Was auch immer ihr auf Erden bindet, wird das sein, was auch im Himmel gebunden ist – Mt.18, 18

Zweimal formuliert der Herr Jesus Christus beinahe einen identischen Satz in Mt.16, 19 und Mt.18, 18. Nur die Personen wechseln. In einem Fall richtet der HERR diesen Satz an Petrus, im andern Fall an eine Mehrzahl – im Nahzusammenhang an seine Jünger. Leider ist der gesamte Kontext durch fatale Abgründe in der Kirchengeschichte massiv vorbelastet, denn immer wieder haben sich Einzelpersonen bis hin zu ganzen Kirchensystemen das Recht herausgenommen, absolute Befehlsgewalt aus diesem Satz für sich abzuleiten. Er ist also geradezu prädestiniert, Machtmissbrauch zu betreiben und gezielt andere Menschen oder Systeme willkürlich zu beherrschen bis zu zerstören. Doch leider – wie so oft bei solch entscheidenden Prinzipaussagen des Herrn Jesus Christus – scheint kaum einer den wahren Sinn zu begreifen und v.a. zu erleben!

«Binden» und «lösen» lässt sich von zwei einfachen griechischen Verben ableiten (deo – luo). Auch der Kontext ist nicht schwer auszumachen, wenn man ihre Erwähnungen im Neuen Testament studiert. Doch geistlich gesehen haben die beiden Verben und die mit ihnen verknüpften Handlungen ganz offensichtlich mit höchst autorisierten Funktionen zu tun, die sich sowohl auf der Erde als auch im «Himmel» auswirken. Sie führen, richtig eingesetzt, zu dramatischen Reaktionen und Konsequenzen im Leben Einzelner bis hin zu ganzen Gruppen.

In der ersten Erwähnung (Mt.16, 19) besteht der Nahzusammenhang zur künftigen Berufung von Petrus (V.17-19). Leider hat die Katholische Kirche daraus ihre Machtstruktur aufgebaut, was aber nur durch die Verfälschung des Textes möglich wurde. Denn im griechischen Grundtext finden wir ein entscheidendes Wortspiel. Der Herr Jesus Christus sagte zu Petrus: «Du bist ein Stein (petros), und auf diesen Felsen (petra) werde ich meine Gemeinde bauen.» «Fels» ist im gesamten Wort Gottes nie ein Mensch, sondern immer der HERR selbst (1.Kor.10, 4; 2.Mo.17, 6; Ps.18, 2 etc.). Folglich kann die wahre Gemeinde des HERRN nur auf den HERRN selbst aufgebaut sein, nämlich auf den Herrn Jesus Christus (1.Kor.3, 11; 1.Pt.2, 4-6). Wahrheit ist, dass Petrus in der Startphase der Gemeinde Jesu Christi tatsächlich einen «Schlüssel» bekam. Er war es, der quasi den «Schlüssel» in der Startphase der Gemeinde in Jerusalem für die Juden (Apg.2, 14 ff.) und in Cäsarea für die Heiden «drehte» (Apg.10, 1 ff.). Jede weitere Berechtigung z.B. für eine moderne Denomination abzuleiten, ist jedoch reine religiöse Willkür und damit Irrlehre. Der Dienst von Petrus war nach seinem Tod abgeschlossen.

Doch im Nahzusammenhang von Mt.16, 18 wird klar, dass die Berufung und damit der Dienst des Bindens und Lösens offensichtlich einen starken Bezug zum Spannungsfeld Reich Gottes-Reich der Finsternis hat. Direkt angewendet würde es zu einem Triumph der Gemeinde Jesu Christi über den gesamten Machtbereich der Finsternis führen: … auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen. Also hat «Binden» und «Lösen» mit geistlicher Autorität auf der Erde wie im Himmel zu tun – und zwar genau in dieser Reihenfolge! Und sie hat einen direkten Bezug zum «Haupt» der Gemeinde, zum «Felsen», nämlich zum Herrn Jesus Christus. Das korrekte Verständnis von «Binden» und «Lösen» ist damit nur für solche Menschen denkbar, die als «Baustein» der wahren Gemeinde Jesu Christi mit dem Felsen (Jesus Christus) innig vereinigt sind. Außerhalb dieser innigen Lebensgemeinschaft werden sowohl die Begriffe falsch verstanden und angewendet, als führt es zwangsläufig auch zu verheerendem, religiösem Machtmissbrauch und schlimmem Sektengetue.

In der zweiten Erwähnung von Mt.18, 18 geht es um das Verhalten gegenüber sündigenden Gemeindegliedern (V.15-17; 21-35). Oberflächlich gesehen ist dieser Zusammenhang erfahrungsgemäß erneut von hoher Brisanz. Und erneut landen wir in schlimmen Abgründen der Kirchengeschichte (Stichworte wie Exkommunikation, Inquisition, Kirchenbann etc.). Eine privilegierte Elite erlaubt sich per falsch interpretierter Bibelverse und willkürlich aufgebauter Dogmatik über benachteiligte Glieder einer Gemeinschaft Macht auszuüben. Ein Studium der Kirchengeschichte bis hinein in die Neuzeit belegt die furchtbaren Konsequenzen, wenn fehlgeleitete religiöse «Würdenträger» andere beherrschen bis ruinieren – natürlich alles im «Namen Gottes, des Allmächtigen»!

Biblisch korrekt ausgelegt geht es in Mt.18, 18 um das Verhalten einer örtlichen Gemeinde gegenüber fehlbaren Gemeindegliedern. Doch dies erfordert einen einwandfreien, geistlichen Zustand all jener, die «binden» und «lösen». Und das ist nur denkbar, wenn sie in einem gereinigten und geheiligten Zustand tatsächlich in Christus sind. Andernfalls ist mit größter Wahrscheinlichkeit Willkür im Spiel. Dann leiten «Blinde Blinde», und das Ergebnis wird über kurz oder lang die Zerstörung Einzelner sein. Auf jeden Fall wird so die Gemeinde mit Sicherheit nicht über den «Hades» herrschen (Mt.16, 18), sondern wohl eher umgekehrt!

Um praktisch zu verstehen, in welchem Kontext «Binden» und «Lösen» ein Thema ist, sollten wir Mt.12, 22-32 näher studieren. Es hat ganz offensichtlich mit dem autorisierten Umgang mit dem Machtbereich der Finsternis zu tun und den entsprechenden Auswirkungen bei einzelnen geplagten und gequälten Menschen. Wie dieses «Binden» und «Lösen» beim Herrn Jesus Christus und später bei den Aposteln ablief, kann jeder bei einem sorgfältigen Studium der Evangelien und der Apostelgeschichte herausfinden. Es ist der autorisierte Dienst der Befreiung aus der Kraft des Heiligen Geistes. Im Rahmen des vorliegenden Themas verzichten wir auf weitere Praxishinweise.

Uns soll aber eine noch entscheidendere Tatsache bewegen, nämlich die Reihenfolge bei einem autorisierten Dienen im Reich Gottes. Üblicherweise sieht das so aus, dass wir den «Himmel» mit unseren Bitten und Notrufen bestürmen, damit der HERR irgendetwas auf Erden vollzieht. Doch die Wahrheit liegt gemäß Mt.16/18 genau umgekehrt: Auf der «Erde» wird autorisiert gehandelt, und dann zieht der «Himmel» (sofort) nach und bewirkt geistgewirkte Ergebnisse (z.B. der Befreiung, Heilung, Veränderungen im Leben etc.). So unverständlich es anscheinend ist – der «Himmel» (= der HERR) gehorcht der «Erde» (den wahren Gliedern der Gemeinde Jesu Christi)! Damit erhält die «Erde» gemäß den ewigen Plänen Gottes einen gewaltigen Stellenwert. Es wird auch auf einen Schlag klar, dass Sätze wie: «Der HERR muss es tun», oder «Der HERR tut alles», nichts anderes als verdrehte Aussagen von religiösen Faulenzern sind.

Denn herrliche Wahrheit ist: Der HERR hat in Christus bereits alles getan und vollendet. V.a. hat Er uns in Christus jede Autorität übertragen, in seinem Namen zu handeln (Mk.16, 17; Apg.16, 18). «In seinem Namen» bedeutet: In einem gereinigten und geheiligten Stand in einer innigen Lebensgemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus und erfüllt vom Heiligen Geist zu leben und zu handeln. Weil solche Glieder der wahren Gemeinde Jesu Christi in Christus in den himmlischen Örtern wohnen (Eph.2, 6), sind sie über den Willen Gottes bestens informiert. Werden sie nun in Christus aus der Kraft des Heiligen Geistes auf «Erden» handeln (z.B. «Binden» und «Lösen»), zieht der «Himmel» (sofort) nach. Denn der HERR bestätigt immer sein Wort (Mk.16, 20) und wird immer das vollendete Werk Christi ehren. Menschen in Christus sind eine Einheit mit ihrem himmlischen Haupt Jesus Christus. Sobald sie handeln, handelt der «Himmel», und der HERR bestätigt sein Wort. So war es bei Jesus Christus während seines gesamten irdischen Dienstes; und so war es auch bei einem Petrus und Paulus. Kaum handelten sie, handelte der «Himmel». Das Wort Gottes liefert dazu jeden Beweis. Das betrifft sowohl den autorisierten Dienst an gequälten Menschen als auch im praktischen Gemeindeleben. Und damit erfüllen sich Mt.16, 19 und 18, 18!

Aus dieser Konstellation lassen sich viele Schlüsse ableiten. So kann z.B. der «Himmel» nichts tun, wenn wir auf der «Erde» nichts tun! Oder der «Himmel» wartet auf uns auf der «Erde» – und nicht umgekehrt! Welch gewaltigen Stand hätten wir in Christus, wenn wir als Menschen, erfüllt vom Heiligen Geist, ständig die Gedanken Gottes ausführen würden. Im Prinzip hätte dann der «Hades» (also das gesamte Reich der Finsternis) keine Chance (Mt.16, 18). Doch wie sieht die Realität in Ihrem persönlichen Leben und in Ihrem Gemeindeumfeld heute aus? Denken Sie unbedingt über dieses Thema nach!


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