Doch mit einer Taufe habe ich mich noch taufen zu lassen, und wie drängt es mich, bis sie vollendet ist! - Lk.12, 50

Wenn unter Christen bei einem Thema die große Konfusion herrscht, dann bestimmt bei den Begriffen „Taufe“ oder „taufen“. Sie müssen für alle möglichen Zeremonien, Traditionen, religiöse Akte etc. hinhalten. Dabei würde die Lehre von den Taufen zu den Anfangsgründen des Christus zählen – also quasi zum kleinen Einmaleins eines Christen (Hebr.6, 1-2)

Befragt man Christen zur Taufe, denkt der überwiegende Teil sofort ans Wasser. Je nach Hintergrund erinnert man sich an die „Säuglingstaufe“ in der Kirche – oder an die „Glaubenstaufe“, nachdem man eine bewusste Hinwendung zu Jesus Christus vollzogen hat. Für letztere Gruppe lassen sich tatsächlich biblische Belege finden – mit dem Taufen von Säuglingen wird es dagegen schon anspruchsvoller. Eine kleine Gruppe verbindet den Begriff „Taufe“ mit der so genannten „Taufe in den Heiligen Geist“, wozu ebenfalls Hinweise in der Bibel zu finden sind. Weitere Taufvarianten sind aber keine mehr auszumachen.

Nun erwähnt der Herr Jesus Christus gegen Ende Seines Dienstes plötzlich eine Taufe, die offensichtlich weder einen Bezug zum Wasser noch zum Heiligen Geist hat. Und Er besaß ein großes Drängen (genau übersetzt), diese Taufe so schnell als möglich zu vollenden. Welche Taufe meinte Jesus, denn zu dem Zeitpunkt war Er bereits durch Johannes dem Täufer im Jordan getauft worden? Und ebenso war der Heilige Geist bereits einige Jahr zuvor auf Sein Leben herabgestiegen. Einige Ausleger gaben der Taufe, die Jesus hier anspricht, findiger weise den Namen „Leidenstaufe“. Dafür fehlen aber jegliche biblische Belege.

Wir kommen der Sache auf die Spur, wenn wir die genaue Bedeutung des griechischen Wortes baptizō studieren. Es besitzt einen Doppelsinn. Die eine Linie ist die zeremonielle Reinigung durch Wasser und kann z. B. durch den Dienst von Johannes dem Täufer nachvollzogen werden. Die andere Linie hingegen hat den Aspekt der Vereinigung. Aus zwei Personen wird eine. Und damit sind wir beim Kernthema des Evangeliums des Christus angelangt – oder beim Geheimnis des Christus.

Die Taufe, die Jesus Christus demnächst vollenden wollte, war sein Erlösungswerk am Kreuz von Golgatha. Die Kreuzigung war die alles entscheidende Taufe. An den Kreuzen hingen damals bekanntlich drei Personen: Jesus Christus in der Mitte und je ein Verbrecher an seiner Seite. Diese repräsentieren die Welt, mich und Dich, mit einer völlig gefallenen und verdorbenen Natur. Nun vereinigte der himmlische Vater, aus Seinem Blickwinkel, bei der Kreuzigung die beiden Verbrecher mit seinem Sohn Jesus Christus – und das ist bereits der tiefe, geistliche Sinn der Taufe. Zwei Verbrecher wurden mit Jesus Christus mitgekreuzigt.

Was immer nun der Vater an und durch Seinen Sohn vollbrachte, vollzog Er in gleicher Weise auch an den beiden Verbrechern – an der Welt – also an mir und Dir. Was immer der Herr Jesus Christus am Kreuz erwarb, gewann Er für die Welt – für mich und Dich. Was immer im Sohn enthalten ist, übertrug der ewige Gott auf die Welt. Wir nennen das das Prinzip der Identifikation. Gott identifizierte Seinen Sohn Jesus Christus mit der Welt – oder umgekehrt. Dadurch hat Er dem Menschen rechtmäßig das Leben Seines Sohnes übertragen. Gott sah die beiden Verbrecher (= die Welt) in oder durch Seinen Sohn – und durch das Sterben von Jesus Christus wurde der Welt objektiv gesehen der „ganze“ Jesus Christus übertragen. Das ist das geniale Prinzip der göttlichen Gnade. Gott stellte dem Menschen eine totale Erlösung, eine völlige Neuwerdung und vieles mehr in Seinem Sohn Jesus Christus zur Verfügung. Das einzige, was der Mensch noch tun muss, ist dies zu erkennen (= Jesus Christus erkennen) und dann Jesus Christus und alles, was Er am Kreuz erworben hat, anzunehmen (Joh.1, 12). Handelt dagegen der Mensch nicht, geht er völlig leer aus und verspielt die göttliche Gnade.

Jesus Christus wusste exakt um dieses Werk der Identifikation, also die Vereinigung mit der Welt am Kreuz. Und das war genau die wahre Taufe. Seine Liebe drängte Ihn zu dieser Taufe, denn erst nach vollzogener Taufe konnten und können Menschen z. B. in den Himmel kommen. Die so genannte „Glaubenstaufe“ im Wasser ist dann nur noch ein symbolischer Nachvollzug, wie es z. B. Paulus in Röm.6, 1 ff. darstellt.


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