Deshalb wird Gott ihnen eine Wirksamkeit des Irrtums senden, damit sie der Lüge glauben − 2.Thess.2,11

In 2.Thess.2,1-12 finden wir die präzisesten Angaben darüber, wie die Zeit unmittelbar vor der sichtbaren Rückkehr des Herrn Jesus Christus konkret sein wird. Eine Eigenschaft wird v. a. vorherrschend sein: Lüge.

Naturgemäß wird Lüge im Neuen Testament mit dem Vater der Lüge in Verbindung gebracht, nämlich mit Satan oder dem Teufel (Joh.8,44). Dies ist sicher zutreffend, verführte doch einst die Schlange (alias der Teufel und Satan Offb.12,9) bereits die beiden ersten Menschen durch eine Lüge (1.Mo.3,1-7). Das Perfide daran war, dass sie bis zu jenem Zeitpunkt weder Sünde noch Lüge kannten. Ahnungslos und naiv gingen sie Satan, dem Urheber jeder Lüge, auf dem Leim.

Bekanntlich wird heute im sog. „christlichen“ Milieu aller aktiven Denominationen extrem weiß-schwarz gemalt. Jede christliche Denomination ist stillschweigend bis ausgesprochen davon überzeugt, die Wahrheit zu besitzen. Entsprechend greifen sich die Exponenten der einzelnen „Glaubensrichtungen“ mehr oder weniger „freundlich“ gegenseitig an und bezichtigen einander der Häresie, also der Ketzerei. So sind die Evangelikalen gegen Rom sowie gegen die Pfingstler und Charismatiker. Diese wiederum als reine Hüter der Wahrheiten des Heiligen Geistes unterstellen ihrem Umfeld Irrlehren und Sektiererei. Das Ganze hat − von außen gesehen − nur einen Haken: Alle z. T. militant vertretenen „Wahrheiten“ stimmen meistens nicht überein. Jede präsentierte „Wahrheit“ weicht von der „Wahrheit“ der anderen Glaubensgemeinschaft oder Kirchenrichtung ab. Semantisch gesehen und vom Prinzip her ist aber „Wahrheit“ immer absolut. Existieren zu einer theologischen Grundaussage zwei verschiedene „Wahrheiten“, ist zumindest eine „Wahrheit“ Lüge! Doch wie könnten die Abermillionen von wohlmeinenden und „bibeltreuen“ Christen Lügengedanken unterliegen, da sie es doch für die Sache des HERRN nur gut meinen? Und wer besitzt eigentlich tatsächlich die volle Wahrheit?

Wir finden im Alten Testament eine höchst merkwürdige Geschichte, in welcher Gott einen Lügengeist „anstellte“, der den Propheten falsche Informationen eingab (2.Chron.18,19-22). Wohlgemerkt: Der Gott der ewigen und alleinigen Wahrheiten rekrutierte einen Lügengeist, der in seinem Auftrag die Propheten falsch inspirierte. In der Folge weissagten sie mit erdrückender Mehrheit Lügen und verführten die Könige von Israel und Juda  zu todbringenden Aktionen. Im Verhältnis von 400:1 prophezeiten sie Lügen (2.Chron.18,5). Einzig Micha, ein verachteter Prophet Gottes, stellte sich ihnen entgegen. Er war aber völlig chancenlos. Tatsächlich war er jedoch der einzige Wahrheitsvertreter. Aber weshalb spannte der Gott der Wahrheit einen Lügengeist ein? Die Antwort heißt: Zum Gericht!

Nun doppelt der Apostel Paulus im Neuen Testament nach. Die gesamte gesellschaftliche und religiöse Entwicklung der Menschheitsgeschichte gipfelt am Schluss dieses Zeitalters in einer höchst perfiden Vermischung von Wahrheit und Lüge. Sie ist dermaßen drastisch, dass selbst die Auserwählten Gottes in größte Verführungsgefahren geraten (Mt.24,24; 1.Tim.4,1-2). Doch wer sendet diese Irrtümer, damit die Menschen der Lüge glauben? Anscheinend Gott (2.Thess.2,11)! Das ist natürlich mehr als befremdlich und sehr irritierend. Wem kann man dann in der sog. Endzeit eigentlich noch vertrauen?

Paulus nennt zwei Begründungen für das eigentümliche Handeln Gottes:

1.      Weil sie die Liebe der Wahrheit nicht angenommen haben (2.Thess.2,10), und

2.      damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht glauben, sondern an der Ungerechtigkeit ihre Lust haben (2.Thess.2,12).

Die betreffenden Menschen gehen also mit der Wahrheit falsch um, verweigern sie bewusst oder unbewusst, oder wollen sie einfach nicht akzeptieren. Stellt sich nun die Frage, was mit „Wahrheit“ tatsächlich gemeint ist.

Biblisch gesehen ist der Begriff „Wahrheit“ doppelt belegt. Einerseits geht es um die korrekten Informationen des ewigen Gottes, wie sie in seinem Wort niedergelegt sind. Wir nennen es das geschriebene Wort Gottes (die „Bibel“). Doch andererseits geht es auch um das fleischgewordene Wort Gottes, den Herrn Jesus Christus (Joh.1,1), der selber die Wahrheit in Person ist (Joh.14,6).

Das bringt uns zu einer weiteren Schwierigkeit. Paulus schreibt, dass unser Erkennen (der Wahrheit) Stückwerk ist (1.Kor.13,9). Folglich wird auch der ehrlichste und wahrheitsliebendste „Christ“ niemals alle biblischen Wahrheiten korrekt erkennen können. Im Vollzug werden wir mit Sicherheit biblische Zusammenhänge immer unterschiedlich verstehen und interpretieren, was im Normalfall meistens zu Streit, Spaltung, Sektenbildung etc. führt. Zudem benötigen wir die volle Unterstützung des großen Lehrers, des Heiligen Geistes (Joh.16,13; 1.Joh.2,20;27), was meistens aus verschiedenen Gründen nicht gewährleistet ist. Folglich wird sich über das geschriebene Wort immer mehr oder weniger Irrtum einschleichen, meistens völlig ungewollt und unbeabsichtigt.

Anders sieht es mit der fleischgewordenen „Wahrheit“ aus, dem Herrn Jesus Christus. Dabei geht es nicht um intellektuelle Interpretationen und Erkenntnis, sondern um eine innige Lebensgemeinschaft, die über unser Herz und unseren Geist läuft. Wer nach den ewigen Ratschlüssen Gottes ganz in Christus ist, ist „ein Fleisch und ein Gebein“ mit Gottes Wahrheit in Person (Eph.5,30 - Luther). Menschen, die in Christus oder aus Gott sind (1.Joh.4,4), werden niemals die exakt gleichen lehrmäßigen Erkenntnisse haben. Doch das tritt in den Hintergrund. Sie haben etwas viel Größeres empfangen. Weil sie ganz in das Haupt Jesus Christus hineingewachsen sind, sind sie zur Einheit des Glaubens und zum vollkommenen Mann herangereift (Eph.4,11-15). Sie sind ein Teil (Glied) des Christus und unterwegs in ihre himmlische Berufung und Bestimmung − völlig losgelöst von jedem Wind der Lehre, von Meinungen, Bewegungen, Institutionen, Machtinteressen etc.

Das führt uns zur tiefen Begründung, weshalb Gott selber am Schluss dieses Zeitalters über Lügengeister das Gericht und den Untergang (des „Christentums“) herbeiführt. In der üblichen „christlichen“ Weiß-Schwarzmalerei“ wird dieses Gericht vollständig auf die gottlose Welt und alle anderen Religionen angewendet. Zweifellos trifft dies auch zu, wenn wir als Beispiel die modernen Naturwissenschaften exakt erkunden. Trotz genialsten Erkenntnissen und Technologien sitzt überall die Lüge drin, z. B. in Bezug auf die ewigen, göttlichen Schöpfungsgedanken und -perspektiven. Paulus weist u. a. in Röm.1,18-23 und 1.Kor.1,19 ff. darauf hin.

Aber in der tiefsten Bedeutung gilt das Gericht einem perfid verdrehten und verlogenen Religionssystem mit dem Namen „Christentum“. Natürlich ist dies eine höchst schockierende und ketzerische Behauptung. Doch als (verdeckte) Begründung dafür haben wir das letzte Buch der „Bibel“, die Enthüllung (Offenbarung) von Jesus Christus (Offb.1-22). Vergleicht man nämlich die gesamte bisherige „Kirchengeschichte“, sämtliche Erscheinungsformen und Auswirkungen des sog. „Christentums“ konsequent mit den ewigen Ratschlüssen Gottes, wie wir sie im gesamten Kontext der „Bibel“ finden, stellen wir schnell fest, wie viel Verdrehung, Irrtum, Lüge und Ungerechtigkeit im „christlichen“ Religionssystem auszumachen ist. So hat der HERR z. B. nie angewiesen, das „Christentum“ zu begründen, Menschen zu „Christen“ zu bekehren, „christliche“ Machtorganisationen (Kirchen, Missionen etc.) zu gründen, politischen Einfluss geltend zu machen usw. Wie der HERR einst das Judentum richtete und weiter richtet, so auch das „Christentum“. Sämtliche Gerichtsinformationen sind u. a. im Buch der Offenbarung verschlüsselt definiert. Und in Offb.17-18 finden wir dann das Finale: Das Gericht über „Babylon“ und dessen Untergang.

Nirgends ist Irrtum, Wahn, Lüge und Verführung so verheerend, wie in der Religion − im Speziellen in der „christlichen“ Religion. Bald 2‘000 Jahre hat der Heilige Geist durch die Apostel und Propheten und weitere erwählte Instrumente die Menschen ganz in Christus hineingerufen − oder in den Christus, also in den wahren Leib des Christus, der nur ein Haupt kennt: Jesus Christus, die göttliche Wahrheit in Person. Wer den Geist Christi (Röm.8,9) tatsächlich besitzt (durch die völlige Vereinigung mit Ihm und dem Heiligen Geist), ist mit der fleischgewordenen, göttlichen Wahrheit in alle Ewigkeit verknüpft. Wer die tiefe, innige Lebensgemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus aber verweigert, hat die Liebe der Wahrheit nicht angenommen (2.Thess.2,10), glaubt der Wahrheit nicht und hat folglich indirekt Lust an der Ungerechtigkeit gefunden (2.Thess.2,12) − denn nur Jesus Christus ist neben der Wahrheit z. B. auch Gottes Gerechtigkeit in Person (1.Kor.1,30; 2.Kor.5,21).

Der logische Ersatz für die innige Lebensgemeinschaft mit dem Christus als Haupt und Leib ist die „christliche“ Religion mit ihren Abertausenden von Denominationen. Doch dort wird niemals die Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes sein (Röm.8,21) oder die wahre Freiheit des Christus (Gal.5,1), sondern letztlich immer Knechtschaft (Sklaverei) und Gefangenschaft (Röm.8,21; Offb.18,2). Es ist der HERR selber, der am Ende dieses Zeitalters das „Christentum“ mit allen anderen Religionen zusammen richten wird. Und sein Prinzip heißt: Er sendet ihnen eine Wirksamkeit des Irrtums, damit sie der Lüge glauben (2.Thess.2,11) und das gerechte Gericht empfangen. Die letzten Tage werden von gigantischen Verführungen, Irrtümern und Lügen geprägt sein − und alles auch im „christlichen“ Gewand. Daraus gibt es nur ein Entweichen: Ganz aus „Babylon“ fliehen und sich völlig im Herrn Jesus Christus bergen − wie einst Noah in der Arche (Offb.18,4; Mt.24,37-39; 1.Mo.7,1 ff.)!

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