Siehe, ich stehe vor der Tür − Offb.3,20

Ein bekannter Vers aus dem Sendschreiben an Laodizäa, der fast ausschließlich für evangelistische Zwecke interpretiert wird. Damit ein Mensch zur Errettung kommt, muss er Jesus Christus „einladen“ − als müsste der Herr Jesus Christus froh sein, unsere Einladung zu erhalten, um uns gefälligst in den „Himmel“ zu holen! In Wahrheit drückt diese Aussage des Herrn Jesus Christus aber eine einzige, große Katastrophe aus, nämlich den christuslosen „Christ“ oder die christuslose Kirche (Gemeinde).

Die sieben Sendschreiben von Offb.2-3 werden meist so ausgelegt, dass sie eine chronologische Entwicklung der Kirchengeschichte wiedergeben. Demzufolge würde das siebte Sendschreiben an Laodizäa die letzte Phase des Gemeindezeitalters beschreiben, nämlich den Abfall (2.Thess.2,3; 1.Tim.4,1). Sicher besteht ein gewisser Zusammenhang zur Chronologie der Geschichte. Aber diese Interpretation wertet automatisch die ersten sechs Sendschreiben ab, weil ihre Erfüllung faktisch schon hinter uns liegt. Und das ist ein überaus folgenschwerer Fehlschluss. Tatsächlich sind sämtliche sieben Sendschreiben vollständig für jeden einzelnen Menschen in Christus von elementarer Bedeutung. Denn er muss beispielsweise mindestens siebenmal überwinden, um in den Besitz von zentralen geistlichen Privilegien zu gelangen, die samt und sonders mit dem Herrn Jesus Christus und der ewigen Bestimmung zu tun haben (Offb.2,7;11;17;26; 3,5;12;21). Wird also ein Sendschreiben übergangen, fehlt ein entscheidender Bestandteil des Lebens und Wesens von Jesus Christus in unserem Leben − und wir laufen große Gefahren, das Ziel zu verfehlen!

Über dem Sendschreiben an Laodizäa steht ein zentraler Begriff: Illusion! Es redet von der Gefahr der persönlichen Fehleinschätzung − ein typischer Bestandteil der allgegenwärtigen, weltweiten, religiösen Illusion. Man behauptet, glaubt und proklamiert Dinge, die nicht der Wahrheit entsprechen. Und nirgends ist dies so tragisch, wie in den Religionen − denn sie alle verwalten (angeblich) den Zutritt zur „Ewigkeit“. Ein Religionsgebäude, das seine Anhänger täuscht, verbaut ihnen aber geradezu den „Himmel“, statt ihn zu öffnen!

Sehen wir uns kurz die religiösen Irrtümer am Beispiel der Gemeinde in Laodizäa näher an: die Werke stimmen nicht (weder kühl noch siedend, sondern lau - Offb.3,15); reich, reich geworden und bedarf nichts mehr - tatsächlich aber elend, erbärmlich, arm, blind und nackt (Offb.3,17); kein Akzeptieren der Heiligung und keine echte Umkehr (Offb.3,19); keine reale Gemeinschaft mit Jesus Christus und kein Hören seiner Stimme (Offb.3,20). Wenn wir diese Befunde zusammenfassen, haben „Laodizäa-Christen“ überhaupt nichts − weder den Herrn Jesus Christus selber, noch seine zwingend benötigten Lebens- und Wesenseigenschaften. Interessant dabei ist, dass Laodizäa übersetzt bedeutet: Volk-gerecht. Also geht es um eine Gerechtigkeit, die vor Gott allein gilt − doch „Laodizäa-Christen“ besitzen sie nicht!

Aufgrund dieser beschriebenen Defizite steht der Herr Jesus Christus außerhalb dieser „gläubigen“ Menschen. Sie haben Ihn quasi ausgesperrt und besitzen keine reale Gemeinschaft mit Ihm. Er steht vor der Tür (V.20). Noch schlimmer: Er muss sie ausspeien (V.16), denn Er kann und will keine Gemeinschaft mit „Christen“ haben, die in den Laodizäa-Illusionen leben. Doch weshalb kommt es überhaupt so weit?

„Laodizäa-Christen“ unterliegen u. a. einer verhängnisvollen Verwechslung. Sie verwechseln religiös-christliche Erkenntnisse mit der wahren Erkenntnis von Jesus Christus. Und nie war diese Gefahr so groß, wie in unseren Tagen. Es herrscht in christlichen Kreisen eine gewaltige Wissens- und Informationsflut, nicht zuletzt wegen den Printmedien und den elektronischen Medien (Internet!). Dabei unterliegen viele dem verhängnisvollen Irrtum, dass ihr Wissen automatisch auch echte geistliche Substanz im eigenen Leben bedeute. Bereits der Herr Jesus Christus und der Apostel Jakobus warnten davor, lediglich nur ein Hörer des Wortes Gottes zu sein, statt ein Täter (Mt.7,24-27; Jak.1,22-25). Wer demzufolge viel weiß, der glaubt über kurz oder lang, reich zu sein und nichts mehr zu benötigen (Offb.3,17).

Theologische Erkenntnisse über biblische Lehrinhalte führen meist zu Stolz, Besserwisserei, Rechthaberei etc. Tatsächlich benötigen wir aber eine radikal andere Erkenntnis, die sich zweiteilen lässt: Die korrekte Erkenntnis von uns selber und des Herrn Jesus Christus. Sie stehen in einem logischen, inneren Zusammenhang. Um den Herrn Jesus Christus korrekt zu erkennen, müssen wir uns selber zuerst korrekt erkennen. Wie sind wir in Gottes heiligen und gerechten Augen tatsächlich gestaltet? Elend, erbärmlich, arm, blind und nackt (Offb.3,17). Das sind alles verdeckte, geistliche Aussagen. Von Natur aus fehlen uns sämtliche Lebenseigenschaften von Jesus Christus, die uns für den „Himmel“ qualifizieren, beispielsweise das Kleid der Gerechtigkeit, das unsere Blöße der totalen Verlorenheit, Verdorbenheit und Sündhaftigkeit bedeckt (Offb.3,18; 19,8; Jes.61,10).

Der korrekte Ablauf ist folgender: Die entscheidende göttliche Instanz ist der Heilige Geist. Er liefert uns nicht theologische Erkenntnisse, sondern öffnet uns die Augen für unsere „Blöße“ und Blindheit. Wir erleben eine klassische geistliche Erweckung (Apg.2,37 ff.). Wir erkennen, dass uns weder religiös-christliche Werke noch religiöses Wissen retten können. Vielmehr benötigen wir einen totalen Lebensaustausch mit dem Herrn Jesus Christus. Wir sind zum Tod am Kreuz verurteilt − und zwar aufgrund unserer Verbrechernatur. Dann klopft der Herr Jesus Christus an (Offb.3,20). Der Heilige Geist öffnet uns die Augen für den Herrn Jesus Christus. Es kommt zur Erfahrung der Mitkreuzigung (Röm.6,6), der Entmachtung des alten Menschen, der Sünde etc. Christus wird unser Leben (Phil.1,21; Kol.3,4). Wir erfahren die göttliche Neuzeugung aus Wasser und Geist (Joh.3,3 ff.). Erst dann erfahren wir jene reale Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus, die uns sowohl in den „Himmel“ bringt, als beispielsweise auch zum Sohn Gottes macht (Gal.3,26). Wir erkennen den Herrn Jesus Christus − statt irgendwelche theologischen Spitzfindigkeiten und Steckenpferde.

Gemäß den Anweisungen des Herrn Jesus Christus selber benötigen wir folgende Dinge:

  • Gold, im Feuer feingebrannt, das uns reich (im Geist) macht (Offb.3,18)
  • weiße Kleider, damit die Schande der Blöße nicht offenbar wird (V.18)
  • Augensalbe, um korrekt zu sehen (V.18)
  • Ein Ja zur Züchtigung, Erziehung und Heiligung, verbunden mit echter und anhaltender Umkehr (V.19)

Dies alles ereignet sich nur in echter und anhaltender Gemeinschaft mit den drei Personen des lebendigen und ewigen Gottes. Dabei ist der Vater der „Weingärtner“, der uns züchtigt und reinigt (Joh.15,1). Der Heilige Geist führt uns durch die genialen göttlichen Schulen, durch die wir „Gold“ empfangen (1.Pt.1,6-7). Und von Jesus Christus erhalten wir sämtliche Lebenseigenschaften, um das Ziel zu erreichen (z. B. die Gerechtigkeit, Heiligkeit und Vollkommenheit Gottes − 1.Kor.1,30).

Den meisten „Christen“ fehlt die korrekte Erkenntnis von Jesus Christus. Folgerichtig befindet Er sich real außerhalb ihres Lebens. Also sind sie faktisch „christuslos“. Stattdessen leben sie von ihren Erkenntnissen, Lehren, Traditionen, Aktivitäten und christlichen Errungenschaften. Weil sie sich damit profilieren und brüsten können, sind sie reich und brauchen nichts mehr. Sie haben zwar Wissen und Werke. Doch in Wahrheit fehlt ihnen das Entscheidendste: der Herr Jesus Christus in seiner herrlichen Anwesenheit und Gegenwart in ihrem Leben. Und sind die Glieder der Kirche (Gemeinde) „christuslos, dann ist es auch die ganze Kirche. Das Endzeitchristentum wird deshalb mit Sicherheit „christuslos“ sein! Es trägt den Namen, dass es lebt, aber es ist tot (Offb.3,1).

Weil der Herr Jesus Christus die seinen liebt, wird Er bis zum Ende dieses Zeitalters „anklopfen“. Doch wenn Er dies tut, kann es nur bedeuten, dass uns die Augen über uns selbst geöffnet werden und wir völlig zusammenbrechen. Dazu sind meist Not, Elend und Leiden notwendig − und genau diese Elemente verweigern „Laodizäa-Christen“. Also tun wir sehr gut daran, uns sofort zu demütigen, wenn wir vom HERRN gezüchtigt werden (Hebr.12,5 ff.). Dann öffnet uns der HERR die Augen über unseren wahren Zustand. Und das führt zur Erkenntnis seiner selbst (Eph.1,17; 4,13). Wir erleben die innige Vereinigung mit dem Herrn Jesus Christus und erreichen dann als Überwinder in Christus die Erfüllung des Sendschreibens an Laodizäa, z. B. den triumphalen Stand in Christus (Offb.3,21).

 


 

Dieses Thema können Sie sich in einem ausführlichen Vortrag als MP3-Audio anhören oder herunterladen: Siehe, ich stehe vor der Tür - Offb.3,20 (MP3-Audio)

Wir verwenden Cookies um Ihnen eine nutzerfreundliche Webseite zur Verfügung zu stellen.
Näheres finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.