Aber den Mund des HERRN befragten sie nicht – Jos.9, 14

Der Fehler Josuas und der Fürsten Israels ist eine der wesentlichen Begründungen dafür, weshalb wir „Gläubigen“ oft so viel Elend in unserem Leben erfahren und erst noch an unsere Umgebung weitertragen. Wir haben es versäumt, den Mund des HERRN zu befragen.

Israel erhielt vom HERRN den Auftrag, im verheißenen Land schonungslos alle ansässigen Einwohner auszurotten (2.Mo.23, 31-33; 5.Mo.19, 1; 31, 3). Hauptbegründung: Die akute Verführungsgefahr der heidnischen Völker zum Götzendienst und damit zum Abfall vom lebendigen Gott. Anfänglich beachtete Josua dieses Gebot vorbildlich (Jos.6 – Jericho und Jos.8 – Ai). Doch die Gibeoniter überlisteten in ihrer Todesangst Josua und seine Fürsten (Jos.9, 1 ff.). Obwohl Josua anfänglich misstrauisch war, ließ er sich schließlich durch die gestellten Beweise der Gibeoniter blenden und überlisten. Er ging mit ihnen ein Bund ein, was der HERR aber ausdrücklich verboten hatte (2.Mo.23, 32; 34, 12; 15; 5.Mo.7, 2).

Worin bestand der Fehler Josuas und der Fürsten Israels? Sie vertrauten ihren Sinnen und ihrem Verstand und unterließen es, beim HERRN zurückzufragen – dem Vater aller Geister (Hebr.12, 9). Und genau dieser Fehler prägt das Leben vieler „gläubiger Menschen“. Bereits in den Sprüchen Salomos steht: Vertraue auf den HERRN mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand (Spr.3, 5). Die Überlegung ist folgende: Wir Menschen, mit einem sehr eingeschränkten Verstand und v. a. fehlendem, zeitlich-räumlichen Überblick, lassen uns z. T. von völlig falschen Eindrücken und Überlegungen blenden und verleiten. Uns fehlt eine ganz entscheidende Dimension: das Zukunftswissen – also der Einblick in übergeordnete Abläufe, die nur der lebendige Gott besitzt, der nicht an Raum und Zeit gebunden ist (s. Ps.139, 16). In der Konsequenz sind oft Gottes Gedanken nicht unsere Gedanken und unsere Wege nicht seine Wege (Jes.55, 8-9). Also stehen wir in akuten Gefahren, falsche Entscheidungen zu treffen, die uns im schlimmsten Fall vom HERRN und unseren ewigen Zielen trennen.

Studiert man die gesamte biblische Offenbarung des HERRN, seines Wesens und Handelns mit dem Menschen, wird mehreres klar:

  • Der HERR hat mit jedem Menschen einen wunderbaren, klar definierten Plan vor Grundlegung dieser Welt (Ps.139; Mt.25, 34; Eph.1, 4).

  • Das Wort Gottes enthält die prinzipiellen, generell gehaltenen Elemente seiner Pläne mit den Menschen – nicht aber die individuellen Pläne für den Alltag eines bestimmten Menschen.

  • Aufrichtigen und v. a. demütigen Menschen offenbart sich der HERR tagtäglich durch seine göttlichen Kanäle und zeigt ihnen fortlaufend die richtigen Wege, v. a. bei zentralen Entscheidungen des Lebens (z. B. Beruf, Partner, Wohnort, geistliche Begabungen und Dienste etc.)

  • Der Mensch besitzt einen eigenen Willen und ist keine Marionette Gottes. Folglich kann er ständig frei wählen – muss aber z. T. in großer Tragik die Folgen von falsch gewählten Wegen ernten (Gal.6, 7-8).

Das ergibt die Konsequenz, dass wahre Nachfolger und Glieder des Herrn Jesus Christus lernen müssen, ständig den Mund des HERRN zu befragen, beginnend bei wichtigen Entscheidungen des Lebens bis hin zu den Weisungen im praktischen Alltags. Es ist das Bild des allumsorgenden, himmlischen Vaters, der für seine wahren Kinder bestimmte Pläne hat und ihnen nur das Beste geben will (Mt.6, 25-34; Röm.8, 28; 1.Pt.5, 7). V. a. will er sie bewahren vor falschen Wegen und damit vor Verknüpfungen mit dem Reich der Finsternis (Mt.6, 13; Joh.17, 15) oder den Abgründen der gefallenen und völlig verdorbenen Natur des Menschen – der wahren Quelle der meisten falschen Entscheidungen. Denn betrachtet man das menschliche Herz (Mk.7, 21-23) oder die von der Sünde beherrschte Natur des Menschen (Röm.3, 9-18), wird schnell klar, wie abhängig wir tatsächlich vom himmlischen Vater und seiner Führung sind.

Damit stellen sich zwei Fragen: Wie befragt man den Mund des HERRN, und wie hört man seine Anweisungen? Im Alten Testament sprach der HERR entweder hörbar zum entsprechenden Empfänger (z. B. Adam, Abraham, Mose etc.), oder durch eine Art heiliges Losprinzip (Urim und Tummim – 4.Mo.27, 21).

Im Neuen Testament erfolgt das Reden Gottes durch die Wirkungen des Heiligen Geistes (Joh.14, 26; Joh.16, 8; 13; 1.Kor.2, 10; 1.Joh.2, 27). Es sind folgende Möglichkeiten überliefert:

  • Das Aktivieren bestimmter Textstellen des Wortes Gottes als persönliches Reden des HERRN, das nur bestimmten Menschen gilt.

  • Das direkte Reden des Heiligen Geistes in den Geist eines Menschen (Apg.10,19). Dieses muss mit dem Wort Gottes zwingend übereinstimmen.

  • Das Reden des Heiligen Geistes durch die geistlichen Offenbarungsgaben (1.Kor.12, 8-10) und die geistlichen Dienste und Dienstträger (Apg.13, 2; Eph.4, 11-14).

  • Träume (Es existieren drei Arten Träume: Verarbeitung des menschlichen Gehirns und der menschlichen Psyche; satanische inspirierte Träume; tatsächliches Reden des lebendigen Gottes – z. B. Mt.1, 20. Nur letzteres ist maßgebend und sollte mit bewährten, geistlichen Geschwistern geprüft werden.)

  • Praktische Führungen im Alltag und göttlich geführte Umstände.

Doch damit diese Kanäle überhaupt funktionstüchtig sind, benötigen wir und die uns dienenden Geschwister mehrere Voraussetzungen:

  • Eine innige, real funktionierende Lebensgemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus (Joh.10, 27);

  • ein konsequent bereinigtes Leben (v. a. hinsichtlich unserer okkulten Vorgeschichte und diejenige unserer Vorfahren – soweit bekannt);

  • ein demütiges und zerbrochenes Herz (Ps.34, 19; 51, 19; Jes.57, 15);

  • die Erfahrung der „Taufe“ in den Heiligen Geist und nachfolgend eine ungetrübte Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist (Apg.2, 38-39; Eph.5, 18);

  • eine verbindliche Gemeinschaft mit geisterfüllten und gereinigten Gliedern des Leibes Christi.

Es ist eines dieser großen, geistlichen Privilegien, dass die wahren Kinder Gottes ständig die Führung des himmlischen Vaters erfahren werden und dürfen. Das Ergebnis ist ein effizientes Leben, das zum großen Segen wird für die gesamte Umgebung. Wir werden sowohl zu glaubwürdigen Vorbildern (in der Familie, Gemeinde und Gesellschaft), als auch bewahrt vor Verlust, Zerstörung und der Irreführung unserer Umgebung. Eine gute Illustration ist die Reise von Paulus nach Rom, wo wir diverse Elemente dieser Ausführungen antreffen (Apg.27).

Wer den Mund des HERRN wirklich befragen will – mit einem zerbrochenen und demütigen Herzen – wird das Reden Gottes über kurz oder lang immer hören und große Bewahrung und großen Segen erfahren und verbreiten!


Dieses Thema können Sie sich in einem ausführlichen Vortrag als MP3-Audio anhören oder herunterladen:  Aber den Mund des HERRN befragten sie nicht - Jos.9, 14 (MP3-Audio)

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