Ist der Herr Jesus Christus in dein Fleisch gekommen? – 1.Joh.4,2-3

Diese Fragestellung tönt im ersten Moment grotesk bis verdächtig – oder gar skandalös. Soll etwa Jesus Christus in meinen Muskeln leben? Die Problematik ergibt sich aus der Tatsache, dass der Begriff „Fleisch“ im Wort Gottes mehrfach belegt ist. Es kann die Verbindung von Fleisch, Blut und Knochen meinen. Doch „Fleisch“ steht auch für unsere menschliche Existenz und Erscheinung oder als Bezeichnung für unser gefallenes menschliche Wesen – im Gegensatz zum Geist (Röm.8,2-9; Gal.5,16-1) – ausgedrückt durch entsprechende Werke (Gal.5,19-21). In unserem Kontext meint es aber unsere gesamtmenschliche Existenz als Individuum und göttliches Schöpfungsprodukt.

Wir wissen, dass sowohl der Herr Jesus Christus als auch praktisch alle Schreiber der Lehrbriefe (mit Ausnahme von Jakobus) vor Verführung, Irrlehren, falschen Dienstträgern (Apostel, Propheten, Lehrer) etc. warnen. Gibt es dafür eindeutige Kriterien, um diese zu identifizieren? Vereinfacht gesagt ist jede Lehre, die Abstriche am Wort Gottes macht oder weitere Inhalte hinzufügt, eine Irrlehre (Offb.22,18-19). Doch es können auch falsche Interpretationen des an sich richtigen Wortes Gottes sein, falsche Gewichtungen, Akzentverschiebungen und vieles mehr den Charakter von Irrlehren annehmen. Paulus nennt es das richtige oder falsche Schneiden des Wortes Gottes (2.Tim.2,15 > Ein unbeschämter Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet). Wer etwa das alttestamentliche Gesetz falsch interpretiert und anwendet, wird ebenfalls zum Irrlehrer – man bedenke etwa das Streitthema des „Sabbaths“. Wer den tatsächlichen geistlichen Sinn des Sabbats nicht versteht, hetzt die Menschen ins Gesetz, was unweigerlich dazu führt, dass man von Christus abgetrennt wird und aus der Gnade fällt (Gal.5,4). Bei den Galatern beispielsweise betraf es das Streitthema „Beschneidung“.

Ein Apostel identifiziert Irrlehrer oder Irrlehren jedoch auf eine völlig andere Weise, die für die meisten Gläubigen verwirrend bis unverständlich klingt, v.a. wenn sie etwas denken. Sehen wir uns zwei Zitate des Apostels Johannes näher an: 1.Joh.4,1-3 und 2.Joh.7 Es wird ein Kriterium definiert, das im Wort Gottes einzigartig ist: „Jesus Christus ins Fleisch gekommen.“ In einem Fall bezeugt diese Tatsache der Geist Gottes, und im anderen Fall bezeugen es die Irreführer nicht und identifizieren sich dadurch als „Antichristen“.

Studiert man dieses Identifikationsmerkmal mit einem wachen und denkenden Verstand, beginnen die Probleme erst recht. Denn jeder Ausleger oder Gläubige wird annehmen, dass das folgende Kriterium gegeben sein muss: Die reale Fleischwerdung von Jesus Christus in dieser Welt – also das Jesus Christus Mensch wurde, ins menschliche Fleisch kam. Wer dies bestreitet oder nicht verkündet, wäre demzufolge ein Irrlehrer oder gar ein „Antichrist“.

Sehen wir uns alle bekannten großen christlichen Irrlehren der Neuzeit an. Keine einzige verneint die Fleischwerdung von Jesus Christus. Demzufolge wären sie alle korrekte Informationsträger des lebendigen Gottes. Ja selbst der Islam würde richtig liegen, weil der Koran Jesus Christus als real lebenden Propheten anerkennt, der folglich Mensch wurde. Doch untersuchen wir z.B. die typischen Lehrinhalte der Katholischen Kirche, wie etwa die völlig unbiblische Begründung und Funktion des Papsttums (> Ist der Papst der Stellvertreter Christi auf Erden?); Maria, die angebliche „Mutter Gottes“, die für uns vor Gott eintreten soll; den blasphemischen Heiligenkult und die diversen weiteren okkulten Inhalte (Messen, Rosenkranz, die Wandlung der Hostien usw.). Sie alle würden absolut kein Problem darstellen, weil die Katholische Kirche die Fleischwerdung (Menschwerdung) von Jesus Christus in keiner Weise bestreitet. Folglich wären alle Lehrinhalte der Katholischen Kirche keine Irrlehre, sondern korrekte göttliche Lehre.

Spätestens an dem Punkt wird klar, dass der Heilige Geist eine wesentlich tiefere Dimension meint mit dem Begriff „Jesus Christus ins Fleisch gekommen“. Doch welche ist gemeint? Um die Lösung zu finden, ist es zwingend notwendig, eine Verknüpfung zum sog. „Evangelium des Christus“ zu machen, wie es dem Apostel Paulus enthüllt wurde. Dieses Evangelium entspricht wiederum der „Lehre des Christus“, wie es Johannes im 2.Joh.9 erwähnt. Das Evangelium des Christus sieht keine Koexistenz von zwei Personen vor (der Herr Jesus Christus und ein einzelner gläubiger Mensch), sondern den Tod des „Alten Menschen“ (= das „Fleisch“!) eines Menschen, der Jesus Christus nachfolgen will. Stattdessen ist der Lebensaustausch mit dem Herrn Jesus Christus (dem „Neuen Menschen“) bedingungslose Voraussetzung. Kompakt stellt es Paulus in Gal.2,20 dar. Das führt zur Logik: Tod des einen und Leben des anderen. Christus muss zwingend unser Leben sein, sonst blockiert die gesamte Erlösung! Paulus bezeichnet diesen Status in seinen Briefen ständig als „in Christus“ – Johannes als „aus Gott“ (1.Joh.4,4-6).

Das würde nichts anderes bedeuten, als dass es einen Erfahrungsinhalt gibt, bei dem der Herr Jesus Christus in das menschliche Fleisch eines einzelnen menschlichen Individuums kommt, also in die menschliche Substanz. Genau genommen ist dies die Voraussetzung, damit ein Mensch seine ewige Bestimmung erreicht – und deshalb das alles entscheidende Kriterium, was „richtige Lehre“ oder „Irrlehre“ ist. Jeder Lehrer, der das „Evangelium des Christus“ (= Christus im Fleisch eines einzelnen Gläubigen) lehrt, lehrt deshalb die richtige Lehre. Der Rest ist Irrlehre! Und der Heiligen Geist bezeugt genau diese Tatsache.

Warum ist diese Tatsache der individuellen Fleischwerdung von Jesus Christus in einem Menschen so wichtig? Die richtige Antwort lässt sich nur vom Hintergrund des „Evangeliums des Christus“ korrekt geben. Wer kommt z.B. in den „Himmel“? Ein Christ, der sich bekehrte, alle christlichen Anforderungen erfüllte, viele christliche Werke vollbrachte und alle Gesetze eingehalten hat? Das ist die große Täuschung, die quer durch das gesamte Christentum geht. Es ist gleichsam die fatale Täuschung aller Religionen, nicht nur der christlichen: die Selbstgerechtigkeit, die Selbsterlösung.

Die Wahrheit sieht völlig anders aus: In den „Himmel“ kommt nur der Herr Jesus Christus und all jene Menschen, die Ihn Zeit ihres Lebens in ihrem Fleisch getragen haben. Im „Himmel“ zählt nur die Gerechtigkeit und die Heiligkeit Christi – das Kleid der gerechten Taten der Heiligen (Offb.19,8). Dies kann sich kein Mensch aus eigener Kraft erwerben. Es kann ihm nur geschenkt werden. Und dies geschieht durch den völligen Lebensaustausch mit dem Herrn Jesus Christus – Kerninhalt des „Evangeliums des Christus“. Wer Christus in seinem Fleisch trägt, tragt logischerweise auch dessen Gerechtigkeit, Heiligkeit, Vollkommenheit etc. in sich. Und das – und nur das – qualifiziert ihn für die Ewigkeit. Nur der ist dem ewigen und heiligen Gott wohlgefällig: Sein Sohn Jesus Christus – plus alle, die den Sohn Gottes wahrhaft in ihrem Fleisch tragen oder getragen haben. Alles anderen werden einst abgewiesen – aus diversen, völlig logischen Gründen. So tragen sie kein Hochzeitskleid (Mt.22,12), stimmen ihre Werke nicht und vieles mehr.

Und nun zur erschütternden Tragik: Heute werden Tausende von Lehren über Jesus Christus und irgendeinen Aspekt des Wort Gottes verbreitet. Vieles wird bestimmt biblische Wahrheiten enthalten. Doch sind sie nicht eingebettet in das „Evangelium des Christus“, also in der „Lehre von Christus“ in  unserem Fleisch und sind am Ende eben doch Irrlehren. Wir mögen vieles nicht verstehen oder falsch sehen – lebt aber der Herr Jesus Christus nachweislich in unserem Fleisch, steht uns der „Himmel“ weit offen. In jedem anderen Fall bleibt er verschlossen – mag unsere Theologie und unsere Erfahrungswelt noch so sensationell sein. Die „Wundertäter“ in Mt.7,21-23 konnten alles vorweisen, was anscheinend hätte zählen können – und wurden doch als „Übertäter“ abgewiesen, weil sie im „Himmel“ nicht erkannt wurden. Wer wird dann dort erkannt? Eben nur der Herr Jesus Christus und alle diejenigen, die Ihn in ihrem Fleisch getragen haben. Sie haben den ewigen, heiligen Willen des heiligen und lebendigen Gottes ausgeführt – sie haben Jesus Christus in ihrem Fleisch getragen!

Johannes hat also völlig recht: Das alles entscheidende Kriterium der richtigen Lehren und der richtigen Lehrer ist die Tatsache, dass sie Jesus Christus im Fleisch des einzelnen Gläubigen verkündigt haben. Und nur das bezeugt der Heilige Geist als die richtige Lehre, eben die „Lehre des Christus“ (2.Joh.9). Der Rest ist leider im Endeffekt antichristliches Gedankengut (1.Joh.4,1-3; 2.Joh.7), so „christlich“ es auch daherkommen mag. Es muss ein alles entscheidendes Kriterium geben – und das kann nur im Herrn Jesus Christus selbst liegen und unserer tatsächlichen Verbindung zum IHM!

Dieses Thema können Sie sich in einem ausführlichen Vortrag als MP3-Audio anhören oder herunterladen: Ist der Herr Jesus Christus in dein Fleisch gekommen? - 1.Joh.4,2-3 (MP3-Audio)


Diesen Text können Sie auch als PDF-Datei lesen, ausdrucken, herunterladen oder weiterleiten:

Wir verwenden Cookies um Ihnen eine nutzerfreundliche Webseite zur Verfügung zu stellen.
Näheres finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.