Wir wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt – denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind – Röm.8, 28

Diese überaus ermutigende Zusage wird oft völlig aus dem Zusammenhang heraus bei allen möglichen Gelegenheiten weitergegeben. Üblicherweise befinden wir uns in sehr anspruchsvollen Umständen und verlieren dabei meist den Überblick. Nach aller Logik und Erfahrung scheint sich alles in die falsche Richtung zu entwickeln, und wir stehen anscheinend kurz vor dem Kollaps. Wir leiden an unserer angeborenen, menschlichen „Kurzsichtigkeit“, weil wir unfähig sind, irgendwelche Entwicklungen in einem höheren Zusammenhang und über einen großen Zeithorizont hinaus korrekt zu interpretieren. So ließ sich beispielsweise Israel während seiner Wanderschaft in der Wüste ständig von den anscheinend furchtbaren Umständen narren und verweigerte mit schlimmen Konsequenzen den Glaubensgehorsam (4.Mo.14; Hebr.3, 7-19). Oder beim Seesturm waren die Jünger überzeugt, demnächst unterzugehen, weil sich ihr Boot bereits mit Wasser füllte (Lk.8, 23-25).

Im Gegensatz zum ewigen und lebendigen Gott, der nicht an Zeit und Raum gebunden ist, sind wir Menschen des Augenblicks und deshalb unfähig, Entwicklungen in Bezug auf die Zukunft richtig einzuordnen. Bereits Jesaja prophezeite dies in Jes.55, 8-9 mit zwei tiefsinnigen Versen. Weil der HERR bereits heute weiß, wie und wann wir enden werden, hat Er den totalen Überblick und ordnet deshalb Abläufe unseres Lebens z. T. völlig anders ein als wir. So können uns anscheinend sehr positive Prozesse und Wege unseres Lebens, auf die Ewigkeit bezogen, den Eingang in Gottes ewige Herrlichkeit versperren – während uns „rabenschwarze“ Umstände geradezu direkt in den „Himmel“ leiten könnten. Der, der uns von Anbeginn der Schöpfung und auch das Ende unserer Tage kennt (Ps.139, 1-18), will uns auf dem bestmöglichen Weg in seine himmlischen Pläne für die Ewigkeit geleiten – vorausgesetzt, wir kooperieren mit Seinem Heiligen Geist. Von diesem Hintergrund her wird klar, dass Gottes «Lieblingen» auch anscheinend schlimme Umstände unter allen Umständen zum Guten zusammenwirken – oder zum Besten dienen müssen (Röm.8, 28).

Damit wir dieses wunderbare Verheißungsgut korrekt erfassen und v. a. im praktischen Alltag verstehen können, müssen wir nun einige zwingende Voraussetzungen erarbeiten. Dieser Vers steht nämlich nicht ohne jeden Zusammenhang an dieser Stelle im Römerbrief. Dieser Brief, diktiert vom Heiligen Geist (2.Tim.3, 16; 2.Pt.1, 21), enthält einen klaren Aufbau, der sich von Röm.1-8 erstreckt. Dabei ist Röm.8 quasi das Finale des geistlichen Lebens eines Menschen, der wahrhaft in Christus ist. Dieses Kapitel definiert das Leben im Geist, im Gegensatz zum Leben im Fleisch. Leben im Geist meint jenen Zustand, wo ein Mensch tatsächlich die Mitkreuzigung seines alten Menschen mit all seinen destruktiven Lüsten und Begierden erfahren hat (Röm.6, 6) und nun in Neuheit des Lebens wandelt (Röm.6, 4). Er lebt nicht mehr selbst unter der Dominanz der geistlichen Feinde (Satan, Sünde, Fleisch etc.), sondern Christus ist wahrhaft sein Leben (Gal.2, 20; Phil. 1, 21). Er wird quasi vom anwesenden Herrn Jesus Christus selber „gelebt“, d. h. vom innewohnenden Geist, der der HERR ist (Röm.8, 9-11; 2.Kor.3, 17-18). Der Antrieb des Lebens ist damit nicht mehr der von der Sünde beherrschte, alte Mensch, sondern eben der Geist, also der HERR.

Menschen, die wahrhaft in Christus sind, befinden sich folgerichtig in einer innigen Lebens- und Liebesgemeinschaft mit dem HERRN. Sie lieben Gott im praktischen Alltag, weil sie sich ganz im Sohn Gottes, Jesus Christus befinden. Wer den Sohn liebt, liebt auch den Vater, denn der Sohn und der Vater sind eins (Joh.10, 30; 17, 21). Deshalb ist diese Beziehung der praktischen Liebe zum Herrn Jesus Christus die zwingende Voraussetzung dafür, dass uns in der Folge alles zum Guten zusammenwirkt. Liebe zum Herrn Jesus Christus muss sich natürlich im Alltag beweisen, z. B. halten wir seine Gebote oder seine Worte (Joh.14, 21; 23). Dies wiederum führt zur Zusage, dass sowohl der Vater als auch der Sohn in uns Wohnung machen, also real anwesend sind. Selbstverständlich trifft dies auch auf den Heiligen Geist zu.

Ist der ewige HERR und Gott in uns anwesend, dann spricht Er auch zu uns und führt uns ständig im Alltag. Und genau diese Führung ist die entscheidende Voraussetzung dafür, dass uns alles zum Besten dienen muss. Ohne innige Lebensgemeinschaft mit dem HERRN und seinem Geist ist Führung kaum möglich bis verunmöglicht. Das ist dann der Anfang des üblichen Chaos im Leben so vieler gläubiger Menschen. Menschen, die nicht praktisch im Geist leben und unter der Führung des Heiligen Geistes stehen, haben alle möglichen Ideen und Eindrücke und werden meist von diesen und evtl. sogar von der Finsternis geleitet. Dadurch geraten sie in viele Umstände und Herausforderungen, die ihnen ganz bestimmt nicht vom HERRN auferlegt oder von Ihm geführt wurden. Diese haben zu oft viel unnötiges Leid und Zerstörung im Alltag zur Folge, deren Urheber niemals der HERR ist.

Praktisch nehmen aber „fleischliche Christen“ u. a. ständig Röm.8, 28 in Anspruch – für Umstände, die letztlich gar nicht vom HERRN stammen. Damit befinden sie sich aber zwischen Stuhl und Bank, quasi auf ungeschütztem Terrain. Erbarmt sich dann der HERR in seiner Güte nicht ihrer, folgen sehr ungute Erfahrungen, die überhaupt nichts mit dem HERRN zu tun haben. Folglich wird sich Röm.8, 28 für sie nicht erfüllen – wofür dann üblicherweise aber wieder der HERR die Schuld tragen soll …

Die zweite Einschränkung, dass uns alles zum Besten dienen muss, betrifft den meist unbeachteten Nachsatz in Röm.8, 28: … denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind. Offensichtlich erhält nur eine bestimmte Gruppe von Menschen Zugang zum Privileg, dass ihnen auch anscheinend mieseste Umstände zum Guten zusammenwirken müssen. Diese Gruppe hat der ewige Gott bereits vor Grundlegung dieser Welt gemäß seinem Vorsatz dazu berufen. Das ruft, oberflächlich gesehen, natürlich massive Kontroversen hervor, weil es den Anschein erweckt, dass der gerechte und ewige Gott Menschen willkürlich privilegiert. Was kann der Rest dafür, wenn er von Gott nicht durch Vorsatz berufen (und vorherbestimmt – Röm.8, 29-30) ist? Gemäß unserer menschlichen Denkweise ist dieser Einwand nachvollziehbar und könnte auch so gefolgert werden.

Die Auflösung dieses anscheinenden Spannungsfeldes liegt aber an einem ganz anderen Ort. Im Gegensatz zu uns Menschen ist der ewige Gott nicht in Raum und Zeit eingebunden. Für Ihn gibt es nicht gestern, heute, morgen und eine ferne Zukunft. Deshalb kennt Er beispielsweise auch alle unsere Tage, bevor sie da sind (Ps.139, 16). Folglich weiß Er um unser gesamtes Leben, bevor wir überhaupt in Existenz auf diesen Planeten gerufen werden. Damit ist Er auch darüber informiert, wie unser Herz gestaltet ist und u. a. unsere Beziehung zu Ihm sein wird, resp. gewesen war. Das Prinzip des freien Willens und damit der völlig unparteiischen Liebe Gottes ist damit vollständig sichergestellt. Entsprechend wird dann eben unser Leben auf dieser Erde verlaufen – nach seinem Vorsatz!

Um diese vielleicht etwas anspruchsvollen Ausführungen praktisch zu hinterlegen, sehen wir uns eine biblische Biographie an, aus der in perfekter Weise alle Zusammenhänge ersichtlich sind und exakt gemäß Röm.8, 28 abgelaufen sind: den Werdegang des (alttestamentlichen) Josef, des Sohnes von Jakob (1.Mo.37; 39-45). Beim sorgfältigen Studium dieser Kapitel wird schnell klar, dass das Wesen und der Charakter von Josef völlig anders gestaltet waren, als beim Rest seiner Brüder. Während seine Brüder wohl eine bestimmte Art von Gottesfurcht hatten (wenn auch nicht über jeden Zweifel erhaben), besaß Josef eine Nähe zum HERRN, eine prophetische Begabung und hörte sein Reden. Damit wird bereits die Berufung nach Gottes Vorsatz ersichtlich. Dadurch war er qualifiziert für Gottes perfekte Führung und damit auch als Vollstrecker seiner Pläne. Seine Träume, die sowohl seinen Vater wie auch seine Brüder in Rage versetzten, erfüllten sich in perfekter Weise.

Im Alter von 17 Jahren begann, in völlig unverständlicher Weise, der Abstieg von Josef: Intrige seiner Brüder, Verkauf als Sklave an einen Ägypter und aufgrund seines reinen Lebenswandels der Aufenthalt im Gefängnis. Während rund 13 Jahren folgte scheinbar ein Schlag dem anderen. Josef erfuhr ständig Ungerechtigkeiten, ohne dass ihn Schuld getroffen hätte. Interessant dabei ist die Tatsache, dass sein Umfeld während der ganzen Zeit gesegnet war und Josef letztlich keinen tatsächlichen Schaden erlitt.

Dann mit 30 Jahren änderte sich sein «Schicksal» schlagartig, als ihn der Pharao zur Nummer zwei in seinem Reich einsetzte. Als schließlich seine Brüder kamen, um wegen der Hungersnot Getreide einzukaufen, schloss sich der Kreis. Spätestens dann erkannte Josef, dass ihm alles zum Besten diente – nicht nur ihm, sondern auch ganz Ägypten, dem ganzen Nahen Osten und auch seinen Angehörigen (1.Mo.45, 5-8). Das Ganze ist eine einzige, perfekte Demonstration, was es heißt, nach Gottes Vorsatz berufen zu sein und ein Leben in der innigen Liebesgemeinschaft mit dem HERRN zu führen. Es zeigt sich, dass selbst fürchterlichste Umstände nur deshalb ablaufen, weil dahinter die genialen Pläne Gottes eingebaut sind – nicht nur für einen bestimmten Menschen, sondern zusätzlich noch für sein gesamtes Umfeld. Natürlich ist die ganze Josefgeschichte auch ein perfekter Typus auf den Herrn Jesus Christus, bei dem sämtliche Elemente erneut angetroffen werden – natürlich in göttlicher Perfektion.

Stellt sich abschließend die Frage, wie sich ein Mensch verhält, dem alle Dinge zum Guten zusammenwirken. Die Antwort finden wir sowohl in der Biographie von Josef, als vor allem dann beim Herrn Jesus Christus. Vergeblich suchen wir bei Josef, dass er sich beschwerte, auflehnte, murrte, zweifelte etc. Ein einziges Mal bat er den Obersten der Mundschenke, nach dessen Begnadigung an ihn zu denken (1.Mo.40, 14-15). Er war sich also seiner verzweifelten Lage durchaus bewusst. Trotzdem suchen wir vergeblich nach einem verkehrten Verhalten. Als er dann mit seinen Brüdern konfrontiert wurde, war keine Verbitterung, kein Vergelten etc. auszumachen. Also hatte er zuvor korrekt vergeben. Das gesamte Leben des Herrn Jesus Christus auf dieser Erde ist eine einzige Demonstration dafür, wie sich Menschen richtig verhalten, denen alles zum Besten dienen muss – schön dargestellt z. B. in Phil.2, 5-8 oder 1.Pt.2, 21-24.

Sind wir überzeugt, dass uns alles zum Guten zusammenwirken muss, dann gibt es z. B. weder „negative“ Umstände noch „Feinde“. Daraus erklärt sich u. a. auch das Prinzip der Feindesliebe (Mt.5, 44). Folglich ist die korrekte Grundhaltung für einen Menschen in Christus, dem alles zum Besten dienen muss: Danksagung für alle Umstände, auch wenn sie noch so rabenschwarz zu sein scheinen (Eph.5, 20; 1.Thess.5, 18). Wir bejahen alle Wege, auch wenn sie völlig unverständlich sind. Wir übergeben uns in Gottes Hände, damit Er uns solange hindurchträgt und bewahrt, bis wir eines Tages aus dem finstern Tal (Ps.23, 4) herauskommen und voller Staunen feststellen werden, wie perfekt Gottes Führung für seine Kinder und Söhne tatsächlich ist und war. Und sollten wir dies nicht während unseren Lebzeiten auf dieser Erde feststellen, so werden wir dann eben eine «Ewigkeit» lang von Gottes unbegreiflicher Liebe zu den Seinen erfasst sein.


Dieses Thema können Sie sich in einem ausführlichen Vortrag als MP3-Audio anhören oder herunterladen: Wir wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind - Röm.8,28 (MP3-Audio)

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