ein Wechsel in Gottes Plänen folgen wird: Seine Hinwendung zu den Nationen. Das Erlösungswerk Christi galt und gilt allen Menschen in dieser Welt (Joh.3, 16), ausgedrückt durch die Bezeichnung „Böse und Gute“ im Gleichnis (Mt.22, 10). Weil der Neue Bund auf dem Prinzip von Gnade, Geschenk und Glaube basiert, stellte der ewige Gott jedem Heiden seinen „ganzen“ Sohn Jesus Christus bereit. Heiden können sich seither nichts mehr verdienen – sie können sich nur noch durch den Glauben mit dem „ganzen“ Jesus Christus beschenken lassen (Röm.8, 32). Wie dies zu verstehen ist, wurde dann v. a. dem Apostel Paulus im Evangelium oderGeheimnis des Christus enthüllt (Eph.3, 3 ff.).

Seit Israel (zumindest temporär) den Herrn Jesus Christus verworfen hat, kommen nun die Nationen (die Heidenvölker) völlig unverdient zum Privileg, an der Hochzeitsfeier teilzunehmen – also die völlige Erlösung in Christus und das Eingehen in Gottes ewiges Königreich zu erlangen. Allerdings kamen und kommen sie aufgrund des stellvertretenden Identifikationswerkes Christi nur in die Stellung der „Braut“ – denn real besitzen sie noch rein gar nichts. Ohne Leistung, Verdienst, Würdigkeit etc. kamen und kommen sie aufgrund des göttlichen Gnadenwerkes in Christus in den „Hochzeitssaal“. Doch dort beginnt ihre Selbstverantwortung.

Diese Verpflichtung ist eingebettet in den Begriff „Hochzeitskleidung“. Während der HERR in Christus im Prinzip alle Menschen (Juden wie Heiden) in den „Himmel“ holte, beginnt anschließend die Verantwortung des Menschen, durch den Glaubensgehorsam (Röm.1, 5; 16, 26) diese Stellung auszuwirken, also aus der Berufung eine Auserwählung zu machen. Konsequenterweise sind die Menschen seit Golgatha aus Gottes Blickwinkel zwar in Christus und damit in den „Himmel“ eingesetzt worden (weil sie aus eigener, religiöser Leistung niemals dorthin kämen) – doch besitzen sie damit noch kein „Hochzeitskleid“. Dafür trägt nun jeder einzelne die Eigenverantwortung. Im Gleichnis wird klar, dass das Tragen dieses Kleides die alles entscheidende Voraussetzung dafür ist, dass ein Mensch tatsächlich zur „Hochzeit“ mit dem Herrn Jesus Christus gelangt und damit in Gottes ewige Pläne eingehen kann. Fehlt das Hochzeitskleid, folgt erneut ein furchtbares Gericht wie bei Israel und den Juden. Faktisch haben dann auch die Heiden die Einladung abgewiesen.

Stellt sich damit die entscheidende Frage, wie ein Mensch jenes Hochzeitskleid empfängt, das Gottes heiligen Maßstäben standhält. Selbstredend ist klar, dass es sich niemals um ein äußeres Kleid handelt, denn dieses wäre mit jenen Feigenblättern zu vergleichen, die Adam und Eva umhängten und meinten, damit ihre Schuld zu verstecken (1.Mo.3, 7). Im praktischen Vollzug des Christentums ist dies allerdings absolut nicht sichergestellt. Denn tatsächlich sind die meisten Christen seit jeher damit beschäftigt (meist ungewollt und unbewusst), ihre eigenen, Gott wohlgefälligen Kleider zu „weben“. Es handelt sich um den gesamten verdeckten Fluch der „Gesetzlichkeit“. Der „gläubige“ Mensch meint, durch das Halten von Gesetzen, Geboten, die Zugehörigkeit zu einer Kirche, das Proklamieren von Glaubensprinzipien etc. Gott wohlgefällig zu sein (also im Hochzeitssaal willkommen zu sein). Damit fallen sie aber tatsächlich aus der Gnade, werdenvon Jesus Christus abgetrennt (Gal.5, 4) und verspielen im Prinzip ihre Berufung und Auserwählung.

„Kleid“ meint also weder die äußere Erscheinung, irgendwelche christlich-religiösen Eigenleistungen und Verdienste, noch irgendeine andere menschliche Errungenschaft. „Kleid“ meint den Gott wohlgefälligen Zustand, den ein Mensch nur dann vorweisen kann, wenn er ganz in Christus eingebettet ist. In Offb.19, 8 macht der Herr Jesus Christus klar, dass die Beschaffenheit des Hochzeitkleides aus den gerechten Taten (den Gerechtigkeiten) der Braut besteht (Jes.61, 10). Die Gerechtigkeit, die bei dem heiligen und gerechten Gott allein zählt, erhält der Mensch aber nur durch das Sein und Ruhen in Christus. Er ist uns gemacht … zur Gerechtigkeit (1.Kor.1, 30; 2.Kor.5, 21).

Das bedeutet, dass sämtliche Elemente des Hochzeitskleides aus dem Wesen und Leben von Jesus Christus bestehen. Es ist letztlich der Herr Jesus Christus selber! Wer Ihn hat, der hat das ewige Leben (1.Joh.5, 12) und trägt das Kleid der Gerechtigkeit Christi. Sieht der Vater seinen Sohn in uns, sind wir im „Himmel“ (im Hochzeitssaal) willkommen. Andernfalls werden wir trotz bereitgestellter, perfekter Erlösung in die Finsternis hinausgeworfen (Mt.22, 13). Wir nahmen die Erlösung nicht an – wir haben aus der Berufung keine Auserwählung gemacht (Mt.22, 14; 2.Pt.1, 10). Bereit war zwar alles. Weil wir aber durch den Glaubensgehorsam nicht ganz in Christus hineingekommen und in Ihm geblieben sind, haben wir alles verspielt – wie eben damals Israel und die Juden.

Folglich müssen wir durch den kindlichen Glauben zuerst ganz in Christus hineinkommen (= der Hochzeitssaal) und dann durch den Glaubensgehorsam und die laufende Heiligung ganz in Christus bleiben (2.Kor.7, 1; Hebr.12, 14). So wird unser geschenktes Hochzeitskleid zu seiner vollen Herrlichkeit und Schönheit ausgestaltet und die Auserwählung festgemacht. Schließlich tragen wir dann in alle Ewigkeit die Herrlichkeit Gottes als unser Kleid!


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