Wenn er kommt, um in seinen Heiligen verherrlicht und in allen angestaunt zu werden, die glauben – 2.Thess.1, 10

Dieser Satz des Apostels Paulus an die Gemeinde der Thessalonicher enthält gewaltige, fast unglaubliche Fragmente eines wahrhaft geistlichen Lebens in Christus. Sie stehen alle in einem inneren Zusammenhang und sind leider für die meisten „Gläubigen“ weit entfernt von jeder Realität.

Es beginnt mit der Tatsache, dass der Herr Jesus Christus körperlich sichtbar zurückkehrt. Nun davon reden die Christen seit bald zwanzig Jahrhunderten. Folglich sind viele Generationen gestorben – oder besser: entschlafen (1.Kor.15, 51; 1.Thess.4, 13-15) – ohne dieses zentrale Hoffnungsgut selber erlebt zu haben. Diese Tatsache wirft natürlich mehrere Fragen auf: Warum dauert das inzwischen bald 2‘000 Jahre? Wie steht es mit dem Verheißungsgut in diesem erwähnten Vers an die Thessalonicher? Sind die bereits entschlafenen „Gläubigen“ leer ausgegangen? Nach der üblichen Theologie ergeben sich zweifelsohne Erklärungsnotstände für denkende Menschen.

Erst ein tiefes Studium der verwendeten Worte für „Ankunft“, „Wiederkunft“ etc. macht klar, dass es einerseits eine geistliche und andererseits eine physisch-materielle Ankunft des Herrn Jesus Christus gibt. Der Herr Jesus Christus selber redet davon, dass Er und sein Vater bei bestimmten Menschen Wohnung nehmen werden, und zwar lange vor seiner sichtbaren Rückkehr (Joh.14, 23). Oder der Apostel Paulus redet verschiedentlich von einem Geheimnis, das sich „Christus in uns“ nennt (Kol.1, 27; Gal.2, 20; Eph.3, 17). Ganz offensichtlich erleben deshalb bestimmte Menschen die lebendige Anwesenheit (Ankunft) des Herrn Jesus Christus in einer tiefen, geistlichen Erfahrung bereits zu ihren Lebzeiten auf dieser Erde. Und die Essenz davon heißt: Christus ist mein Leben (Phil.1, 21; Kol.3, 4).

Was sich möglicherweise wie theologische Spekulation anhören (lesen) mag, ist nun aber für die Erfüllung der versprochenen Eigenschaften von 2.Thess.1, 10 absolute Voraussetzung. Denn dieser Vers enthält drei Elemente, die alle nur umsetzbar sind, wenn der Herr Jesus Christus durch den Geist lebendig in uns anwesend ist. Denn nur deshalb sind bestimmte Menschen „Heilige“, „verherrlicht“ und kann der Herr Jesus Christus überhaupt in ihnen „angestaunt“ werden.

Wie wird man ein „Heiliger“? Leider ist dieser Begriff von der katholischen Dogmatik her belastet und von starker Willkür und massivem Missbrauch geprägt. Studiert man jedoch sorgfältig v. a. die Paulusbriefe, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Ein „Heiliger“ ist ein Mensch, bei dem der „Heilige Gottes“ – der Herr Jesus Christus – selber lebendig anwesend ist (Joh.6, 69). Heiligkeit kann man niemals selber durch irgendwelche religiöse Verdienste und Manipulationen erwerben. Sie ist immer mit der Person von Jesus Christus verknüpft. Wer den Sohn Gottes hat, hat sowohlseinLeben (1.Joh.5, 12), als beispielsweise auch seine Heiligkeit – ebenso wie alle anderen Lebenseigenschaften von Ihm. So wurde uns der Herr Jesus Christus u. a. zur Heiligkeit gemacht (1.Kor.1, 30). Oder in Christus sind wir heilig und tadellos (Eph.1, 4; 5, 27). Jene Heiligkeit, die vor dem heiligen Gott allein gilt, ist immer das Produkt der Anwesenheit des heiligen Sohnes Gottes, Jesus Christus, in unserem Leben. Praktisch erfolgt dies allein durch den richtigen, kindlichen Glauben, d. h. durch die korrekte Vereinigung und Verbundenheit mit dem Herrn Jesus Christus.

Für einen wahrhaft glaubenden (nicht „gläubigen“!) Menschen in Christus entspricht die Heiligkeit vorerst einem geschenkten Stand in Christus – allein in der Gnade durch Glauben (Eph.2, 8). Heiligkeit ist damit eine geschenkte Vorgabe in Christus. Doch dieser Stand muss nun im praktischen Leben ausgewirkt werden. Dieser Prozess wird dann „Heiligung“ genannt (2.Thess.2, 13). Sie ist ein lebenslanger Vorgang mit dem Ziel, dass das heilige Wesen von Jesus Christus tatsächlich immer mehr durchbricht und der unheilige, verdorbene, alte Mensch mit all seinen destruktiven Bestandteilen entmachtet wird. Deshalb redet Paulus davon, die Heiligkeit zu vollenden (2.Kor.7, 1). Oder Petrus schreibt von der Heiligung des Geistes (1.Pt.1, 2) – mit den entsprechenden Auswirkungen.

Die beiden restlichen Verheißungsgüter (verherrlicht, angestaunt) basieren folgerichtig auf der innewohnenden Heiligkeit Christi, also auf der lebendigen Anwesenheit des Herrn Jesus Christus. Herrlichkeit ist nur ein ausgewechselter Begriff für Heiligkeit. Wir sind nur deshalb „herrlich“, weil der Herr Jesus Christus, der verherrlichte Sohn Gottes, in uns wohnt. Einzig an Ihm hat der ewige Gott Wohlgefallen (Mt.3, 17; 17, 5; Jes.42, 1). Nur in Christus sind wir herrlich (Röm.8, 30; Eph.5, 27; 2.Thess.2, 14). „Herrlichkeit“ entspricht dem Wesen Gottes und damit auch dem Wesen Christi. Lebt der Herr Jesus Christus tatsächlich durch den Glauben in unserem Herzen (Eph.3, 17), dann repräsentiert Er auch in uns die Herrlichkeit Gottes. Wir sind ein Tempel des Heiligen Geistes und damit der Herrlichkeit des HERRN (1.Kor.6, 19-20).

Doch erneut entspricht dies nur unserem objektiven Stand in Christus. Dieser muss nun im Alltag ausgewirkt werden. Das bedeutet nichts anderes, als dass alles unheilige und gottesferne Wesen aus uns entfernt wird. Dies geschieht durch die anhaltende Lebensbereinigung – eben die Heiligung – und von Gottes Seite her durch die ständige Reinigung durch das Blut von Jesus Christus (Hebr.9, 14; 1.Joh.1, 7; 1.Pt.1, 18-19; Offb.1, 5).

Wer in der anhaltenden Reinigung und Heiligung seines Lebens lebt, erfährt dann die Umwandlung in das Bild von Jesus Christus (Röm.8, 29; 2.Kor.3, 17-18). D. h. mit jeder Reinigung und Heiligung des Wesens wird das herrliche und heilige Wesen von Jesus Christus immer mehr offenbar. Das werden sowohl wir als v. a. auch unsere Umgebung mit der Zeit eindeutig feststellen. Zunehmend wird der Herr Jesus Christus in unserem sterblichen (sterbenden) Fleisch offenbar (2.Kor.4, 10-11). Während unser alter (unheiliger) Mensch immer mehr abstirbt, offenbart sich unübersehbar das heilige und herrliche Wesen von Jesus Christus – unaufhaltsam, kraftvoll und wunderbar.

Was wird das Ergebnis dieser wundersamen Umwandlung in das Bild von Jesus Christus sein? Kommt der Herr Jesus Christus sichtbar zurück, wird sein Wesen auch in uns angestaunt werden. Unser Wesen wird mit dem Wesen von Jesus Christus identisch sein, der nun für alle Welt enthüllt wird. Christus in uns und der vor der Welt offenbar gewordene Herr Jesus Christus sind identisch. Wir werden ihm gleich sein (1.Joh.3, 2; Kol.3, 4; 1.Kor.15, 43). Der Morgenstern wird in unseren Herzen aufgehen (2.Pt.1, 19; Offb.2, 28). Dann werden der Sohn und die Söhne Gottes offenbar – der Herr Jesus Christus und seine wahren Brüder. 2. Thess.1, 10 erfüllt sich vollumfänglich!

All dies geschieht allein durch den Glauben, d. h. durch die innige Vereinigung mit dem Herrn Jesus Christus, und das anhaltende Leben im Glaubensgehorsam – bis wir vom Glauben zum Schauen kommen (2.Kor.5, 7). Das wird dann ein gewaltiges Staunen auslösen, wenn wir definitiv sehen werden, wer wir in Christus geworden sind und dann in alle Ewigkeit sein werden!

(Dieses Thema können Sie sich in einem ausführlichen Vortrag als MP3-Audio anhören oder herunterladen.)

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