So kann nun keiner von euch mein Jünger sein, der sich nicht von all seinem Besitz trennt – Lk.14, 33 (25-35)

Seit jeher bewegt Religion die Massen. Beim Hauptfest der Hindus versammeln sich jährlich problemlos 30 Millionen „Gläubige“. Mehrere Millionen „gläubige“ Moslems pilgern alljährlich nach Mekka. Selbst auf dem Petersplatz in Rom sind mehrere Male im Jahr rund 200'000 „Gläubige“ anzutreffen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch bei Jesus große Scharen mit Ihm zogen (Lk.14, 25). Die Begründung: Der Mensch ist als Schöpfungsprodukt Gottes in seiner Seele grundsätzlich auf den Schöpfer ausgerichtet (1.Mo.1, 26-27), also im weitesten Sinne immer „religiös“ (selbst die eingefleischten Atheisten!). Nur stillt der Mensch seine religiösen Bedürfnisse an unzähligen (falschen) Orten, was nichts als fatale Illusion ist und schließlich im Nichts endet.

An sich hätte sich der Herr Jesus Christus über die großen Massen freuen können. Doch weil Er wusste, was im Menschen ist (Joh.2, 25), war Ihm sicher bewusst, dass nur ein verschwindend kleiner Teil wahre Jünger werden und sein könnten. Um dies klarzumachen, formulierte Er eine der wohl schlimmsten Anforderungen an den (religiösen) Menschen: Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein;und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein (Lk.14, 26-27).

Jedem denkenden Menschen verschlägt diese Tatsache zuerst einmal gründlich den Atem. Wie kann ein Gott der Liebe zu aktivem Hass gegenüber seinen Liebsten im eigenen Haus aufrufen? Kommen uns da nicht gleich die furchtbaren Abgründe des „Christentums“ in den Sinn (Kreuzzüge, Inquisition etc.)? Vergleicht man das vom Herrn Jesus Christus verwendete griechische Wort (miseō) mit den übrigen Erwähnungen im Neuen Testament, wird schnell klar, dass der Herr Jesus Christus bewusst und vorsätzlich dieses Wort gewählt hat. Es musste also sofort die Volksmassen scheiden – wenn man denn den tiefen Sinn dieser Aufforderung des HERRN nicht versteht.

In der modernen „christlichen“ Verkündigung werden meist nur die Vorteile des „Glaubens“ dargestellt: Genüsse, Glückseligkeit, Heilung, Befreiung, berufliches und familiäres Wohlergehen – und natürlich „himmlische“ Luft und „ewiges“ Leben. Das kitzelt geradezu die egozentrische und nimmersatte Seele mit all ihren fleischlichen Bedürfnissen bis ins Unersättliche. Das Produkt: Massenbekehrungen und „Megachurches“ – und die religiöse Illusion mit „christlichen“ Vorzeichen. Gemäß der modernen Konsum- und Marktwirtschaft geht es nur ums Haben und noch mehr haben. Doch was geschieht, wenn einer von Preisen und Bedingungen der Nachfolge spricht (Mk.10, 17-27; Joh.6, 60-66)?

Natürlich meinte der Herr Jesus Christus mit Sicherheit nicht einen vorsätzlichen, emotionalen Hass gegenüber den Mitmenschen, denn dies würde unzählige Gebote im Wort Gottes direkt durchstreichen – allem voran das Gebot der Feindesliebe (Mt.5, 44). Tatsächlich verwendete der Herr Jesus Christus einen sog. „starken Vergleich“, um ein elementares, geistliches Prinzip darzustellen. Der Schlüssel heißt: die richtige Priorität. Als Schöpfungsprodukt ist der Mensch total auf seinen Schöpfer ausgerichtet erschaffen worden. Das erste und wichtigste Gebot spiegelt dies deutlich wieder: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstande, und deinen Nächsten wie dich selbst (Lk.10, 27). Zuerst kommt der ewige und heilige Schöpfergott, geoffenbart in seinem Sohn Jesus Christus – und dann kommt lange nichts mehr. Es ist diese total ausgelebte Liebe zum Herrn Jesus Christus – in absoluter, erster Priorität. Alles andere wird zurückgestellt (Menschen, Besitz, Ehre, Erfolg etc.).

Angesichts dieser innigen Liebesgemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus erscheint jede andere Beziehung wie Hass! Ein wahrer Jünger des Herrn Jesus Christus wählt ständig und täglich diese Priorität. Er setzt sämtliche Bedürfnisse seiner Seele bewusst hinten an zugunsten der innigen Liebesgemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus – wodurch eben faktisch die eigene Seele gehasst wird (Lk.14, 26)! Dabei hilft dann der HERR kräftig mit durch die uns anvertrauten und auferlegten „Kreuze“ (fürchterliche Umstände und Menschen, Leiden etc. – V. 27). Wenn wir diese bejahen und tragen, wird der eigenen Seele ständig der Todesstoß versetzt und die „Seele“ des Herrn Jesus Christus auf den Thron gesetzt. So wird dann praktisch die Seele gehasst.

Nun werden viele „christliche“ Menschen diese Überlegungen (erleichtert) akzeptieren. Doch solange dies nur theologische Erkenntnisse sind, nützen sie auf die Ewigkeit bezogen wenig bis gar nichts. Es ist deshalb naheliegend, dass der Herr Jesus Christus einen Bogen zum realen Leben zieht und auf den empfindlichsten Bereich unseres Lebens zielt: unseren persönlichen Besitz: So kann nun keiner von euch Mein Jünger sein, der sich nicht [von] all seinem Besitz trennt (Lk.14, 33 - genau). Bisher lief ja alles auf einer emotional-religiösen Ebene ab, wo man sich bekanntlich total täuschen kann. Doch kaum geht es um materielle Werte und v. a. um realen Verlust, dann beginnt die große Selektion unter den „Gotteskindern“. Und genau an dieser Stelle rät der Herr Jesus Christus dringend an, über die Bücher zu gehen (Lk.14, 28-32).

Solange uns in der „Evangelisation“ Vorteile, Besitzvermehrung und ständig wachsende Glückseligkeit versprochen wird, applaudieren die Massen von habsüchtigen, egozentrischen und nimmersatten „Gläubigen“. Deshalb redet der Herr Jesus Christus nicht über Gewinn, sondern über Verlust und die Möglichkeit, im ganz praktischen Alltag alles zu verlieren (Menschen, Wohlbefinden, Ehre, Prestige, Vorteile, Anerkennung, Wertschätzung etc.). Tatsächlich sagte Er wiederholt, dass im wahren Reich Gottes immer zuerst der Verlust kommt und erst später der Gewinn (Lk.9, 24; 17, 33; Joh.12, 24-25). Und der mit Abstand größte Verlust ist derjenige des eigenen Lebens (der eigenen Seele), des sog. alten Menschen. Paulus beschreibt dies in seiner eigenen Biographie sehr eindrücklich und präzise (Phil.3, 7).

Wir können also sicher davon ausgehen, dass der Verlust genau dann einsetzen wird, wenn wir uns für eine konsequente Nachfolge des Herrn Jesus Christus entschieden haben. Das sollten wir uns zuvor ganz genau überlegen und entsprechend kalkulieren (Lk.14, 28-32). Herrliche Wahrheit ist allerdings, dass uns der ewige Gott und uns über alles liebende Vater niemals „Freunde“ wegnimmt, sondern nur „Feinde“ – allerdings nach seiner Beurteilung und aus seiner ewigen Perspektive. Doch der größte Feind ist nun einmal unsere eigene Seele mit all ihren verdorbenen und gefallenen Ambitionen, geprägt von der Sünde und von Satan. Bei einer echten Erweckung werden wir dies immer deutlicher entdecken, bis wir soweit sind, dass wir die Seele hassen (unser ganzes gefallenes und verdorbenes Wesen, unser deformierter Charakter, geprägt von Wesenssünden). Dann – und erst dann – kommt die große Sehnsucht auf, das Leben (die Seele) von Jesus Christus zu besitzen. In der Praxis entsteht dann aus großer Dankbarkeit diese innige Liebesgemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus – worauf alles andere wie Hass erscheint. Das ist dann die geistliche Auflösung zum Thema „Hass“!

Im Alltag wird diese ganze Thematik immer neu auf den Prüfstand kommen. Wenn immer uns Dinge (scheinbar) genommen werden, entdecken wir den wahren Stand unserer Liebe zum Herrn Jesus Christus und die reale Qualität unserer Nachfolge. Die göttlichen Liebesschulen des Heiligen Geistes laufen immer über Verlust zum Gewinn. Wir werden soweit erzogen, dass wir bereit sind, uns von allem Besitz zu trennen – nur um nachher in Christus alles zu bekommen, was wir auf die Ewigkeit bezogen wirklich benötigen und uns auf dieser Erde nicht zum Fallstrick wird.

Eine Frucht davon ist „glaubwürdiges“ Leben – oder wahres „Salz der Erde“ (Mt.5, 13). Wahres Salz können nur diejenigen Jünger des Herrn Jesus Christus sein, die total in den Herrn Jesus Christus verliebt sind und eben zuvor alles verloren haben, was gegen die eigene Seele gestritten hat (1.Pt.2, 11). Die Kraft des Salzes liegt im real innewohnenden und persönlich anwesenden Herrn Jesus Christus durch die Wirkungen des Heiligen Geistes. Dies wird nur sichergestellt, wenn wir alles außer Ihm „hassen“ und bereit sind, die fortlaufende Heiligung zu vollenden (2.Kor.7, 1) – was wiederum mit dem täglichen Aufnehmen und Tragen des (persönlichen) Kreuzes identisch ist (Lk.14, 27).

Ein herrliches Thema, das nur durch der Geist Gottes erfasst und umgesetzt werden kann (1.Kor.2, 10-16).


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