Die im Kampf stark wurden - Hebr.11,34

Fundamentalistische Christen bezeichnen sich mit einem gewissen Stolz als „die Gläubigen“. Nun kennen natürlich auch alle anderen Religionen „Gläubige“. Z. B. hat der Islam z. Zt. 1,3 Milliarden „gläubige“ Muslime. Oder an Ostern versammeln sich in Rom jeweils ca. 200‘000 „Gläubige“, um den päpstlichen Segen zu empfangen. Wir sehen, dass der Begriff „Gläubige“ für alles Mögliche und Unmögliche hinhalten muss. Doch aus konsequenter biblischer Sicht muss er entschieden anders definiert und verstanden werden. Gläubige sind nicht Religionszugehörige, sondern Menschen, die aktiv auf Gottes Zusagen und Anweisungen hin Glauben praktizieren und dadurch Gottes Kraft und Wunderwirkungen erfahren. Das Prinzip wahren Glaubens ist zwingend, damit er immer zu göttlichen Manifestationen führt; denn Glaube ohne Werke ist bekanntlich tot (Jak.2,17; 26).

Der Schreiber des Hebräerbriefes erwähnt in Hebr.11,32 eine Auswahl von Glaubenspersönlichkeiten, die ausnahmslos im Glauben handelten und nachfolgend gewaltige Reaktionen Gottes auslösten: … die durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten, der Löwen Rachen verstopften, des Feuers Kraft auslöschten, des Schwertes Schärfe entgingen, aus der Schwachheit Kraft gewannen, im Kampf stark wurden, der Fremden Heere zurücktrieben (Hebr.11,33-34). Ganz offensichtlich hat dieser Glaube überhaupt nichts mit Religionszugehörigkeit zu tun, sondern vielmehr mit gezieltem Handeln auf die Anweisungen Gottes hin. Dabei war die Ausgangslage stets dieselbe: Unmöglichkeiten, Nöte, Bedrohungen, fatale Umstände etc. Die betroffenen Menschen standen stets vor der gleichen Entscheidung: Entweder kapitulieren, resignieren, fliehen und zusammenbrechen − oder aufstehen und im Glauben handeln.

Im gesamten Wort Gottes finden wir eine sog. Wolke von (Glaubens-) Zeugen (Hebr.12,1). Sie unterscheiden sich radikal von ihren Zeitgenossen, weil sie jede Herausforderung offensichtlich im Glauben akzeptierten und sie dann ebenfalls im Glauben lösten. Das Wort Gottes enthält diverse Biographien, die stets dieses Prinzip zum Ausdruck bringen. Im Grunde genommen spricht das Wort Gottes v. a. von diesen Glaubensmännern und Glaubensfrauen. Sie machen quasi die Essenz oder die „Würze“ des Wortes Gottes aus und sind daher sehr inspirierend und Mut machend.

Dabei sind die Abläufe stets dieselben: Diese Menschen wurden aus verschiedensten Gründen mit menschlichen Unmöglichkeiten konfrontiert. Z. B. wird erwähnt, dass sie durch Glauben der Löwen Rachen verstopften. Die Verbindung zum Propheten und Staatsmann Daniel ist naheliegend, der wegen seines jüdischen Glaubens und seinem einwandfreien Staatsdienst bei Löwen übernachten musste − ein sicheres Todesurteil (Dan.6,1 ff.). Wie genau sich Daniel im Glauben verhielt, verrät das Wort Gottes nicht. Immerhin sehen wir aber, dass sich Daniel weder weigerte, noch ängstigte oder rebellierte, als er in die Löwengrube hinuntergelassen wurde. Also musste er mit praktischem Glauben gefüllt gewesen sein, der die Löwen zu Daniels „besten Freunden“ machte.

Wir lernen beim Studium das Wortes Gottes eine weitere Tatsache: Jedem überliefertem Wunder Gottes ging immer eine menschliche Unmöglichkeit oder Notlage voraus. Und in jedem Fall fand der HERR einen Menschen, der sie im Glauben bewältigte, resp. durch Glaubenshandlungen Gottes Kraft und Macht auslöste, was wir eben als Wunder bezeichnen. Bei einem göttlichen Wunder werden die elementaren physikalischen und chemischen Naturgesetze temporär außer Kraft gesetzt. Es handelt sich also nicht um menschliche Zufälle, sondern echte göttliche Manifestationen.

Es ist äußerst wertvoll und inspirierend, exakt das Wort Gottes in dieser Hinsicht zu studieren, was genau eigentlich Gottes übernatürliches Eingreifen auslöste. Es war in jedem Fall immer menschliches Handeln entsprechend der göttlichen Anweisungen und Zusagen. Der HERR zeigte seinen „gläubigen“ Instrumenten stets exakt, welche konkreten Schritte sie im Glauben zu vollziehen hatten. Wie sie dieses Reden empfingen, war unterschiedlich. Es waren z. T. direktes Reden, prophetische Anweisungen durch Propheten, Träume und andere Eindrücke. Aber offensichtlich waren es immer Menschen, die Gottes Stimme vernehmen konnten und dann bereit waren, gehorsam im Glauben zu handeln, auch wenn dies z. T. völlig unsinnig war. So musste Israel unter der Führung Joshuas mehrere Tage und Male die uneinnehmbare Stadt Jericho umziehen. Als die Israeliten schließlich beim letzten Mal ein Feldgeschrei (= ein Siegesgeschrei) machten, fielen die Mauern einfach in sich zusammen (Jos.6,1 ff.).

Daraus lernen wir, dass echte „Gläubige“ unbedingt in inniger Gemeinschaft zum Herrn Jesus Christus leben müssen, damit sie Zugang zum Vater und damit zu seinem Reden haben. Kommen sie dann in Notlagen oder Herausforderungen, wird der HERR durch seinen Heiligen Geist zu ihnen sprechen, und zwar auf allen biblisch definierten Kanälen.

Nun stehen dem Glauben, vom Prinzip her, am Anfang immer die Empfindungen unserer fünf Sinne entgegen. Paulus schrieb in 2.Kor.4,18: … da wir nicht das Sichtbare anschauen, sondern das Unsichtbare; denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig. Oder der Herr Jesus Christus sagte zum „ungläubigen“ Thomas in Joh.20,28: … selig, die nicht sehen und doch glauben. Wären die Nöte oder Unmöglichkeiten bereits sichtbar gelöst, wäre kein Glaube erforderlich. Deshalb ist der wahre Glaube gewissermaßen das Bindeglied oder der Platzhalter zwischen einer Not und deren göttlicher Lösung.

Praktisch heißt dies, dass ein Mensch, der im Glauben lebt, am Anfang einer Not nur göttliche Zusagen und Anweisungen, aber noch keine Lösung besitzt. Deshalb lebt er selber im Glauben − und war solange, bis er zum Schauen kommt. Doch was löst genau Gottes Eingreifen aus? Das gezielte Handeln eines Menschen, der seinem Gott glaubt − der Ihm vertraut, dass Er treu ist, nicht lügen kann und sein Wort bestimmt bestätigt. Also löst immer das Handeln, also das Tun von Werken im oder aus dem Glauben Gottes Eingreifen aus. Dieses Prinzip entdecken wir in jedem überlieferten Fall, wo Gott wunderwirkend eingriff.

In Übereinstimmung dazu wird nun z. B. in Hebr. 11,34 geschrieben: … die im Kampf stark wurden. Also waren sie vor dem Kampf schwach. Die Kraft kam demzufolge erst, nachdem sich Menschen aufmachten und im Glauben an Gottes Kraftwirkungen mit dem Kampf begangen. Das definiert ein elementares geistliches Glaubensprinzip: Gottes Kraft und Wunderwirkungen treten immer erst dann ein, wenn wir im Glauben aufstehen und im Glauben handeln. So wurden bei Jesus Christus die Brote und Fische erst vermehrt, als sie verteilt wurden (Joh.6,1-13). Oder der Lahme beim Tempel erhielt erst Kraft, als Petrus ihn im Glauben ansprach und aufrichtete (Apg.3,6-7).

Folglich erwartet der HERR von echt gläubigen Menschen immer zuerst ein (blindes) Handeln auf sein Wort hin − und erst anschließend greift Er ein, erlangt man Verheißungen, wird man in Schwachheit gekräftigt, im Kampf stark, fliehen die Feinde usw. (Hebr. 11,33-34). Vorher können wir noch so „gläubige“ Gefühle haben und tolle „Gläubige“ sein − geschehen wird voraussichtlich rein gar nichts. Wer Kraft will, muss im Glauben an Gottes Treue und Macht aufstehen und vorwärtsgehen. Petrus musste auf die Anweisung von Jesus Christus hin auf das Wasser treten; erst dann trug es ihn (Mt.14,29). Ebenso musste er das Netz nochmals auswerfen, bis es zum großen Fischfang kam (Lk.5,5-6; Joh.21,6).

Das Prinzip des handelnden Glaubens auf Gottes Reden und Anweisungen hin ist überaus abenteuerlich − bewirkt aber große Freude im Heiligen Geist und v. a. die Verherrlichung Gottes!


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