Denn wenn wir auch mitstarben, werden wir auch mitleben – 2.Tim.2,11

Es ist eine schlimme Tatsache, dass zentrale biblische Wahrheiten in der üblichen christlichen Verkündigung aus Unkenntnis ständig in ferne, zukünftige Zeitalter (in die „Ewigkeit“ oder den „Himmel“) verschoben werden. Dies führt nicht nur zu erheblichen zeitlichen wie ewigen Verlusten, sondern nährt die weitverbreitete Illusion unzähliger „Gläubiger“. Sie meinen, zentrale Privilegien zu besitzen, während sie in Wahrheit arm, blind und bloß sind (Offb.3, 17). Ihr Lebensstil und die alltägliche Frucht belegen dies meist in tragischer Weise.

Der Apostel Paulus wies Timotheus an, das Wort Gottes richtig zu schneiden (2.Tim.2, 15 genau). Dies kann sowohl für die richtige Einbindung des Alten Testamentes ins Neue Testament gemeint sein, als auch für die korrekte, zeitliche Anwendung der Aussagen des Neuen Testamentes. Normalerweise werden Inhalte, die unverständlich oder unglaubhaft wirken, einfach ins „nächste Leben“ verschoben. Was menschlich und intellektuell nachvollziehbar ist, wird dagegen als aktuell für dieses Zeitalter deklariert. Die Konsequenzen eines solchen „Glaubens“ sind überaus fatal und könnten zu größten Nöten in diesem wie im zukünftigen Leben führen.

Sehen wir uns beispielhaft einen Text aus 2.Tim.2, 11-13 an. Paulus verwendet in seinen Briefen verschiedentlich Aussagen wie „mitgekreuzigt“, „mitgestorben“, „mitbegraben“ oder „mitauferweckt“. Studiert man im Kontext beispielsweise Röm.6, 4-8, Eph.2, 4-6, Kol.2, 12 und Kol.3, 1-4, wird schnell klar, dass es sich um tiefe geistliche Erfahrungen handelt, die zwingend in diesem Leben erfolgen müssen. Am Deutlichsten ersichtlich wird dies in Kol.3, 1: Wenn Mitgestorbene suchen sollen, was droben ist, wo der Christus ist, dann gehört dieses „Suchen“ diskussionslos in unsere gegenwärtige, irdische Existenz. Sind wir dereinst im „Himmel“, wird wohl kein „Suchen“ mehr gefragt sein! Folglich sieht der ewige Ratschluss Gottes zweifelsfrei Erfahrungen vor, die in diesem Leben auf der Erde zwingend zu erfolgen haben. Paulus nennt sie u.a.: mit Christus gekreuzigt, mit Christus gestorben, mit Christus begraben und mit Christus auferweckt.

Nun verbindet Paulus in 2.Tim.2, 11 die Erfahrung des Mitgestorbenseins mit dem Zustand des Mitlebens (mit Christus). Die übliche christliche Auslegung heißt: Wenn du dich bekehrt hast und an Jesus Christus glaubst, wirst du ewig leben, nachdem du gestorben bist und dann bei der „Wiederkunft“ Christi auferweckt wirst. Also wird 2.Tim.2, 11 vollständig auf zukünftige Zeitalter und Existenzen angewendet. Doch die viel entscheidendere Anwendung auf dieses Leben wird völlig außer Acht gelassen. Und genau dieser Umstand hat fatale Konsequenzen. Denn wenn wir nicht in diesem Leben mitgestorben sind, ist es mehr als fraglich, ob wir dereinst auch mitleben werden – ganz davon zu schweigen, dass wir bereits in diesem Leben herrlichste, geistliche Privilegien verpassen.

Wir fragen uns, was genau denn in diesem Leben mitgekreuzigt, sterben und begraben werden soll. Die einzig richtige Antwort lautet: unser alter Menschd a s Grundübel unserer gesamten, menschlichen Existenz. Die Bezeichnung alter Mensch ist ein zentraler Begriff im sog. Evangelium des Christus, wie es dem Apostel Paulus enthüllt wurde (Röm.6, 6; Eph.4, 22; Kol.3, 9). Es meint den Menschen mit seiner völlig gefallenen, adamitischen Natur, beherrscht von sämtlichen „geistlichen Feinden“ (Satan, Sünde, Fleisch, Lüste und Begierden, Welt, Gesetz etc.). Nach dem Gesetz der Sünde (Röm.7, 23; 8, 2) ist jeder Mensch im Sinne einer zwingenden Gesetzmäßigkeit völlig an diese Feinde versklavt. Keiner kann sich aus eigener Kraft davon befreien (Röm.7). Selbstredend ist klar, dass der alte Mensch – wie „christlich“ und religiös er auch immer sein mag – keinen Zugang in den „Himmel“ hat. Fleisch und Blut können das Reich Gottes weder erben noch dort eingehen (1.Kor.15, 50; Joh.3, 3; 5). Folgerichtig muss der alte Mensch abgetan und durch den neuen Menschen ersetzt werden – ebenfalls Begriffe, die Paulus verwendet (Eph.2, 15; 4, 24). Dieser neue Mensch kann nur der Herr Jesus Christus selber sein, gleichsam der „letzte Adam“ oder der „zweite Mensch“ (1.Kor.15, 45; 47).

Wie aber soll nun dieser alte Mensch abgetan werden und „mitsterben“, damit wir als neuer Mensch „mitleben“? Das ist zentraler Inhalt des Evangeliums des Christus. Paulus enthüllt unter der Einwirkung des Heiligen Geistes, dass das Kreuzeswerk Christi ein Identifikationswerk war. Ebenso wenig, wie sich der Herr Jesus Christus selber kreuzigen konnte, können wir unseren alten Menschen selber kreuzigen und zum Sterben bringen. Als der Herr Jesus Christus vor bald 2‘000 Jahren am Kreuz hing, wurden zwei Verbrecher „mitgekreuzigt“. Diese repräsentieren alle alten Menschen dieser Welt – egal, was sie angestellt oder nicht angestellt haben. Am Kreuz verband nun der himmlische Vater alle alten Menschen mit seinem Sohn Jesus Christus und führte sie durch alle Stationen des Kreuzeswerkes Christi. Als der ewige Gott an seinem und durch seinen Sohn Jesus Christus handelte, handelte Er in gleicher Weise auch an jedem von uns. Stellvertretend in Christus wurde damals das gleiche Gericht an uns vollzogen.

Wir wurden mit dem Herrn Jesus Christus zusammengebunden (zusammengepflanzt oder verwachsen – Röm.6, 5 genau) und erlebten den gleichen Kreuzestod. Was immer der Herr Jesus Christus vollzog, vollzog Er für uns. Was immer der Herr Jesus Christus erwarb, wurde jedem Menschen aus reiner Gnade und Liebe übertragen. Damals wurden alle alte Menschen mit Christus mitgekreuzigt, sind alle alte Menschen mit Christus gestorben und mit Ihm begraben worden. Wir sind mitgestorben! Dann wurden wir mit Christus zur Neuheit des Lebens auferweckt und zu Erben Gottes und Miterben Christi eingesetzt (Röm.8, 17). Christus wurde unser Leben (Gal.2, 20; Phil.1, 21; Kol.3, 4). Folglich sind wir seither in Christus auch am Mitleben!

Dies alles ist aber nur Gottes Blickwinkel – sein Standpunkt in seinem und durch seinen Sohn Jesus Christus. So sieht Er es seit Golgatha. Damals wurde alles vollbracht (Joh.19, 30), das in der Folge bestimmte Menschen sehr real erfahren sollen – und zwar allein aus und durch Glauben aufgrund der Gnade Gottes – und niemals aufgrund eigener christlicher und religiöser Verdienste (Eph.2, 8-10). Es stehen damit herrliche Perspektiven bereit, die nun alte Menschen zwingend durch gezielte Glaubenshandlungen abholen müssen. Ansonsten gehen sie völlig leer aus. Das Gnadenwerk in Christus wird für sie nie wirksam und verpufft ungenutzt. Sie gehen verloren. Zu diesem Zweck muss nun ein Mensch „Jesus Christus erkennen“ (Joh.17, 3; Eph.3, 19; Phil.3, 10). Er muss erkennen, zu was ihm der Herr Jesus Christus gemacht wurde (1.Kor.1, 30) und was er in Christus ist. Was immer er erkennt, das holt er in der Folge durch gezielte Glaubenshandlungen ab. So wurde z. B. der alte Mensch mitgekreuzigt (Röm.6, 6), die Macht der Sünde und des Todes gebrochen (Röm.8, 2), Christus zu unserem Leben gemacht und vieles mehr.

Ein wahrhaft glaubender Mensch nimmt somit im kindlichen Glauben seine Stellung in Christus seit Golgatha ein und bekennt, dass sein alter Mensch mit Christus mitgekreuzigt, mitgestorben und mitbegraben ist. Auf diese Weise nimmt er Jesus Christus tatsächlich als sein Leben an und lebt ab sofort „ewig“ (Joh.5, 24). Christus in uns wird zur Hoffnung der Herrlichkeit (Kol.1, 27), also zur lebendigen Sicherstellung des ewigen Lebens. Weil wir real in diesem Leben mit dem Herrn Jesus Christus mitstarben, werden wir ab sofort auch mit dem Herrn Jesus Christus mitleben. Genau genommen lebt Er ab sofort sein Leben durch uns, und sämtliche himmlischen Privilegien kommen im Alltag heute und jetzt zum Tragen. Nur so erfolgen die reale Entmachtung des alten Menschen, der Sünde, des Todes, Satans usw., die reale Umwandlung in das Bild von Jesus Christus (2.Kor.3, 18) und die Zubereitung zur Vollendung und „Vollkommenheit“ in Christus (Kol.1, 28). Aber ohne dieses „Mitsterben“ gibt es niemals ein „Mitleben“ – weder in diesem Leben noch voraussichtlich auch im zukünftigen!

Doch damit der alte Mensch überhaupt zu Tode kommt, müssen wir ihn zuerst einmal richtig erkennen und bis zutiefst unter den Anzeichen und Bestandteilen des alten Menschen leiden. Dies ist Inhalt des klassischen Erweckungswerkes des Heiligen Geistes, beispielsweise eindrücklich in der Biographie von Paulus in Röm.7 zu erkennen. Das logische Ergebnis ist ein kontinuierliches „Zerbrechen“ des alten Menschen. Es endet damit, dass das Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt (Joh.12, 24). Auferweckt wird dann Christus in uns, der neue Mensch. Dieser tiefe Lebensaustausch findet statt, und der neue Mensch, der Herr Jesus Christus, offenbart sich zunehmend in seiner Herrlichkeit. Nun ist Christus unser Leben und Sterben Gewinn (Phil.1, 21). Wir sind mit Christus gekreuzigt und leben nicht mehr (als Mitgekreuzigte und Mitgestorbene). Stattdessen lebt Christus in uns (Gal.2, 20).

Das ist wahre geistliche Konsequenz und die einzig korrekte Auslegung des Evangeliums des Christus. Auf diese Weise wird das Wort Gottes richtig geschnitten und der Herr Jesus Christus verherrlicht. Und wenn Sie es fassen können: Sie leben bereits in diesem Leben als Mitgestorbener im „Himmel“. Wir leben – auch wenn wir sterben (Joh.11, 25)!


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