Ich staune, dass ihr euch so schnell umstellt … zu einem andersartigen Evangelium – Gal.1,6

Das Wort „Evangelium“ ist ein zentraler Begriff im „christlichen“ Vokabular. Die genaue Übersetzung des griechischen Wortes heißt „Wohl-Botschaft“ und bedeutet jede frohe Botschaft, nicht nur die des Heils oder der Rettung. Für „Christen“ bedeutet es allgemein die frohe Botschaft des Erlösers Jesus Christus und der durch Ihn gewirkten Erlösung. Und weil es nur einen Erlöser mit Namen Jesus Christus gibt, sollte man annehmen, dass es auch nur ein Evangelium rund um Jesus Christus gibt. Doch weit gefehlt! Bereits den Menschen in den Gemeinden Galatiens wurde ein „andersartiges“ Evangelium verkündigt. Mit „andersartig“ ist nicht etwa eine Variante derselben Botschaft gemeint, sondern im Kern oder Prinzip etwas völlig anderes – doch vermeintlich immer noch verknüpft mit dem Begriff „Jesus Christus“.

Das ist ein sehr ernsthaftes Problem – denn um es vorweg zu nehmen: Heute wird weltweit hauptsächlich ein andersartiges Evangelium verkündigt. Doch aus Gottes Sicht gibt es kein anderes Evangelium: [wo] es [doch] kein anderes gibt; einige verwirren euch nur und wollen das Evangelium des Christus umkehren (Gal.1,7). Und damit wir begreifen, dass es sich nicht um eine Bagatelle oder theologische Spitzfindigkeit handelt, wird jeder falsche Evangeliumsverkündiger aus der Sicht von Paulus „in den Bann getan!“ (V. 8-9). Luther übersetzt es gar: „Der sei verflucht!“ Wieder andere übersetzen: „Er sei dem Gericht übergeben!“ Also stellt sich die Frage, wie das richtige Evangelium aufgebaut ist und wie sich die Abarten davon äußern. Und eine entsprechende Klärung ist dringender von Nöten denn je. Denn in unseren Tagen kennen wir tatsächlich diverse Varianten, z. B.: ein politische Evangelium, ein soziales Evangelium, ein Wohlstandsevangelium, ein Powerevangelium usw.

Paulus definiert im Textzusammenhang bereits zwei zentrale Elemente des richtigen Evangeliums. Vers 6: … das Evangelium, das euch in Christi Gnade beruft; Vers 7:… das Evangelium des Christus verkehren wollen. Also hat das richtige Evangelium mit Gnade und mit Christus zu tun. Natürlich wird dies niemand bestreiten, weil ja alle „Christen“ und Evangeliumsverkündiger laufend von diesen Begriffen sprechen. Doch da haben wir ein echtes semantisches Problem, weil die meisten weder die wahre Gnade noch v. a. dessen Inhalt – den „Christus“ – erkannt haben. Mit anderen Worten: Gnade ist nicht gleich Christi Gnade – und Jesus Christus nicht gleich Christus.

Die ganze Problematik lässt sich anhand des Galaterbriefes eindrücklich herausarbeiten. Die Menschen in der römischen Provinz Galatien hörten das Evangelium des Christus und der wahren Gnade Gottes korrekt durch Paulus und seine Mitarbeiter. Es war aufgebaut auf den drei elementaren Begriffen: GnadeGeschenkGlaube. Gut zu merken durch den identischen Anfangsbuchstaben „G“. Das Werk Gottes in und durch Seinen Sohn Jesus Christus setzte jeden Menschen – die ganze Welt – objektiv gesehen in alle Positionen ein, die der Herr Jesus Christus durch Sein Sterben am Kreuz erworben hatte. Anhand von 2.Kor.5,14 wird dies prägnant anschaulich: Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir zu diesem Urteil gekommen sind, dass einer für alle gestorben ist [und] somit alle gestorben sind.

Seit Golgatha sieht der ewige Gott den Menschen als mit Seinem Sohn gekreuzigt, gestorben und auferweckt. Was immer der Herr Jesus Christus am Kreuz erworben hat, wurde dem Menschen prinzipiell – aus Gottes Blickwinkel – völlig unverdient übertragen, geschenkt oder bereitgestellt. Das ist das Prinzip der wahren Gnade Gottes. Weil der Mensch absolut unfähig ist, sich durch eigene religiöse Leistungen in den „Himmel“ zu erheben, setzte ihn Gott kurzerhand in Christus in die himmlischen Örter ein: Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus (Eph.1,3) – Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus (Eph.2,6). Gott schenkt der Welt (also allen Menschen!) Seinen Sohn (Joh.3,16), das Leben Seines Sohnes – alles, was eben Sein Sohn am Kreuz erworben hat. Damit hätten wir bereits die Elemente „Gnade“ und „Geschenk“ vereinfacht dargestellt.

Doch obwohl der ewige Gott den Menschen in Seinem Werk am Kreuz, objektiv gesehen, in Christus eingesetzt hat (= das Prinzip der Gnade) und ihm völlig unverdient alle himmlischen Segnungen und Verheißungen in Christus geschenkt hat, gehört dem Menschen subjektiv, also der Erfahrung nach, rein gar nichts. Weil das wahre Evangelium und damit die wahre Gnade völlig mit dem „Glauben“ verknüpft sind, kommt nun dieser ins Spiel. Allein der persönliche Glaube eines Menschen aktiviert Gottes Gnade und damit jedes in Christus verfügbare Geschenk. Der Glaube holt folglich jede himmlische Segnung in Christus persönlich ab. Betätigt der Mensch nicht seinen Glauben, wird weder Gottes Gnade wirksam, noch sind die himmlischen Segnungen und Geschenke in Christus real verfügbar. Der Mensch kann durch eigene, religiöse („christliche“) oder gesetzliche Werke weder Gottes Gnade wirksam machen, noch sich die Gnadengüter, die der Herr Jesus Christus am Kreuz erworben hat, konkret aneignen. Der Gerechte lebt nun einmal allein aus Glauben (Gal.3,11).

In den Gemeinden Galatiens wurde jedoch später ein „andersartiges“ Evangelium verkündigt, das gemäß Paulus aber gar kein anderes ist. Es traten („christliche“) Gesetzeslehrer auf, die nicht die wahre Gnade in Jesus Christus verkündigten, sondern zusätzlich das Einhalten des mosaischen Gesetzes. Konkret ging es um die „Beschneidung“. Das Heil wurde damit u. a. von der Beschneidung abhängig gemacht. Das Problem war nicht neu. Bereits in Jerusalem wurde durch gesetzliche Pharisäer das Gleiche verlangt: Einige aber von denen aus der Sekte der Pharisäer, die gläubig waren, traten auf und sagten: Man muss sie beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz Moses zu halten. (Apg.15,5). Doch was sie dabei übersahen, war die Tatsache, dass dadurch der ganze Ratschluss Gottes in Seinem Sohn Jesus Christus zunichte gemacht wurde. Anstelle des Glaubens kamen die religiöse Leistung, die eigenen Werke oder die so genannte Gesetzlichkeit. Damit wurde auch das „Kreuz“ zunichte gemacht, d. h. das, was der Herr Jesus Christus am Kreuz erworben hatte. Wer diesen Gesetzeslehrer auf dem Leim ging, war totaler Verlierer. Paulus definierte die schreckliche Konsequenz prägnant in Gal.5,2-4: Siehe, ich, Paulus, sage euch, dass Christus euch nichts nützen wird, wenn ihr euch beschneiden lasst. Ich bezeuge aber noch einmal jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. Ihr seid von Christus abgetrennt, die ihr im Gesetz gerechtfertigt werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen.

„Christus wird euch nichts nützen“; „Ihr seid von Christus abgetrennt“; „Ihr seid aus der Gnade gefallen“. Gibt es für einen glaubenden Menschen ein schlimmeres Verdikt? Durch das Halten der mosaischen Gesetze verloren die Anhänger dieser Gesetzeslehrer alles und landeten in einer furchtbaren, religiösen Illusion. Sie wollten durch gesetzliche Werke Gott überzeugen, sie zu segnen (z. B. mit Seiner Gerechtigkeit). Das Prinzip ist heute allgegenwärtig – in der Gesellschaft wie in der „Christenheit“: Lohn für Leistung. Wir verstehen nun, weshalb Paulus diese falschen Evangeliumsverkündiger „in den Bann stellt“.

Wo immer wir heute dieses Prinzip der religiösen, gesetzlichen Leistung für Gott etc. antreffen, wird oder wurde das „andersartige“ Evangelium verkündigt. „Du willst gerettet werden? Dann bekehre dich!“ „Du willst Wohlstand? Dann gibt den Zehnten!“ „Du willst gesegnet werden? Dann komm in unsere Kirche und werde Mitglied unserer Kirche!“ „Du willst mehr Kraft? Dann bete und faste!“ „Du willst Gott wohlgefällig sein? Dann halte seine Gebote und geh in die Mission!“ Das sind nur einige wenige Varianten, die in fast jeder „Predigt“ oder in jeder „christlichen“ Abhandlung auszumachen sind. Natürlich steht (mehr oder weniger) alles in der „Bibel“ – nur leider wird das Wort Gottes falsch eingesetzt oder falsch „geschnitten“ (2.Tim.2,15). Deshalb ist Gesetzlichkeit die gefährlichste aller Irrlehren! Und warum? Man hat weder die wahre Gnade noch den Herrn Jesus Christus erkannt. Daraus ergeben sich immer Irrlehren, ein „andersartiges“ Evangelium, religiöse Illusionen – letztlich das „Mysterium Babylon!

Immer, wenn der Aufruf kommt, etwas für Jesus oder Gott zu tun, damit der „Himmel“ uns segnet, folgen Irrtum und Verführung. Wir werden Gott niemals durch unsere gesetzlichen Leistungen und Werke überzeugen können. Er wird nur überzeugt, wenn Er den „Christus“ in uns findet, der alle Werke für uns vollbracht und das Gesetz perfekt erfüllt hat. Und wie kommt man ganz in Christus hinein? Indem man die 3x „G“ ernstnimmt! Dann ist Christus auch die Hoffnung der Herrlichkeit – heute und in alle Ewigkeit.

(Dieses Thema können Sie sich in einem ausführlichen Vortrag als MP3-Audio anhören oder herunterladen.)

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