Praktische Illustration: Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit, Erlösung
Weil sich diese Ausführungen möglicherweise zu theoretisch oder theologisch anhören mögen, stelle ich sie nun einfacher und praktischer dar: Vor uns liegt also der gestrandete Christ, der am Ende seiner religiösen und gesetzlichen Bemühungen ist. In aufrichtigstem Bemühen zappelt er wie ein Tier, das man auf den Rücken gelegt hat. Er kann sich selber unmöglich helfen – es muss ihm folglich von außen geholfen werden. Diese göttliche Hilfestellung wird uns nun v.a. in den zentralen Paulusbriefen enthüllt durch tiefe Darstellung des Evangeliums von Jesus Christus, d.h. das Erklären des Geheimnisses des Christus.
Paulus macht darin ständig Aussagen, was der Mensch seit bald 2000 Jahren in Gottes Augen tatsächlich ist oder wäre. Durch die Wirkung des Heiligen Geistes und der göttlichen Gnade erkennt nun ein Mensch, dass alles, was er je braucht und an göttlichen Anforderungen erreichen muss, in Jesus Christus bereits vollständig und perfekt enthalten ist. Er begreift, dass es ihm der himmlische Vater aus reiner Liebe und Gnade objektiv (d.h. aus Seiner Sicht) schon vor rund 2000 Jahren übertragen hat. Das Einzige, was dieser Mensch noch tun muss, ist dieses göttliche Gnadengeschenk (d.h. Jesus Christus, Sein ganzes Leben usw.) in Anspruch zu nehmen – das Prinzip des wahren Glaubens. Praktisch geschieht dies, indem er den Herrn Jesus Christus und damit Sein gesamtes Leben als die Gnadengabe Gottes annimmt (Joh.1,12). Er nimmt dadurch allerdings nicht nur den Herrn Jesus Christus als seinen persönlichen Erlöser an (wodurch die Errettung geschieht), sondern – was nun noch weit wichtiger wird – er nimmt die ganze Persönlichkeit von Jesus Christus an, in dem alle jene Lebenseigenschaften perfekt und vollkommen enthalten sind, die der Mensch aus eigener Kraft niemals erreichen könnte.
Zur Illustration greife ich eine herrliche Aussage aus dem Wort Gottes auf, in welcher uns vier entscheidende Eigenschaften angeboten werden, die wir zwingend für unsere ewige Vollendung benötigen – die aber kein "Christ" aus eigener Kraft vorweisen oder erzielen könnte – die jedoch in Christus schon längstens perfekt enthalten sind: 1.Kor.1,30-31: Aus ihm aber (aus Gott) (kommt es, dass) ihr in Christus Jesus seid, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung; damit, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!
Dies sind zwei geniale und wunderbare Verse! Vier Eigenschaften werden erwähnt, die uns in Christus objektiv seit bald 2000 Jahren zustehen und die subjektiv unser Eigentum sind (oder wären), seit wir Ihn angenommen haben. Diese vier Bestandteile des Lebens Christi erhalten wir aber nur auf einem einzigen Weg, nämlich indem wir tatsächlich und ganz praktisch in Christus Jesus sind und bleiben. Wir bekommen sie niemals durch intensive "christliche" und gesetzliche Leistungen und Verdienste, indem wir etwa das Wort Gottes auswendig lernen (wobei das durchaus sehr positiv sein könnte) usw.. Würden wir nämlich diese zentralen von Gott geforderten Eigenschaften durch eigene menschliche Leistung verdienen, so könnten wir uns unserer eigenen, "christlichen" Leistung rühmen – doch das wird der HERR niemals zulassen – wie weiter oben verschiedentlich zitiert. Haben wir dagegen das Geheimnis oder das Evangelium des Christus begriffen, so werden wir uns unermüdlich der Gnade des Herrn rühmen. Immer aufs Neue müssen wir dann dem HERRN bekunden, wie wunderbar Er doch vor bald 2000 Jahren in Seinem Sohn Jesus Christus gehandelt hat, als Er uns in Ihm objektiv, d.h. im Prinzip, alles übertragen hat, was je in Seinem Sohn enthalten war und ist. Und seit wir das erkennen und für uns persönlich annehmen durften, ist dies unser effektives Eigentum.
Wir erhalten diese vier zentralen Bestandteile des Lebens Christi nicht auf dem Niveau irgendeines gefallenen Menschen, sondern wohlgemerkt auf dem Niveau des HERRN! Es wird uns – wenn auch nicht fassbar – tatsächlich die Gerechtigkeit und die Heiligkeit Jesu Christi übertragen! Und was braucht der Mensch eigentlich mehr?
Das ergibt folgende Konsequenz: Haben wir das Geheimnis des Christus erkannt und uns das Leben des Herrn Jesus Christus durch kindlichen Glauben angeeignet, so sind wir genau gleich heilig, gerecht, vollkommen, weise wie der Herr Jesus Christus – herrlich, nicht wahr? Oder versuchen Sie doch einmal, aus eigener "christlichen" Leistung so heilig zu werden wie der Herr Jesus Christus. Der Gedanke ist geradezu gotteslästerlich, auf jeden Fall endet er in einer völligen Illusion. Und doch sind nach meiner langen Erfahrung die meisten wohlmeinenden "Christen" mangels besserer Erkenntnis und besseren Wissens exakt mit diesen unsinnigen Versuchen beschäftigt, auf irgendwelchen "christlichen" Wegen heiliger zu werden, indem sie Rezepte halten, "christlichen" Aktivitäten praktizieren, Mitgliedschaften eingehen usw. usw. Alles wird im Ruin enden, denn niemals wird der HERR auch nur ein Promille Seiner Ehre an den Menschen abgeben.
Wahre Heiligkeit, die uns in den Himmel bringt, gibt es nur durch ein Leben, Bleiben und Sein in Christus, d.h. durch das Verstehen und Anwenden des wahren Evangeliums des Christus. Es gibt keine eigenen Wege, um so heilig zu werden, wie Gott heilig ist. Wer aber den Herrn Jesus Christus erkannt hat, d.h. seine objektive Stellung in Christus seit bald 2000 Jahren, und sie kindlich glaubend eingenommen hat, der ist ebenso heilig und gerecht, wie es der Herr Jesus Christus selber ist und immer sein wird. Wir empfangen einzig durch kindlichen Glauben all jene Lebenseigenschaften des Herrn Jesus Christus, und zwar in vollem Ausmaß, wie sie der Herr Jesus Christus selber in sich trägt.
Weiteres praktisches Beispiel: Vollkommenheit
Um unser Verständnis für das Geheimnis des Christus zu vertiefen, greife ich noch ein zweites biblisches Beispiel auf: den Aspekt der Vollkommenheit. Wie schon erwähnt, hat der Mensch die Auflage, so vollkommen zu sein, wie der himmlische Vater vollkommen ist (Mt.5,48). Es handelt sich dabei wohlgemerkt um einen Befehl! Nun besaß Paulus in diesem Zusammenhang ein Problem, das mir mittlerweile wohl bekannt geworden ist. Wo überall er hinging, hatten die Menschen offensichtlich das Geheimnis des Christus nicht gekannt oder erkannt. Diese Menschen waren irgendwann zum Glauben gekommen und damit im landläufigen Sinne "Christen", aber die waren nicht in Christus – genau unser vorliegendes Thema. Also musste der Apostel Paulus viel Zeit investieren, um seinen Zuhörern das Geheimnis des Christus darzustellen. Doch dies war anscheinend extrem schwierig – und das ist es auch heute noch. "Christen" zu "machen" ist vergleichsweise ein kleines Problem; aber Menschen in Christus hineinzuführen, ist ein Riesenproblem, weil aus Erfahrung nur die wenigsten den Herrn Jesus Christus tatsächlich erkannt haben.
Ich zitiere den Textbezug in Kol.1,28: Ihn (Jesus Christus) verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen in aller Weisheit lehren (warum?), um jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen. Im nächsten Vers erwähnt Paulus, welchen Kampf dieses Vorhaben erfordert – und heute verstehe ich ihn sehr wohl. Spricht man vor "christlichem" Publikum über irgendeinen Aspekt "christlicher" Lehre oder über Praktiken und Gesetze, ist dies meist kaum ein Problem. Versucht man jedoch, das Geheimnis des Christus darzustellen und den Menschen klarzumachen, dass sie in Christus in gleicher Weise vollkommen sind, wie der himmlische Vater vollkommen ist, so wird es äußerst anspruchsvoll und geht oft die "Hölle" los. Es ist u.a. deshalb so schwierig, weil es sich eben um ein Geheimnis handelt. "Christ" wird man einfach und oft ohne große Widerstände, aber tatsächlich in Christus hineinzukommen, ist oft extrem umkämpft. Paulus hatte gewaltige Kämpfe auszustehen, um den Menschen begreiflich zu machen, dass es nur einen einzigen Weg gibt, sich göttliche Vollkommenheit anzueignen, indem sie nämlich in Christus sein sollten. Vollkommen wird man nicht, indem man "Christ" wird, sondern indem man wahrhaft in Christus ist – und das sind tatsächlich zwei völlig verschiedene Paar Schuhe!
Letztes Beispiel: nicht mehr sündigen
Um das ganze Thema zu vertiefen, greife ich noch den Aspekt der Sünde auf. Um diese Urnot des Menschen zu lösen, war das Sterben des Herrn Jesus Christus am Kreuz von Golgatha notwendig. Nun wissen die meisten "Christen", dass der Herr Jesus Christus für ihre Sünden gestorben ist. Über das Gewissen zeigt der Heilige Geist die einzelnen Tatsünden an. Bekennt man nun die erkannten Tatsünden, macht man die herrliche Erfahrung, dass uns das Blut von Jesus Christus von jeder einzelnen Sünde befreit (1.Joh.1,7-10) und das Gewissen rein und sauber geworden ist. Soweit das Allgemeinwissen eines "Christen".
Wer nun aber das Wort Gottes genauer studiert, kommt zur provokativen Erkenntnis, dass uns durch das Sterben des Herrn Jesus Christus nicht nur Vergebung und Reinigung von unseren Tatsünden verheißen wird, sondern dass wir überhaupt nicht mehr sündigen müssten (1.Joh.3,9). Darüber werden Sie wohl kaum jemals ein Buch gelesen oder eine Predigt gehört haben. Im Gegenteil – spricht man beispielsweise Verkündiger, Pastoren und ähnliches auf diese gewaltige Tatsache an, folgen fast zu 100% nur Ausreden oder theologische Erklärungen, dass diese Aussage letztlich nicht wörtlich zu nehmen sei. Sind Sie schon einmal exakt angeleitet worden, wie diese göttliche Verheißung praktisch angewendet werden kann?
Ich muss zu meiner eigenen Schande anmerken, dass ich hinter der Stelle aus 1.Joh.3,9 lange Zeit einen Übersetzungsfehler vermutete. Denn weder hatte ich bis zu einem gewissen Zeitpunkt Sieg über die Sünde, noch kannte ich in meinem Umfeld Menschen, die dies im Alltag offensichtlich erlebten. Als ich verschiedene Übersetzungen auch in anderen Sprachen studierte, musste ich jedoch diese Ausrede streichen. Der Heilige Geist hat diese Aussage tatsächlich so ins Wort Gottes eingegeben. Wo ist aber der Knopf?
Die Antwort liegt exakt im vorliegenden Thema, nämlich im Spannungsfeld zwischen einem "Christen" und einem Menschen in Christus. Die Begründung ist im Geheimnis des Christus zu finden. Nur Menschen, die tatsächlich in Christus sind und damit aus Jesus Christus bestehen, können dieses Geheimnis entschlüsseln und es dann im Alltag auch anwenden und erfahren.
Um Ihnen das sorgfältig zu erklären, wenden wir uns deshalb konkreter dem Apostel Johannes zu, der neben Paulus wesentliche Wahrheiten zum Geheimnis des Christus definierte. Dazu zitiere ich 1.Joh.3,8-9 (mit meinen Anmerkungen in Klammern gesetzt): Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel (eine mehr als schockierende Wahrheit!), denn der Teufel sündigt von Anfang an. Hierzu ist der Sohn Gottes geoffenbart worden, damit er die Werke des Teufels vernichte (die Sünde ist das wesentliche Werk des Teufels!). Jeder, der aus Gott gezeugt ist (das entspricht immer einem Menschen, der tatsächlich in Christus ist), tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott gezeugt ist.
Nachdem ich mich wie erwähnt jahrelang mit der Ausrede eines Übersetzungsfehlers bei dieser Textstelle über die Runden rettete, wurde mir schließlich die genial einfache Auflösung gezeigt: Kein "christlicher" Mensch wird diese Erfahrung machen – es sei denn, er ist in Christus oder er ist aus Gott. Nur Menschen, deren Leben tatsächlich Christus ist, sind vom Anspruch der Sünde (und damit Satans) abgetrennt, so dass sie im Alltag nicht mehr sündigen müss(t)en. Die Begründung ist aus dem zitierten Vers klar ersichtlich: ... denn sein Same bleibt in ihm – oder: ... weil er aus Gott gezeugt ist. Das ist wirklich unübersehbar. Wenn man die verwendeten griechischen Worte näher studiert, wird sofort deutlich, dass dieser angesprochene Same niemand anders als der Herr Jesus Christus selber ist, der im Menschen lebt, sobald dieser eine göttliche Zeugung erlebt hat.
Wenn ein Mensch tatsächlich von oben her neu gezeugt worden ist, dann lebt der Herr Jesus Christus, der göttliche Same, tatsächlich in uns. (Zum genauen Verständnis dieses göttlichen Wunderwerkes verweise ich auf unsere Broschüre Nr. 35154 – Das Wunder der göttlichen Zeugung.) Ist ein Mensch nun in Christus und bleibt er auch tatsächlich in Ihm, dann bewirkt dessen Anwesenheit durch die Kraft Seines Blutes und Seines Heiligen Geistes jene Kraft, die uns real daran hindert, die (nach wie vor in uns wohnende) Sünde zu vollziehen. In Christus könnte ich zwar jederzeit die Sünde vollziehen – aber Seine Anwesenheit in meinem sterblichen Fleisch wird mich daran hindern, vorausgesetzt ich kooperiere mit dem HERRN. Die einzige Person im ganzen Universum, die die Sünde ein für allemal besiegt hat, ist unbestritten der Herr Jesus Christus. Er hat sie aber für uns besiegt, denn Er hatte ja keine Sünde. Und genau deshalb müss(t)en wir nicht mehr sündigen – wenn wir tatsächlich Menschen in Christus sind – denn außerhalb von Christus wird es niemals einen wahrhaften Sieg über die Sünde geben! Jeder vermeintliche und vorgetäuschte Sieg wäre reine Illusion.