Knackpunkt: der "alte Mensch"

Wo liegt letztlich der Knackpunkt bei diesem Thema? Bei unserem "alten Menschen". Jeder von uns ist naturgemäß ein solches Exemplar, denn wir alle wurden von einem irdischen Vater gezeugt, der uns die satanische Erbschaft der Sünde in die Wiege gelegt hat. Dieser "alte Mensch" ist beim üblichen "Christen" keinesfalls automatisch entmachtet worden, weil verschiedene Voraussetzungen eben fehlen. Theologisch gesehen haben sie im Normalfall die "Taufe" nicht erlebt.

Nun wird es aber schwierig – denn welche "Taufe" ist gemeint? Ich rede weder von der Taufe im Wasser noch von der Taufe in Heiligem Geist. Es ist etwas völlig anderes gemeint. Das im griechischen Grundtext verwendete Verb für "taufen" bedeutet neben dem naheliegenden Gedanken der "Reinigung" in erster Linie "vereinigen, verschmelzen, zwei Personen mit einander verbinden".

Welche beiden Personen sind wohl damit gemeint? Und schon landen wir wieder im Zentrum des Geheimnisses des Christus oder im wahren Evangelium des Christus. Der tiefe Sinn der so genannten "Taufe" ist die völlige Vereinigung oder Verschmelzung eines Menschen mit dem Herrn Jesus Christus – nicht theoretisch, sondern höchst praktisch. Aus Gottes Sicht hat ein Mensch dann die "Taufe" in den Namen Jesus Christus erlebt, wenn Er mit dem Herrn Jesus Christus in seiner persönlichen Erfahrung ganz praktisch mit dem Kreuz, dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi vereinigt worden ist, gewirkt durch die Kraft des Heiligen Geistes. Dadurch wird die Kreuzeserfahrung von Jesus Christus zu meiner eigener Kreuzeserfahrung, Seine Todeserfahrung zu meiner Todeserfahrung und Seine Auferstehungs- oder Auferweckungserfahrung zu meiner Auferweckungserfahrung. Das ist der effektive Sinn der "Taufe", die unser "alte Mensch" zwingend erlebt haben muss. Der Aspekt des Wassers hat dagegen rein symbolischen Charakter. Die Kraft Gottes wirkt nicht im Untertauchen im Wasser, sondern in unserer effektiven Vereinigung mit dem Herrn Jesus Christus, ausgelöst durch den kindlichen Glauben.

Sie werden sich möglicherweise fragen, wo dies im Wort Gottes steht. Natürlich in den drei wesentlichen Paulusbriefen an die Römer, die Epheser und die Kolosser. Darin wimmelt es förmlich von entsprechenden Hinweisen. Und genau diesem Paulus wurde das Geheimnis des Christus (in uns) geoffenbart.

Die Mitkreuzigung des Paulus

Ich werde dies anhand von Gal.2,19b-20 nochmals praktisch (mit Anmerkungen in Klammern) erklären: Ich bin mit Christus gekreuzigt (Paulus hing aber bei der Kreuzigung Jesu nicht zur Seite Jesu, sondern zwei Verbrecher. Aber er hatte es im Glauben begriffen, dass diese stellvertretend für ihn selber dort hingen – aus Gottes Sicht hatte er also damals seine Mitkreuzigung erfahren. Ebenso müssen wir verstehen, dass wir, d.h. unser alter Mensch, ebenfalls wie die beiden Verbrecher vor bald 2000 Jahren mit dem Herrn Jesus gekreuzigt worden sind. Haben wir nun durch Glauben die Mitkreuzigung unseres alten Menschen in unserem Geist, in unserem Herzen, in unserem Sinn und Wesen effektiv erfahren, dann geschieht exakt das, was Paulus dann in Vers 20 als seine persönliche Erfahrung wiedergibt), und nicht mehr lebe ich (der alte Mensch des Paulus), sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe (d.h. die restliche Zeit, in der ich mich noch auf dem Planeten Erde herumbewege), lebe ich im Glauben und zwar im Glauben des Sohnes Gottes (genau übersetzt, d.h. in Seinem Glauben, nicht in meinem!), der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.

Aus diesem zentralen Text kann vieles gefolgert werden – eine entscheidende Wahrheit will ich an dieser Stelle festhalten: Wer diese beschriebene Mitkreuzigung nicht praktisch erlebt hat, trägt in Tat und Wahrheit auch den Herrn Jesus Christus nicht in sich! Er ist eben nur ein "Christ", dessen alter Mensch nicht effektiv entmachtet ist . Folglich lebt und kämpft er ständig aus seiner eigenen Kraft, aus seinem eigenen alten Wesen und aus seiner alten Natur heraus. Und es ist nicht schwierig zu verstehen, dass meine eigenen Handlungen aus meinen eigenen Wesen heraus niemals besser sein werden als mein tatsächlicher Zustand als "alter Mensch" – wie gut und "christlich" ich es auch meinen mag. Nie werden meine Taten besser sein als mein tatsächliches Wesen. Und genau diese Tatsache bringt einen aufrichtigen Menschen endgültig in den Ruin, denn irgendwann wird ihm klar werden, dass er auf diesem Weg das Ziel niemals erreichen wird.

Wie oft hatte ich in meinen ersten Jahren als "Christ" diese Stelle in 1.Joh.3,9 gelesen, bis sie mich fast zur Verzweiflung brachte: ... tut nicht Sünde ... der kann nicht sündigen. Und in Röm.6,2 las ich: Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie werden wir noch in ihr leben? Dies liest sich so klar und logisch – nur verstand ich die Auflösung dieses Geheimnisses nie. Der Schlüssel ist die geistliche Erfahrung der "Taufe" in den Namen Jesus Christus, d.h. die praktische Erfahrung der totalen Lebensvereinigung mit dem Herrn Jesus Christus, die darin endet, dass der Herr Jesus Christus selber mein Leben wird. Wer tatsächlich in Christus ist, wird zuvor in seinem Geist mit Sicherheit diese göttliche Neuzeugung erfahren haben, d.h., dass der himmlische Vater Seinen göttlichen Samen in uns hineingezeugt hat – und dieser Same kann niemand anders sein als der Herr Jesus Christus höchst persönlich, natürlich durch die Wirkung des Heiligen Geistes.

Im Griechischen handelt es sich beim Wort Same aus naheliegenden Gründen um ein genetisches Wort. Deshalb lässt es sich perfekt auf die zentrale geistliche Erfahrung in unserem geistlichen Leben übertragen. Wenn der ewige Gott, der himmlische Vater, tatsächlich Seinen göttlichen Samen in uns hineinzeugen sollte, dann befindet sich Kraft dieses Samens logischerweise das gesamte Erbgut Gottes in uns drin – ein absolut herrlicher Gedanke! Und genau so ist es. Durch diesen verheißenen göttlichen Zeugungsakt trägt ein Mensch in Christus das ganze Erbgut des Herrn Jesus Christus in sich drin. Wer in Wahrheit in Christus ist, trägt als logische Konsequenz dasselbe Leben und Wesen von Jesus Christus in sich drin, das Er gemäss den Evangelien auf dieser Erde auslebte.

Stellen Sie sich vor: Sie tragen das gleiche Leben in Ihrem sterblichen Fleisch, das eh und je in Christus war, ist und immer sein wird (2.Kor.4,10-11). Und dieses Wesen und Leben Christi ist u.a. immer vollkommen, heilig, gerecht, voller Weisheit, ohne Sünde und vieles mehr. Sollte dies tatsächlich zutreffen und möglich sein, so wirkt sich dies im Alltag natürlich sofort höchst praktisch und für das ganze Umfeld ersichtlich aus. Folglich erkennt man im ganz natürlichen Alltag, wenn wir durch Umstände und Menschen unter Druck kommen, in kürzester Zeit, ob wir nur ein "Christ" oder eben ein Mensch in Christus sind. Dies entspricht einer drückenden Logik. Unter Druck wird sich bei einem "Christen" über kurz oder lang stets der "alte Mensch" melden, inkl. seinem gesamten religiösen Fleisch. Dies wird beispielsweise beim Ausleben der so genannten Bergpredigt von Mt.5 sofort praktisch. Wenn der äußere Druck unsere eigenen Kräfte übersteigt, reißen in kurzer Zeit alle "christlichen" Sicherungen und das alte "Raubtier" zeigt seine Zähne.

Was aber geschieht, wenn der Herr Jesus Christus tatsächlich unser Leben ist und wir dann unter Druck gesetzt werden? Der Herr Jesus Christus oder Sein Geist wird sich in und durch uns offenbaren. Gemäss den Aussagen des HERRN verrät die Frucht immer den Zustand eines Baumes. Also wird jeder aufrichtige Mensch schnell herausfinden, ob er nur ein "Christ" ist, oder eben ein Mensch in Christus.

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