Du hättest gar keine Vollmacht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre - Joh.19,11

Es ist in unseren Tagen üblich, dass Christen und im Besonderen „christliche“ Parteien sofort gegen den Staat und seine Amtsträger Opposition ergreifen, kaum treffen sie Maßnahmen, die augenscheinlich gegen Gottes Wort gerichtet sind. Doch Opposition und Rebellion gegen den Staat, die staatlichen Behörden, auf kommunaler bis nationaler Ebene, stehen im vollen Widerspruch zu Gottes ewigen Ratschlüssen. Noch schlimmer: Christen, die dem Staat und seinen Amtsträgern widerstehen, unterliegen dem Gericht (Urteil) Gottes (Röm.13,2). Deshalb finden wir im gesamten Neuen Testament − sei es in den Evangelien oder in den Lehrbriefen − keinerlei Belege dafür, dass Jesus Christus oder seine Apostel je gegen den Staat und die Behörden negative Äußerungen machten, zum Protest und zu Demonstrationen aufriefen, Behörden diskreditierten und bekämpften etc. Und dies ist umso erstaunlicher, als die Juden z. Zt. Jesu von den Römern beherrscht und unterdrückt wurden. Der typische Jude hatte eine abgrundtiefe Verachtung gegenüber den Römern und hasste die Besatzungsmacht Rom mit seinen Trabanten und Vasallen. Aus diesem Grunde wartete auch ganz Israel auf die Erscheinung seines Messias, damit dieser u. a. die lästigen Römer „entsorgen“ würde.

Doch worin liegt die tiefe Begründung, dass wahre Jünger des HERRN niemals gegen den Staat opponieren und rebellieren sollen? Die junge und geisterfüllte Gemeinde in Jerusalem gibt uns dafür einen eindeutigen Beleg: Der Staat und seine Behörden, selbst wenn sie Okkupationsmächte sind, führen Gottes vorherbestimmte Ratschlüsse aus: Denn in dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, alles zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss vorherbestimmt hat, dass es geschehen sollte (Apg.4,27-28). Folglich sind alle staatlichen Amtsträger, angefangen vom Kaiser, über den König, den Präsidenten, den Bundeskanzler usw. bis hin zu den kommunalen Behörden letztlich von Gott angestellt (Spr.8,15-16)! Sie sind von Gott verordnet (Röm.13,1), Gottes Dienerin (Röm.13,4) oder Gottes Diener (Röm.13,6). Zweifellos war es moralisch, ethisch und menschlich höchst verwerflich, was Herodes und Pilatus mit dem Herrn Jesus Christus anrichteten − und doch waren sie die von Gott verordneten und angestellten Amtsträger, um seine Ratschlüsse umzusetzen. Im Falle von Jesus Christus vollzogen sie gar seine Exekution. Da müssten sämtliche Anhänger des HERRN überzeugt gewesen sein, dass die Römer frontal das Reich Gottes bekämpfen würden − und doch führten sie nur Gottes ewige Ratschlüsse aus!

Einmal mehr sind wir mit der Tatsache konfrontiert, dass Gottes Gedanken, Wege und Pläne viel höher sind, als die unsrigen (Jes.55,8-9). Weil uns völlig beschränkten Menschen ständig der Überblick und v. a. der prophetische Ausblick fehlt, kommen wir ständig zu falschen Folgerungen und Überlegungen. Dass Pilatus den Herrn Jesus Christus zum grauenvollen Kreuzestod verurteilte, konnte doch nie und nimmer Gottes Wille sein − so musste jeder „Gläubige“ folgern. Doch schon Kaiphas weissagte, dass es gut sei, dass einer für das ganze Volk stirbt (Joh.11,49-51). Also waren Herodes und Pilatus und alle Juden, die den Herrn Jesus Christus abgrundtief hassten, nichts anderes, als Gottes Amtsvollstrecker! Sie vollzogen quasi die „Drecksarbeit“ − die Zerstörung des menschlichen Körpers von Jesus Christus. Was die Juden von Gesetzes wegen nicht durften, vollzogen dann einfach die Römer − in Gottes Auftrag. Was wäre geschehen, wenn „christliche“ Aktivisten dies verhindert hätten? Wo wäre die geniale Erlösungstat Christi geblieben? Wo wären wir heute als seine Nachfolger?

Pilatus wähnte sich, der souveräne Befehlshaber über die Provinz Judäa zu sein, der durch Willkür etwa Jesus Christus hätte begnadigen können. Aber der Herr Jesus Christus machte es ein für alle Mal klar: Du hättest keinerlei Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre (Joh.19,11). Also war Pilatus nichts anderes als der Vollstrecker der ewigen Ratschlüsse Gottes − wohlgemerkt, als völlig ungläubiger, römischer Heide! Er war eine von Gott angestellte Marionette, damit Gottes ewige Pläne mit seinen Auserwählten durch das Werk Christi zur Erfüllung kommen.

Wir könnten nun das gesamte Alte Testament durchkämmen und würden feststellen, dass der ewige Gott ständig nach diesem Prinzip handelte. Könige wurden eingesetzt und abgesetzt, politische Reiche kamen und vergingen. Besonders eindrücklich ist die Rolle von Nebukadnezar, dem Regenten des neubabylonischen Weltreiches. Seine ganze im Buch Daniel wiedergegebene Biographie ist eine höchst markante Fallstudie, wie der ewige Gott Regime und Monarchen braucht, um seine Pläne mit seinem Volk umzusetzen. Und interessant ist auch die Beziehung, die Haltung und das Verhalten von Daniel gegenüber seinem Vorgesetzten Nebukadnezar: Kein böses Wort, keine Rebellion oder Opposition, kein Widerreden und Widersprechen − sondern nur Unterordnung, Ehrerbietung, Pflichterfüllung, Wertschätzung etc. Daniel setzte damit in vollkommener Weise Röm.13,1-6 und 1.Pt.2,13-17 um.

Worin besteht die tiefe, geistliche Begründung? Der ewige Gott hat ewige Pläne und Ratschlüsse für ein ganz besonderes Volk: Seine wahren Kinder und Söhne in seinem und durch seinen Sohn Jesus Christus. Diese müssen an ihr Ziel und in ihre Berufungen gebracht werden, wie etwa der Herr Jesus Christus in seiner irdischen Sendung. Den HERRN interessieren nicht Weltreiche, Staaten, Monarchien, Systeme und deren Exponenten und Drahtzieher. Ihn interessiert sein zukünftiges Volk, bestehend aus seinen wahren Kindern und Söhnen. Da diese aber aufgrund der Beschränkungen an Raum, Zeit und Verstand in vielen Lebensbereichen praktisch keinen Überblick besitzen, überträgt eben der himmlische Vater unzähligen „Amtsträgern“ Vollmacht, um sein wahres Volk ans Ziel zu bringen. Er stellt den Staat, die Behörden und letztlich das gesamte Umfeld an, um seine Auserwählten ans Ziel ihrer himmlischen Berufung zu bringen. Selbst Engel setzt Er dazu ein (Hebr.1,13-14) − oft in durchaus menschlicher Gestalt!

Weil das Wesen seiner Auserwählten zu Beginn ihres Glaubenslebens völlig verdorben und verdreht ist, wird selbstredend klar, dass die Behandlung der Auserwählten durch die von Gott angestellten Behörden und Amtsträger zuweilen mit viel Leid und Elend verbunden sein kann und wird. Erziehung ist selten angenehm (Hebr.12,4-11) − aber zwingend notwendig. Gottes Auserwählte benötigen nicht ein Himmelreich auf Erden, sondern werden für ihren ewigen Aufenthalt und ihre ewigen Funktionen im „Himmel“ zubereitet. Dazu werden sie ausgebildet, erzogen, heimgesucht − u. a. durch staatliche Systeme und Amtsträger, die alles andere als „christlich“ sind. Und auch unser übriges Umfeld kann sich zuweilen sehr „unchristlich“ benehmen. Und weshalb gibt ihnen der HERR die Vollmacht dazu? Damit wir ans Ziel der Pläne Gottes kommen!

Praktisch bedeutet das eine ständige Unterordnung mit Dank und Dankbarkeit gegenüber unserem gesamten Umfeld. Weil der HERR unser gesamtes Umfeld angestellt hat und steuert, dürfen wir uns unter keinen Umständen gegen dieses auflehnen. Denn jede Rebellion ist frontal gegen jene Autorität gerichtet, die alles steuert − nämlich gegen den HERRN und seinen Geist! Israel machte den fatalen Fehler, gegen Gottes Geist zu rebellieren − mit furchtbaren Folgen (Jes.63,8-10). Unser Auftrag heißt: Unser gesamtes Umfeld − ja selbst die Feinde − zu lieben, Gutes zu tun, Ehrerbietung zu geben (Röm.13,7), Dankbarkeit zu zeigen und für alle Obrigkeit zu beten (1.Tim.2,1-2).

 


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